Süddeutsche Zeitung

Basketballer des FC Bayern:Schwarzer Abend mit Schweigen

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Erst die Schweigeminute für Franz Beckenbauer, dann eine herbe 71:92-Niederlage in der Euroleague gegen Real Madrid: Die Bayern-Basketballer erleben zwei Tage nach dem Tod des Klubidols ein paar düstere Stunden in ihrer eigenen Halle.

Von Sebastian Winter

Wie üblich vor großen Spielen der FC-Bayern-Basketballer floss der Verkehr zäh durch die Siegenburger Straße vor ihrer Heimspielstätte. Auch die bunten Lichtershows, an denen die 6500 Zuschauer in der ausverkauften Halle mittels LED-Plastikarmbändern teilnehmen durften, gab es. Und doch war vieles anders an diesem Dienstagabend, an dem die Münchner in der Euroleague Real Madrid empfingen, die zurzeit wohl beste Basketball-Klubmannschaft des Kontinents.

Es war ja der erste sportliche Auftritt einer Mannschaft des FC Bayern nach dem Tod seines Heiligen, Tag zwei nach Franz Beckenbauer. Und dann kamen ausgerechnet die Königlichen, um dem Kaiser die letzte Ehre zu erweisen.

Alle Spieler trugen seine Nummer 5 auf den Einspielshirts, die Bayern, die Profis aus Madrid, auf ihren Rücken stand Beckenbauer in roter Schrift. Später zeigten sie sich Arm in Arm bei der Schweigeminute unter dem Konterfei der Klubikone, das oben unter dem Hallendach auf dem Videowürfel leuchtete. Ach, der Videowürfel. Er schien später selbst zu trauern, blieb zwischenzeitlich schwarz und wollte den ganzen Abend nicht so recht funktionieren. Und die Homepage der Basketballer: seit Dienstagabend ganz bewusst in Schwarz-Weiß gehalten.

Beckenbauer war nie ein großer Basketball-Enthusiast, anders als der Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der sich mit Präsident Herbert Hainer und den Bayern-Fußballern Jamal Musiala und Alphonso Davies das Spiel live in der Halle ansah. Dafür hatten sich parallel zum Aufstieg der Münchner Basketballer im vergangenen Jahrzehnt auch die gesundheitlichen Schatten schon zu sehr auf ihn gelegt. Die Basketball-Welt verneigte sich dennoch vor jenem Mann, der, weniger mit den Händen als mit seinen Füßen, den Ball zum Leuchten brachte. "Mit Franz Beckenbauer hat uns eine der größten deutschen Persönlichkeiten des Sports leider verlassen", schrieb Dirk Nowitzki beim Kurznachrichtendienst X: "Er hat die letzten Jahrzehnte wie kein anderer auf und außerhalb des Spielfeldes geprägt. Ruhe in Frieden!"

Gespielt wurde in München am Dienstagabend auch noch, Sergio Llull, der spanische Welt- und Europameister, absolvierte sein 1047. Spiel für Real Madrid - Vereinsrekord. Den ersten Höhepunkt reklamierte Münchnens Serge Ibaka für sich, nach 1:45 Minuten flog er zum Dunk. Madrid aber lag schnell mit zehn Punkten vorne, und immer wenn der 2,13-Meter-Mann Ibaka neben Madrids noch acht Zentimeter größerem Walter Tavares stand, sah er aus wie ein schmächtiger Schuljunge. Das Spitzen-Ensemble aus Madrid hatte später auf jeden noch so feinen Angriff der Münchner eine Antwort, letztlich verstummte das Publikum wie vor Beginn des Spiels. 71:92 verloren die Münchner, die zwischenzeitlich nahe herangekommen waren (65:70), aber am Ende chancenlos blieben. Nicht schön, auch was ihre Ambitionen angeht, die nächste Runde im höchsten europäischen Klubwettbewerb zu erreichen. Aber Kaiser Franz hätte wohl auch diese Niederlage ganz nonchalant weggelächelt.

Münchens Trainer Pablo Laso, zwischen 2011 und 2022 Coach von Madrid, gratulierte später seinem früheren Klub - und fand ehrende Worte für jenen Mann, der an diesem Abend im Mittelpunkt stand: "Als wir kleine Kinder waren, haben wir in Vitoria oft zusammen Fußball gespielt. Und jeder von uns wollte Beckenbauer sein."

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