Süddeutsche Zeitung

Luftangriffe gegen IS:Teheran dementiert Berichte aus dem Pentagon

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Iran dementiert, Angriffe auf IS zu fliegen

Iran greift nach Angaben der USA nun auch aktiv in den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) ein. Washington habe Hinweise darauf, dass iranische Kampfjets "in den vergangenen Tagen" im Osten des Landes IS-Ziele bombardiert hätten, sagte Pentagonsprecher John Kirby. Es handle sich um F-4-Phantom-Kampfjets. Die Einsätze seien nicht mit der US-geführten Koalition gegen den IS abgestimmt gewesen, so Kirby weiter. Es war das erste Mal, dass die USA bestätigten, dass Iran Luftangriffe im Irak fliegt.

Iran hat den Bericht des Pentagons als "nicht genau, daher auch nicht korrekt" bezeichnet. "Die iranische Strategie (zur Bekämpfung des IS) hat sich nicht geändert", sagte Außenamtssprecherin Marsieh Afcham. Ein hochrangiger Regierungsbeamter dementierte die Meldung: "Iran war nie an irgendwelchen Luftschlägen gegen IS-Ziele im Irak beteiligt", sagte der Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters.

"Irgendeine Form der Kooperation mit den USA bei solchen Luftschlägen kommt außerdem für den Iran nicht infrage", sagte der Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte. Bislang unterstützt Teheran die Regierung in Bagdad im Kampf gegen die radikalen sunnitischen Aufständischen des IS mit Waffen und Ausbildern.

Der arabische Sender Al-Dschasira hatte kürzlich Aufnahmen veröffentlicht, auf denen mutmaßlich F-4-Kampfjets zu sehen waren, wie sie die iranische Luftwaffe benutzt. Nach Informationen des Senders haben die Jets Ziele in der ostirakischen Provinz Dijala angegriffen, die unweit der Grenze zu Iran liegt.

Pentagon-Sprecher Kirby hatte zuvor am Dienstag auf einer Pressekonferenz gesagt, dass es in der Verantwortung der irakischen Regierung liege, den eigenen Luftraum zu verwalten. Die USA stimmten ihre Luftangriffe auf irakischem Gebiet mit der Regierung in Bagdad ab, sagte er. Mit Teheran werde man aber nachwievor nicht zusammenarbeiten: "Es hat sich nichts an unserer Politik geändert, dass wir unsere militärischen Aktivitäten nicht mit den Iranern koordinieren."

Anti-IS-Koalition berät in Brüssel über weiteres Vorgehen

Das weitere Vorgehen gegen den IS ist Thema in Brüssel, wo Vertreter aus 58 Staaten auf Einladung von US-Außenminister John Kerry im Nato-Hauptquartier zusammengekommen sind. Neben der Fortsetzung der Luftangriffe soll auch über Möglichkeiten diskutiert werden, wie der Zustrom ausländischer Kämpfer in die Reihen der Extremistenmiliz gestoppt und den Dschihadisten finanziell das Wasser abgegraben werden kann. Ein weiteres Thema ist humanitäre Hilfe für Flüchtlinge, die vor den Kämpfen fliehen mussten.

"Der IS ist eine Bedrohung und eine Gefahr für die Werte von uns allen", sagte Kerry zu Beginn des Treffens. Er sei froh, dass sich innerhalb von nur zweieinhalb Monaten mehr als 60 Staaten und Institutionen der Koalition angeschlossen hätten. Der Kampf werde so lange dauern, wie es notwendig sei - vermutlich Jahre.

Zu dem Bündnis gehören neben Nato-Ländern wie Deutschland und den USA auch islamische Länder wie Saudi-Arabien oder die Türkei. Die Koalitionspartner unterstützen unter anderem die einheimischen IS-Gegner im Irak und in Syrien mit Waffen oder bombardieren Stellungen der Extremisten. Der Iran gehört nicht zu dem Bündnis, da sich die USA bisher gegen eine Beteiligung Teherans gesträubt haben. Deutschland wird durch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) vertreten.

Irak dementiert die Festnahme einer Ehefrau von IS-Anführer Baghdadi

Der Irak hat Berichten über die Festnahme einer Ehefrau von IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi widersprochen. Die im Libanon aufgegriffene Irakerin sei nicht mit Baghdadi verheiratet, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Frau namens Sadscha Abdul Hamid al-Dulaimi sei die Schwester eines Mannes, der im Irak im Gefängnis sitze und wegen der Beteiligung an Bombenanschlägen zum Tode verurteilt sei. Baghdadi habe zwei Ehefrauen, aber keine Frau mit diesem Namen. Vertreter der libanesischen Sicherheitsbehörden hatten am Dienstag erklärt, Ende November eine Frau und ein Kind des IS-Chefs bei der Einreise aus Syrien festgenommen zu haben.

Weitere Peschmerga-Kämpfer reisen nach Kobanê

Ein schwer umkämpfter Ort in Syrien ist seit Monaten die Kurdenstadt Kobanê an der Grenze zur Türkei. Wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstag meldete, reiste am Vorabend eine zweite Gruppe kurdischer Peschmerga-Kämpfer aus dem Irak über die Türkei nach Nordsyrien, um dabei zu helfen, Kobanê gegen den IS zu verteidigen. Die etwa 150 Kämpfer hätten weitere Waffen und Munition im Gepäck, hieß es. Die Türkei hatte Ende Oktober eine erste Gruppe von ebenfalls etwa 150 Kämpfern über ihr Staatsgebiet nach Kobanê reisen lassen.

USA und Irak bilden Sunniten für Kampf gegen IS aus

Die Armeen der USA und des Irak bildeten nach Angaben aus US-Regierungskreisen bislang im Irak zudem etwa 2000 Sunniten für den Kampf gegen den IS aus. Die Ausbildung findet unter anderem am Luftwaffenstützpunkt Al-Assad in der Provinz Anbar statt. Ziel der schiitisch geführten irakischen Regierung sei es, mehr sunnitische Stammeskämpfer in den Kampf gegen den radikalsunntischen IS einzubinden, sagte ein US-Vertreter am Dienstag.

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