Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Stuttgart taumelt Richtung zweite Liga, Fans stürmen den Platz

Lesezeit: 3 min

Der VfB Stuttgart kommt dem ersten Abstieg seit 41 Jahren immer näher. Nach einer im zweiten Durchgang erschreckend schwachen Leistung verlor der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga mit 1:3 (1:1) gegen den FSV Mainz 05. Kapitän Christian Gentner (6. Minute) hatte die Schwaben vor 60 000 Zuschauern zwar früh in Führung gebracht. Yunus Malli (37.), Jhon Cordoba (53.) und Youngster Karim Onisiwo (77.) drehten die Partie aber zugunsten des FSV und sicherten dem Club damit die Teilnahme am Europapokal.

Nach dem Spiel stürmten Stuttgarter Anhänger den Fußballplatz und sorgten für chaotische Szenen. Ein paar Hundert Anhänger versammelten sich vor dem Spielertunnel. Ordner und Sicherheitspersonal waren mit der Situation völlig überfordert, so dass immer mehr Zuschauer auf den Rasen kamen. Während das komplette Team des Tabellenvorletzten zunächst im Kabinengang verschwunden war, stellten sich Kapitän Gentner und seine Teamkollegen nach einigen Minuten den giftigen Fans und versuchten sich im Dialog. Die rund Hundert mit neongelben Westen gekleideten Sicherheitskräfte schauten dem chaotischen Treiben zu und griffen nicht ein.

Die Mannschaft von Trainer Jürgen Kramny hat nach der zehnten Heimpleite in dieser Saison, was einen Vereinsnegativrekord bedeutet, dagegen kaum noch Chancen auf den Klassenverbleib. Die Stuttgarter müssen am kommenden Samstag in Wolfsburg gewinnen und auf eine Niederlage von Werder Bremen oder eine hohe Niederlage von Eintracht Frankfurt hoffen, um noch den Relegationsrang erreichen zu können.

Frankfurt schlägt Dortmund

Bremen muss ebenfalls bis zum Schluss zittern. Nach dem 0:0 beim 1. FC Köln benötigt der viermalige deutsche Fußballmeister im Abstiegsgipfel am kommenden Samstag gegen Eintracht Frankfurt einen Sieg, um sich auf jeden Fall noch zu retten. Fünf Tage nach dem glanzvollen 6:2 gegen Stuttgart gelang der Elf von Trainer Viktor Skripnik am Samstag kein Treffer - und nun ist der Showdown da: Werder hat vor dem letzten Bundesligaspieltag als 16. nun 35 Punkte, die Hessen als 15. haben einen Zähler mehr.

Auch Eintracht Frankfurt ist noch nicht gesichert, hat allerdings Vizemeister Borussia Dortmund geschlagen und steht nach dem dritten Sieg in Serie dicht vor dem Klassenerhalt. Mit nun 36 Punkten kletterten die Hessen nach dem 1:0 (1:0) am Samstag auf den 15. Tabellenplatz, am letzten Spieltag in Bremen reicht der Eintracht nun sogar schon ein Punkt zur vor Wochen kaum möglich gehaltenen Rettung. Vor 51 500 Zuschauern in der ausverkauften Commerzbank-Arena erzielte Stefan Aigner in der 14. Minute den Siegtreffer für Frankfurt. Aigner hatte schon vor einer Woche im Derby bei Darmstadt 98 den entscheidenden Treffer erzielt.

Die TSG Hoffenheim hat sich trotz eines schwachen Auftritts und einer Niederlage in Hannover den Klassenerhalt gesichert. Die Hoffenheimer unterlagen Absteiger Hannover 96 0:1 (0:1), profitierten aber von den Patzern der Konkurrenz. 96-Coach Daniel Stendel holte dank des Tores von Hiroshi Kiyotake (28.) die Punkte sechs bis acht als Trainer der Profis.

Der Ex-Berliner Sandro Wagner hat Darmstadt 98 ausgerechnet im Olympiastadion den Klassenverbleib gesichert. Der Stürmer nutzte in der 83. Minute seine Gelegenheit aus Nahdistanz zum 2:1 (1:1) des Aufsteigers gegen Hertha BSC. Die Berliner bleiben damit auch im siebten Pflichtspiel in Serie ohne Sieg. Zwar sah Wagner fünf Minuten nach seinem Treffer noch die Gelb-Rote Karte, doch dem Jubel der Gäste konnte das keinen Abbruch tun.

Der Hamburger SV kann trotz einer 0:1 (0:0)-Pleite gegen den VfL Wolfsburg beruhigt die Planungen für seine 54. Bundesliga-Saison vorantreiben. Das Team von Trainer Bruno Labbadia ist von den Kellerteams nicht mehr einzuholen.

Augsburg stoppt Schalke

Borussia Mönchengladbach hat die Champions-League-Playoffs fast sicher. Das Team von Trainer André Schubert besiegte Bayer Leverkusen verdient mit 2:1 (1:1) und verteidigte Platz vier mit dem besten Torverhältnis aller Mitbewerber. André Hahn (43./79.) traf doppelt für die "Fohlen", die zum siebten Mal in Serie zu Hause gewannen. Charles Aránguiz (20.) hatte die bereits für die Fußball-Königsklasse qualifizierte Bundesliga-Werkself zuvor in Führung gebracht. Leverkusen verpasste durch die erste Niederlage nach sieben gewonnen Partien einen Vereinsrekord - acht Siege in Serie hätten eine Club-Bestmarke bedeutet.

Ausgerechnet im pikanten Duell mit dem potenziellen neuen Trainer Markus Weinzierl hat Schalke 04 einen entscheidenden Dämpfer für seine Hoffnungen auf die Champions-League-Qualifikation kassiert. Die Königsblauen kamen im Rennen um Rang vier nur zu einem 1:1 (0:0) gegen den FC Augsburg, der mit dem Punktgewinn den Klassenerhalt perfekt machte und dessen Coach seit Wochen als Nachfolger für den umstrittenen Schalke-Trainer André Breitenreiter gehandelt wird.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2983941
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/sid/fued
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.