Süddeutsche Zeitung

Finalisten der Champions League:Die Geldkanone trifft ins Ziel

Lesezeit: 2 min

Mit ManCity und dem FC Chelsea stehen just die Klubs im Champions-League-Finale, die vor der Saison am meisten Geld ausgegeben haben. Die Debatte um Investoren und um die Super League zeigt, dass es strenge Finanzregeln braucht.

Kommentar von Martin Schneider

Bei einem Champions-League-Finale zwischen Manchester City und dem FC Chelsea muss man über Geld reden, es hilft ja alles nichts. Ja, Pep Guardiola und Thomas Tuchel sind herausragende Trainer, beide würden auch aus einer preiswerten Mannschaft etwas Besonderes machen, Tuchel hat das in Mainz bereits bewiesen. Und ja, die banale Kausalität "Viel Geld = viel Erfolg" ist so nicht zu halten, es gibt genügend Gegenbeispiele. Aber, um im Bild zu bleiben, die Wahrscheinlichkeit für Erfolg steigt mit der Geldsumme - und was das angeht, ist Fußball dann eben doch Mathematik.

Mit Chelsea und Manchester City stehen die zwei Teams im Finale der Champions League, die vor der Saison das größte Transferdefizit angehäuft haben. Chelsea hat geschätzte 188 Millionen Euro nur an Ablösesummen ausgegeben, Manchester City 116 Millionen Euro. Guardiola betreut seit Jahren die teuerste Mannschaft Europas, die er mehr oder weniger nach eigenen Vorstellungen beliebig verstärken kann.

Und die, man erinnert sich dunkel, eigentlich für diese Champions-League-Saison gesperrt war, nachdem sie nach Ansicht der Uefa das Financial Fair Play verletzt hat - weil also der Klub zu viel Geld ausgegeben hat. Nur der internationale Sportgerichtshof Cas sah das in einem Prozess, in dem Manchester City zwei Richter bestimmen konnte, anders und hob die Strafe auf - mit 2:1 Stimmen.

Auf der City-Bank sitzen mehr als 400 Millionen Euro Ablöse

Und so toll das Spiel anzusehen ist, so harmonisch die Taktik aussieht und so sehr man sich an Könnern wie N'Golo Kanté oder Kevin De Bruyne erfreuen kann - Guardiola hatte im Halbfinale gegen natürlich auch nicht arme Pariser immer noch Spieler wie Raheem Sterling (63 Millionen Euro Ablöse), Rodri (62 Millionen), Benjamin Mendy (57 Millionen) und Gabriel Jesus (32 Millionen) nicht auf dem Feld, nein: auf der Bank. Bei Chelsea saßen da der Ersatztorhüter Kepa (80 Millionen), Christian Pulisic (64 Millionen) und Hakim Ziyech (40 Millionen).

Mit Phil Foden, Oleksandr Zinchenko und Mason Mount stehen zwar auch Eigengewächse und vergleichsweise günstige Spieler in der Startelf - aber so ein Talent entwickelt sich natürlich risikoloser, wenn eine teure Spitzenkraft im Notfall bereitsteht.

Dass Spieler unanständig viel Geld kosten, ist nun weder neu noch schockierend, aber mehr als 400 Millionen Euro nur an Ablöse auf der Ersatzbank? Das ist eben das Ergebnis, wenn man mit der Geldkanone um sich ballern kann. Wenn man trifft: super. Wenn man nicht trifft: nächster Schuss.

Aber die aktuelle Saison zeigt noch mal, dass strenge Regeln zu Ausgaben kein romantisch-sozialistischer Gedanke sind, sondern dringend notwendig, um die Integrität des Wettbewerbs aufrechtzuerhalten. Wohin es führt, wenn Investoren die alleinige Kontrolle über Klubs haben, das hat der europäische Fußballverband Uefa gerade in der Super-League-Woche erfahren müssen. Und eine unbegrenzte Freigabe aller Geldströme gibt natürlich denen Macht, die die Geldströme kontrollieren. Daran dürfte aktuell eigentlich kein Interesse bestehen.

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