Süddeutsche Zeitung

Proteste in Venezuela:Zahlreiche Verletzte bei Ausschreitungen in Venezuela

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Wieder protestieren Menschen gegen die chaotischen Zustände in Venezuela, wieder gibt es zahlreiche Verletzte. Dieses Mal ist auch ein bekannter Oppositionspolitiker darunter, es handelt sich um Henrique Capriles, den Gouverneur des Bundesstaates Miranda. Er sei von einem Polizisten ins Gesicht geschlagen worden, sagte Capriles am Montag. Drei seiner Mitarbeiter seien zudem von Gummigeschossen getroffen worden. Die Regierungsgegner hatten am Montag einen Gedenkmarsch durch die Hauptstadt Caracas veranstaltet, mit dem sie der 60 Menschen gedenken wollten, die bei der jüngsten Protestwelle gegen den diktatorisch regierenden Staatschef Nicolás Maduro ums Leben gekommen waren.

Der oppositionelle Abgeordnete Carlos Paparoni erlitt bei dem Marsch eine Kopfverletzung, als er vom Strahl eines Wasserwerfers auf die Straße geschleudert wurde. Insgesamt wurden bei den Protesten am Montag nach Angaben der Opposition 16 Menschen verletzt. In weißen Hemden und mit weißen Fahnen gedachten in der Hauptstadt Caracas zahlreiche Demonstranten der 60 Menschen, die bei den jüngsten Protesten gegen die Regierung ums Leben kamen. Die Polizei stoppte den Gedenkmarsch zum Sitz des Ombudsmanns und setzte Tränengas und Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein.

"Die Stunde des Wandels in Venezuela ist gekommen"

"Das ist kriminelles Verhalten", sagte der oppositionelle Abgeordnete Luis Florido. "Es war ein Überfall. Aber wir werden die Proteste fortsetzen und ausweiten, denn die Stunde des Wandels in Venezuela ist gekommen."

Der nun verletzte Capriles ist einer der prominentesten Regierungsgegner in Venezuela. Vor knapp zwei Wochen hinderten ihn die Behörden an einer Reise in die USA, wo er dem Menschenrechtskommissariat der Vereinten Nationen über die jüngsten Gewalttaten bei den Protesten gegen die Regierung berichten wollte.Zudem war ihm zuletzt das passive Wahlrecht entzogen worden. Für 15 Jahre darf er sich nun nicht um öffentliche Ämter bewerben. Capriles galt als aussichtsreicher Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2018.

Maduro sieht feindliche ausländische Kräfte am Werk - Anhaltspunkte dafür gibt es nicht

Seit Anfang April gehen in Venezuela fast täglich Menschen auf die Straße, um gegen eine Aushöhlung der Demokratie unter dem sozialistischen Staatschef Nicolás Maduro zu protestieren. Auslöser der Protestwelle war die zeitweise Entmachtung des Parlaments, das von Regierungsgegnern kontrolliert wird.

Maduro wirft der Opposition vor, gemeinsam mit dem Ausland einen Sturz seiner Regierung zu planen. Der angeschlagene Staatschef sagte, er werde vor den Demonstranten nicht einknicken. Die Opposition verweigere den Dialog, während er die Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung vorgeschlagen habe. "Entweder sie wählen der Weg des Friedens oder den Weg des Krieges, der Gewalt - bis zur Niederlage", sagte Maduro am Montag. Die US-Regierung habe der venezolanischen Opposition den Befehl erteilt, Venezuela zu "zerstören und niederzubrennen". Es ist nicht das erste Mal, dass der diktatorisch regierende Maduro versucht, ausländische Kräfte für die chaotischen Zustände in Venezuela verantwortlich zu machen. Anhaltspunkte dafür, dass seine Aussagen stimmen, gibt es nicht.

Venezuela leidet seit Jahren unter einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise, die sich zuletzt verschärft hat. Regierung und Opposition stehen sich unversöhnlich gegenüber. Aus Mangel an Devisen fehlt es im ölreichsten Land der Welt zudem an Lebensmitteln, Medikamenten und Dingen des täglichen Bedarfs.

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