Süddeutsche Zeitung

Schädlinge:Der Borkenkäfer lauert

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Wird es wärmer, droht er die Bäume zu befallen. In Königsdorf hat sich zudem ein gefährlicher Pilz breitgemacht.

Von Ingrid Hügenell, Bad Tölz-Wolfratshausen

Auf heiße, trockene Sommer folgen häufig Jahre, in denen sich Baumschädlinge explosionsartig vermehren. Für Fichten sind vor allem die Borkenkäfer-Arten Buchdrucker und Kupferstecher gefährlich, die Stämme beziehungsweise Kronen befallen. Die erwachsenen Tiere bohren sich durch die Rinde in den Bast, das ist die Schicht zwischen Borke und Holz, in der die Nährstoffe transportiert werden.

Dort legen sie ihre Eier. Die Larven sitzen im Bast, der stark zuckerhaltige Saft ist sehr nahrhaft. Wird die Bastschicht durch die fressenden Larven und Käfer zu stark geschädigt, stirbt der Baum ab. Gesunde Fichten können sich gegen den Käferbefall zu Wehr setzen, indem sie Harz produzieren. Sind die Bäume geschwächt oder vermehren sich die Käfer massenhaft, werden sie zur echten Gefahr.

Momentan sitzen die erwachsenen Borkenkäfer noch im Boden. "Sobald es einige Tage wärmer ist als 18 Grad, fliegen sie aus", erklärt Forstdirektor Wolfgang Neuerburg - und befallen die schwächelnden Fichten. "Die Gefahr ist heuer sehr groß", sagt Neuerburg besorgt.

Kurzfristig hilft es, befallene Bäume zu fällen und zu entrinden, wodurch die Larven sterben. Langfristig sinnvoller ist es, statt Fichtenmonokulturen vielfältige Mischwälder anzubauen.

Doch auch andere Schädlinge können ganze Baumarten bedrohen. Pilze könnten durch die Klimaerwärmung plötzlich sehr gefährlich werden, erklärt Neuerburg. Dazu zählen die Schlauchpilze, die an Eschen die gefährliche Triebkrankheit auslösen. Ulmen werden durch einen anderen Schlauchpilz stark geschädigt, der aus Nordamerika eingeschleppt wurde.

Nicht nur in Geretsried werden Bäume gefällt. Im Wasserschutzgebiet Königsdorf-Wiesen müssen die dortigen Fichten weichen, denn sie sind sowohl vom Borkenkäfer und als auch vom Pilz Hallimasch geschädigt. Der Hallimasch, der in sogenannten "Hexenringen" um Bäume wächst, gilt als begehrter Speisepilz, obwohl er giftig ist, wenn er unzureichend gegart wurde. Doch auch die Bäume, um die herum er sich ausbreitet, kann er schädigen. Denn er lebt eigentlich von totem Holz, kann aber parasitisch werden. Millimeterdicke Fäden schiebt er durchs Erdreich, die Rhizomorphe.

Sie können mehrere Meter lang werden und bilden ein zusammenhängendes Geflecht, das man Myzel nennt. Mit den Pilzfäden dringt er in geschwächte Bäume ein und saugt ihnen Wasser und Nährstoffe ab. Der Pilz befällt fast alle Baumarten und ist sehr erfolgreich. Das größte bekannte Lebewesen auf der Erde ist ein Hallimasch. Er ist etwa 2400 Jahre alt und erstreckt sich über neun Quadratkilometer in der Erde des Malheur National Forest in Oregon in den USA.

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Quelle:
SZ vom 24.02.2016
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