Süddeutsche Zeitung

USA: Ex-Präsident mit Memoiren:Bush preist seine Foltermethoden

Lesezeit: 3 min

Fast zwei Jahre hat George W. Bush geschwiegen, nun meldet er sich zu Wort. Der frühere US-Präsident rechtfertigt in seinen Memoiren den Foltereinsatz, rechnet mit Schröder ab und räumt einen Fehler ein.

Seine Memoiren brauchen Publicity, und so meldet sich George W. Bush mit einigen kräftigen Wortmeldungen zurück.

Der frühere US-Präsident hat zum Beispiel Folterpraktiken im US-Gefangenenlager Guantánamo verteidigt. Das dort angewandte sogenannte Waterboarding bezeichnete er in einem Interview der Londoner Zeitung The Times als moralisch vertretbar, legal und effizient. Ohne die Anwendung "erweiterter Verhörmethoden" hätte es weitere Angriffe von Terroristen auf die USA gegeben.

Der Guardian druckte am gleichen Tag Auszüge aus Bushs Erinnerungen Decision Points. Darin wiederum beschreibt er Waterboarding als "effektive Methode", die eine große Menge an Informationen gebracht habe. So hätten geplante terroristische Angriffe auf den Londoner Flughafen Heathrow sowie auf mehrere US-Ziele in- und außerhalb der USA abgewendet werden können. "Drei Leute wurden Waterboarding unterzogen und ich glaube, dass diese Entscheidung Leben gerettet hat", gibt sich Bush überzeugt.

Beim Waterboarding wird Wasser über das Gesicht eines Häftlings gegossen, der auf einem leicht kopfüber geneigten Brett liegt. Der Gefolterte, bei dem ein Würgereflex ausgelöst wird, leidet Qualen wie ein Ertrinkender.

Nach Geheimdienstberichten sind die so behandelten Gefangenen oft nach Sekunden zur Aussage bereit. Kritiker der Foltermethoden verweisen jedoch darauf, dass die Häftlinge bereit sein könnten, mögliche Vergehen zu erfinden oder falsche Namen zu nennen, um den Qualen zu entgehen.

Beim mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001, Chalid Scheich Mohammed, wurde die Prozedur 183 Mal ausgeführt - George W. Bush persönlich hatte sie angeordnet.

Zerrüttetes Verhältnis zu Gerhard Schröder

Scharf kritisiert Bush in seinen Memoiren den früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder. Das Zerwürfnis über den Irak-Krieg habe sein Verhältnis zu Schröder zerrüttet. "Ich schätze persönliche Diplomatie und lege viel Wert auf Vertrauen. Als dieses Vertrauen verletzt wurde, war es schwierig, noch einmal eine konstruktive Beziehung zu haben." Schröder sei "einer der am schwierigsten zu durchschauenden Staatsmänner" gewesen, mit denen er als Präsident zu tun hatte.

Besonders beleidigend seien Äußerungen der damaligen Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) gewesen, die Bush im Wahlkampf in die Nähe von Hitler gerückt hatte. "Ich war schockiert und wütend", erinnert sich Bush. "Man kann sich kaum etwas Beleidigenderes vorstellen, als von einem deutschen Regierungsvertreter mit Hitler verglichen zu werden." Danach habe er seine Kontakte zu Schröder auf das Nötigste reduziert.

Voller Lob redet Bush dagegen über den ehemaligen britischen Premier Tony Blair. Mit Blick auf den umstrittenen Einmarsch in den Irak 2003 lobte der 64-Jährige im Gespräch mit der Times, die seinem politischen Gesinnungsgenossen Rupert Murdoch gehört, die bedingungslose Unterstützung aus Großbritannien. Er habe Blair angesichts eines drohenden Misstrauensvotums kurz vor dem Krieg geraten, seine Unterstützung zu überdenken, sagte Bush.

"Ich wollte Tony und seine Weisheit und sein strategisches Denken lieber als Premierminister eines starken und wichtigen Alliierten anstatt die Regierung zu verlieren." Blair habe aber nicht gezögert, seine Unterstützung zu bekräftigen. "Ich bin dabei", habe er gesagt. "Wenn es mich die Regierung kostet, bitte."

Seit dem Ende seiner Amtszeit im Januar 2009 hatte sich Bush praktisch aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Mit der Buchveröffentlichung kehrt er ins Rampenlicht zurück, US-Medien reißen sich um Interviews mit dem Ex-Präsidenten. Von dem 497 Seiten starken Buch sind in erster Auflage etwa 1,5 Millionen Exemplare gedruckt worden.

Zum Sturz des irakischen Machthabers Saddam Hussein und der vergeblichen Suche nach Massenvernichtungswaffen in dem Land schreibt er laut den vom Sender NBC veröffentlichten Auszügen: "Niemand war geschockter oder wütender als ich, als wir keine Waffen fanden." Ihn befalle "jedes Mal ein übles Gefühl", wenn er an diesen Fehlschlag denke. Trotzdem sei er weiterhin überzeugt, dass "die Welt nun besser ohne Saddam Hussein an der Macht dasteht".

Ein kleines Eingeständnis

Als Makel bezeichnete der 43. Präsident der USA jedoch, bereits kurz nach Beginn des Krieges einen Sieg erklärt zu haben. Damals war er an Bord des Flugzeugträgers USS Abraham Lincoln vor einem Banner mit den Worten "Mission accomplished" (Mission erfüllt) aufgetreten. Wenig später weitete sich die Gewalt im Irak aus. "Das war natürlich ein Fehler."

In dem Interview mit dem NBC-Moderator Matt Lauer sprach Bush auch erstmals seit dem Ende seiner Amtszeit über andere Wegmarken in seiner Präsidentschaft, darunter den Hurrikan Katrina, der 2005 erhebliche Verwüstungen in den Südstaaten, vor allem in und um New Orleans anrichtete, die Terroranschläge vom 11. September 2001 oder die schwere Finanzkrise von 2008.

Der Ex-Präsident gestand ein, "gelegentlich" Fehler gemacht zu haben, bezeichnete seine wichtigsten Entscheidungen überwiegend als richtig. Er hoffe, dass seine Präsidentschaft als Erfolg in die Geschichte eingehen werde, sagte George W. Bush.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1021359
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/AFP/mati
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.