Süddeutsche Zeitung

Reden wir über:Sprachrohr der Bürgermeister

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Stefan Fadinger hat die Spitzenfunktion von Michael Grasl übernommen.

Interview von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

In Gaißach ist Stefan Fadinger (CSU/Freie Wählergemeinschaft) seit Juli 2021 Bürgermeister. Neun Jahre lang war er Stellvertreter des bisherigen Bürgermeistersprechers Michael Grasl (Freie Wähler) aus Münsing. Am 17. Mai haben beide ihre Funktionen getauscht. In seiner neuen Rolle als Bürgermeistersprecher vertritt der 52-jährige Stefan Fadinger nun die Interessen aller 21 Rathaus-Chefs im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen nach außen. Im Gespräch schildert er, was die neue Rolle für ihn bedeutet und welche Aufgaben das mit sich bringt.

SZ: Herr Fadinger, als Stellvertreter hatten Sie neun Jahre Zeit, sich auf Ihre neue Rolle vorzubereiten. Wie besonders ist der Schritt nach ganz oben?

Stefan Fadinger: Die Situation ist entstanden, weil Michael Grasl gesagt hat, dass er als Bürgermeistersprecher nicht weiter zur Verfügung steht. Es gab dann kollegiale Anfragen der anderen Bürgermeister, ob ich mir nicht vorstellen könnte, die Funktion zu übernehmen. Mit Michael Grasl habe ich schon recht gut zusammengearbeitet. Es ist jetzt praktisch ein Tausch zwischen der ersten und zweiten Position, also kein ganz neues Gefühl.

Aber ist es nicht doch ein Akt besonderer Wertschätzung, als Bürgermeistersprecher ausgewählt zu werden?

Ich würde meine Funktion jetzt nicht so herausheben. Ich sehe mich als Sprecher in der Gemeinschaft der Bürgermeister. Ich habe schon überlegt, ob ich das mache. Man weiß ja im Positiven wie im Negativen, was auf einen zukommt.

Was sind denn die Aufgaben eines Bürgermeistersprechers?

Es ist eine Art Vermittlerrolle. Ein Bürgermeistersprecher muss relativ viel organisatorische Dinge erledigen, etwa was Fortbildungen, Seminare und Vorträge betrifft. Es geht um das kollegiale Miteinander auch einschließlich der ehemaligen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Ein Bürgermeistersprecher ist das Bindeglied zwischen den Rathaus-Chefs, dem Landratsamt und den Stimmkreisabgeordneten.

Vor der Wiederwahl als Gaißacher Bürgermeister im Jahr 2020 wurden Sie von allen vier Gruppierungen im Gemeinderat unterstützt. Kann so eine überparteiliche Bestätigung auch bei Ihrer neuen Aufgabe helfen?

Auf alle Fälle. Auch unter den Kommunen stand schon in der Vergangenheit im Vordergrund, möglichst viele Interessen unter einen Hut zu bringen. Dies kann natürlich nicht immer gelingen, aber insgesamt gibt es eine konstruktive und solidarische Zusammenarbeit. Im Endeffekt sind es sehr ähnliche Probleme und Nöte, die die Kommunen gegenüber der Regierung und derzeit vor allem gegenüber der Bundesregierung bewegen.

Welche denn?

In erster Linie das Thema Energie, das heißt Flächen zur Energiegewinnung. Es geht um die Windenergie und Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Im Landkreis gibt es ja viele Schutzgebiete. Das führt zu Zielkonflikten. Generell geht es darum, was wir für Flächen für die Natur, für die landwirtschaftliche Produktion usw. brauchen. Dieser Konflikt beschäftigt jede unserer Zusammenkünfte. Ein ganz wichtiges Thema ist auch die Unterbringung von Asylbewerbern. Leider werden die Kommunen in dieser Sache nicht gehört. Es geht ja auch um die Folgen, etwa wie wir unter diesen Umständen die Kinderbetreuung bewerkstelligen sollen. Wohnen im Ballungsraum spielt auch noch eine große Rolle. Wohnungen zur Verfügung zu stellen, ist noch die einfachere Variante. Das zweite Thema ist Wohnungseigentum für die einheimische Bevölkerung. War es früher möglich, als Krankenschwester oder Handwerker sich ein Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte finanzieren zu können, ist das heute undenkbar. Uns Gemeinden sind da die Hände gebunden, obwohl wir die Leute vor Ort brauchen, auch damit Sport- und Traditionsvereine weiter existieren können, und um das Leben in unseren Kommunen mitzugestalten.

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