Süddeutsche Zeitung

Deutsche Eishockey Liga:Nummer eins in Europa

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Die DEL verzeichnet in ihrer 30. Saison einen Boom und löst die Schweizer National League an der Spitze der Zuschauertabelle ab. Liga-Chef Tripcke warnt aber: "Wir dürfen jetzt nicht größenwahnsinnig werden."

Von Johannes Schnitzler

Köln, Mannheim, Ingolstadt, Nürnberg, drei ehemalige Meister und ein Gründungsmitglied der Liga: Das wäre eine stattliche Besetzung für ein Halbfinale. Tatsächlich muss dieses Quartett von Sonntag an aber erst einmal um die beiden letzten freien Plätze im Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) miteinander rangeln. Die Augsburger Panther melden einen Zuschauerrekord, die letzten sechs Heimspiele der Hauptrunde waren alle ausverkauft - dabei hatten die Augsburger mit den Play-offs nie etwas zu tun und sind nach einem Vierkampf mit Iserlohn, Frankfurt und Düsseldorf seit Sonntag sportlich abgestiegen. Währenddessen streitet sich DEL-Rekordmeister Berlin bis zum direkten Duell am letzten Spieltag mit den ewig unterschätzten Bremerhavenern darum, wer als Tabellenerster ins Viertelfinale (Start 16. März) einzieht.

Sportliche Ausgeglichenheit, Spannung vom Titel- bis zum Abstiegskampf: Es gibt Gründe dafür, dass die DEL in ihrer 30. Saison einen Zuschauerrekord meldet. 7160 Besucher strömten im Schnitt pro Spiel in die Hallen - damit liegt die höchste deutsche Spielklasse erstmals vor der Schweizer National League (7131) und in Europa an Platz eins; weltweit hat nur die nordamerikanische NHL mehr Zuschauer. Die bereits erwähnten Kölner Haie, gerade einmal im Mittelfeld der Liga zu finden, stellten mit einem Zuschauerschnitt von 16 993 sogar einen Europarekord auf und lösten den 20 Jahre lang unangefochtenen Zuschauermagneten SC Bern an der Spitze ab.

"Wir haben mit über 20 Prozent einen extremen Zuwachs", bilanzierte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke am Donnerstag in einer Medienrunde: "So viel Interesse und Aufmerksamkeit hat das deutsche Eishockey noch nie gehabt." Auch der Medienpartner Telekom verzeichnet Rekordzahlen: 18,5 Millionen Fans verfolgten bei Magentasport live die Hauptrundenspiele - ebenfalls rund 20 Prozent mehr als im Jahr davor. "Als wir aus Covid raus waren, hätten wir das nicht zu träumen gewagt", sagte Tripcke.

Die Nationalmannschaft sei ein "nicer Flankenschutz", sagt Geschäftsführer Tripcke

Eine Trotzreaktion auf die Beschränkungen während der Pandemie? Die wieder erwachte Lust am Live-Erlebnis? Mehr Komfort in den Hallen? Aktivierung neuer Zuschauerpotenziale durch verstärkte Social-Media-Aktivitäten? Den einen entscheidenden Grund für den Boom kann selbst Tripcke nicht identifizieren. Eine Rolle spielt dabei sicherlich der Erfolg der Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren. "Die Nationalmannschaft hilft natürlich", sagt Tripcke mit Blick unter anderem auf WM-Silber 2023 und ergänzt ganz Instagram-like, die DEB-Auswahl sei "ein nicer Flankenschutz". Letztlich aber müsse "das Ticket vor Ort verkauft werden, und da machen die Klubs einen besseren Job als vor Covid".

Der Erfolg gilt Tripcke zugleich als Warnung: "Wir dürfen jetzt nicht größenwahnsinnig werden. Wir dürfen aber auch nicht faul werden." Organisches Wachstum, lautet die Parole. Was die Umsätze der Klubs betrifft, lässt sich dies bestätigen: Schon vor den Play-offs, sagt Tripcke, "gehe ich kein großes Risiko ein, wenn ich sage, dass wir uns auch da weiterentwickeln werden". Er rechne damit, dass die 14 Klubs den avisierten Gesamtumsatz von 150 Millionen Euro "übertreffen werden". Und was die Zuschauer betrifft: Sollte Augsburg tatsächlich absteigen, stehen in Kassel und Krefeld (so denn einer von ihnen Meister der DEL 2 wird) zwei traditionsreiche Bewerber als Aufrücker parat. Und in München hoffen die Verantwortlichen auf einen Schub durch die neue Halle im Olympiapark, in die der Titelverteidiger im Herbst einziehen kann.

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