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Wladimir Putin:Kommt er? Kommt er nicht?

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Im asiatischen Raum ballen sich bald die Gipfeltreffen, jedes eine prominente Bühne für Staatenlenker. Will auch Putin ins Rampenlicht - und wenn ja, wo?

Von David Pfeifer, Bangkok

Wie bei jeder guten Party hängt das Gelingen von den Gästen ab - und noch ist nicht ganz klar, wer wohin kommt. Der indonesische Präsident Joko Widodo ließ vor einigen Tagen durchblicken, er habe nicht mehr den Eindruck, dass Wladimir Putin nach Bali kommen wolle, wo am kommenden Dienstag das G-20-Treffen startet. Widodo ist Schirmherr des Gipfels und hat den russischen Präsidenten zwar nicht aus-, aber Wolodimir Selenskij eingeladen.

Selenskij signalisierte, teilnehmen zu wollen, schränkte allerdings vergangene Woche ein: "Falls der Führer der Russischen Föderation teilnimmt, nimmt die Ukraine nicht teil." Putin wiederum sollte quasi als Ehrengast der am kommenden Mittwoch beginnenden "Apec 2022" in Bangkok erscheinen, wie die thailändische Regierung schon vor Wochen meldete. Russland ist Mitglied der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft Apec, die USA sind es aber auch - und Gastgeber Thailand ist wegen der Absage von US-Präsident Joe Biden angeblich verstimmt.

Dabei ist Biden durchaus auf Reisen. Nach dem internationalen Klimagipfel in Ägypten fliegt er am Samstag nach Phnom Penh zu einem Treffen der südostasiatischen Asean-Staaten, das von diesem Donnerstag an in Kambodscha stattfindet. Es folgt das jährliche "Asean plus 3"-Treffen mit China, Japan und Südkorea. Sowie die angesetzten Asean-Einzelgipfel mit Kanada, den USA und auch mit Russland. Im Mai waren die Staatschefs bereits nach Washington zu Joe Biden gereist, nun folgt die Gegenvisite. Dass Putin kommt, wenn Biden da ist, gilt allerdings als sehr unwahrscheinlich.

Völlig isoliert wäre Putin auf keinem der Treffen

Beim Asean-Treffen ist die Frage der Gästeliste ebenfalls sensibel. Zumal auch Myanmar eigentlich Mitglied ist, aber nicht mehr eingeladen wird, weil sich einige der Staatsoberhäupter weder mit der Junta noch mit der Schattenregierung an einen Konferenztisch setzen wollen. Dass aber die Situation in Myanmar, mehr als eineinhalb Jahre nach dem Putsch, wieder Thema bei dem Treffen sein wird, ist zu erwarten.

Anschließend wird Joe Biden weiter nach Bali reisen, wo er die Staatschefs der G-20-Mitgliedstaaten trifft. Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, die Türkei - sie alle werden vertreten sein, nur eben Russland wohl nicht. Offen blieb auch die Frage, ob es in dem abgeschotteten Hotelstädtchen Nusa Dua, im Süden der Insel, das sich seit Monaten auf das Gipfeltreffen vorbereitet, zu einem separaten Treffen zwischen Joe Biden und Xi Jinping kommen wird. Im Westin Resort, dem Haupttagungshotel mit Konferenzzentrum, gibt es neben dem großen Saal reichlich Verhandlungsräume, in die sie sich zurückziehen könnten.

Und Gesprächsstoff gibt es ebenfalls reichlich, allen voran der russische Krieg gegen die Ukraine. Aber auch Taiwan, Nordkorea, der Klimawandel. Bei vielen dieser Themen haben die asiatischen Länder einen sehr anderen Blick auf die Welt als die westlichen. China ist derzeit der größte Energieeinkäufer Russlands. Putin wäre weder beim G-20-Gipfel völlig isoliert noch beim Asean-Treffen oder der Apec-Konferenz.

Die Mitglieder dieser Bündnisse überschneiden sich, weswegen einige Staatschefs am kommenden Mittwoch direkt nach Thailand weiterreisen werden. 25 000 Polizisten hat die thailändische Regierung nach Bangkok beordert. Im Gegensatz zu Bali, wo nur der Flugverkehr für einige Stunden aussetzen wird, kommt man derzeit kaum noch durch die Millionenmetropole, weil wichtige Verkehrsadern für Delegationsgruppen gesperrt werden.

Es kann also sein, dass Wladimir Putin die Bühne der G 20 Wolodimir Selenskij überlässt, weil er sich den erwartbaren Angriffen westlicher Staatschefs nicht aussetzen will. Dass er aber dafür zum Apec-Gipfel reist, um dort seine Sicht auf die Welt darzulegen. Bestätigt hat der Kreml bislang weder das eine noch das andere.

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