Süddeutsche Zeitung

Deutscher Basketball bei Olympia:Das Glück des Weltmeisters

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Die deutsche Nationalmannschaft hat trotz Gastgeber Frankreich eine machbare Vorrundengruppe zugelost bekommen, Ziel ist in Paris ohnehin eine Medaille. Die Frauen dagegen hätten kaum schwerere Gegner erwischen können.

Von Ralf Tögel

Es ist anzunehmen, dass Gordon Herbert noch nichts vom weltberühmten Bayern-Dusel gehört hat. Vielleicht sollte der Basketball-Bundestrainer dennoch daran denken, seinen drei Weltmeistern vom FC Bayern einen kleinen Dankesgruß nach München zu schicken, denn die Auslosung der Gruppen für das olympische Basketball-Turnier in Paris ist für den Weltmeister glücklich verlaufen.

In der Vorrunde, die in Lille ausgetragen wird, treffen die deutschen Basketballer in der Gruppe B auf Gastgeber Frankreich mit dem Basketball-Wunderkind Victor Wembanyama, auf Japan und den Sieger des Qualifikationsturniers im lettischen Riga. Dort balgen sich der Gastgeber sowie Georgien, Montenegro, die Philippinen, Brasilien und Kamerun um den freien Platz in dieser Gruppe.

Wobei man aufgrund der WM im vergangenen September die Letten als Favorit sehen muss, die als Überraschungsteam Deutschland im Viertelfinale beinahe den Titelgewinn versaut hätten. Doch der letzte lettische Wurf ging haarscharf daneben, Deutschland gewann 81:79 - der Rest ist WM-Historie. Bei Olympia reisen die beiden Gruppenbesten sowie die zwei besten Gruppendritten zur K.-o.-Runde nach Paris, eine machbare Aufgabe für Weltmeister Deutschland.

Deutlich schwerer ist die Gruppe A, in der Kanada und Australien aufeinandertreffen, zwei Teams, die sich aus NBA-Spielern zusammensetzen. Dazu kommen die Sieger der Qualifikationsturniere in Spanien und Griechenland. Während es in Valencia auf Ex-Weltmeister Spanien hinauslaufen dürfte, ist der Ausgang in Piräus so spannend wie offen: Neben Neuseeland und Kroatien, beides Basketball-Nationen mit Tradition, spielen die Griechen um Giannis Antetokounmpo und die Slowenen um Luka Doncic, der gerade einen NBA-Rekord nach dem anderen knackt, um das eine Ticket für Lille. Auf einen dieser Topspieler werden die Fans also sicher verzichten müssen.

Die USA sind Titelverteidiger und wollen die WM-Schmach gegen Deutschland tilgen. Dafür haben sich alle NBA-Größen angesagt

Dafür sind die USA in der Gruppe C dabei - und der Titelverteidiger hat bereits angekündigt, mit allen NBA-Größen die Schmach von Manila zu tilgen, als Deutschland die Amerikaner in einem denkwürdigen Halbfinale aus der WM warf. Zudem spielt der WM-Zweite Serbien mit dem ewigen Svetislav Pesic auf der Trainerbank um die K-o-Runde, dazu Südsudan und der Sieger des Qualifikationsturniers in Puerto Rico, wo Italien und Litauen die Favoriten sind.

Gordon Herbert hat eine Medaille in Paris als Ziel ausgerufen, nach EM-Bronze und dem WM-Titel im vergangenen Jahr ein realistisches Vorhaben für sein Team, das den von ihm ausgegebenen Dreijahresplan krönen würde. Kapitän Dennis Schröder, bei der WM zum besten Spieler des Turniers gewählt, hat bereits an das von allen Spielern geleistete Bekenntnis zu diesem Plan erinnert. Der Coach möge also nicht zu viel am Personal um das NBA-Quartett mit Schröder, den Wagner-Brüdern Franz und Moritz sowie Daniel Theis ändern.

Gleichwohl gibt es in Oscar da Silva und Nick Weiler-Babb, der die WM wegen einer Verletzung verpasste, starke Nachrücker. Weiler-Babb spielt im Übrigen für den FC Bayern - und die Rolle von Fortuna ist bei solchen Turnieren nie zu unterschätzen.

Weniger Losglück hatten die deutschen Basketballerinnen, die gegen Olympiasieger und Weltmeister USA, Europameister Belgien und starke Japanerinnen antreten müssen. Der Modus ist derselbe wie bei den Männern, unterschätzen sollte man die deutsche Auswahl um die Sabally-Schwestern Satou und Nyara aber nicht. Das Team von Bundestrainerin Lisa Thomaidis hatte schon bei der erstmals geglückten Olympia-Qualifikation starke Leistungen gezeigt.

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