Süddeutsche Zeitung

Veranstaltung im Olympiapark:Das ist auf dem "Superbloom"-Festival geboten

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Das zweite "Superbloom" wird an diesem Wochenende wieder ein Pop-Spektakel mit Hippie-Charme. Der Besuch des großen Münchner Open-Airs mit 50 000 Gästen sollte aber gut organisiert sein: Wer spielt wann und wo? Wie kommt man hin und hinein? Wie findet man dort den Partner fürs Leben?

Von Michael Zirnstein

Das "Superbloom" ist ein für München und seinen Olympiapark maßgeschneidertes Festival. Bei der ausverkauften Premiere 2022 versprühte es etwas vom Geist der "olympischen Spiele für die Jugend der Welt" anno 1972, es kleidete sich bunt im Hippie-Gewand des dortigen Sommer-Tollwood-Festivals und zeigte ein ebenso breitgefächertes Programm, und mit seinen Konzerten fügte es der Ahnen-Galerie des Parks etliche Popstars hinzu. Vor allem aber bespielte noch nie ein Festival den Olympiapark so großflächig und bis in jeden Winkel hinein wie dieses urbane Zwei-Tage-Open-Air eines völlig neuen Typs.

Der neue Lageplan

Es lief prima an 2022, und doch, so findet Festival-Direktorin Fruzsina Szep, kann man das grüne, hügelige Gelände rund um die berühmten Zeltdächer noch besser nutzen. Aus der Erfahrung des ersten Jahres hat ihr Team für die zweite Runde an diesem Wochenende, Samstag/Sonntag, 2. und 3. September, einen ganz neuen Spielstätten-Plan erarbeitet. Die Hauptbühne bleibt die Olympic Stage im Stadion, die zweitgrößte Bühne ist wieder die Super Stage auf dem Tollwood-Gelände im Südteil, wo sich auch die Komfort-Area für teurere Tickets, der Mode- und Lifestyle-Bereich District4 und das Kinder-Reich Minibloom befinden. Aber der drittgrößte Musikspielort ist nicht mehr die Olympiahalle, diesmal soll alles unter freiem Himmel spielen. So gibt es eine neue Bühne für ein paar Tausend Besucher auf der Halbinsel beim Tretbootsteg.

Neben ihr werden sich entlang des Seeufers unterm Olympiaberg die Songwriter-Mini-Guckkasten-Bühne "The Hideaway", eine Weinlaube und das Kunstareal Artbloom ansiedeln. Die Seebühne Theatron ist diesmal für die Podcast-Shows wie "Sucht & Süchtig" oder "Tratsch & Tacheles", Comedy und Kinderkonzerte reserviert. Das Wissenschafts-Areal Superbrain präsentiert sich wieder auf der Wiese zwischen Olympiahalle und -Turm, dorthin zieht auch das Nachhaltigkeits- und Aktionsdorf "Your Planet". Die Festivalleitung empfiehlt, sich mit dem Plan gut vertraut zu machen und genug Zeit für die weiten und bisweilen überlaufenen Wege einzuplanen.

Wo und wann spielt die Musik?

Die zugkräftigsten Stars des Festivals spielen auf der größten Bühne im Olympiastadion. Das sind am Samstag nach der Eröffnungsansprache der Aktivistin und Autorin Düzen Tekkal (13.35 Uhr) der Reihe nach Badmomsjay (14.00), Ellie Goulding (15.45), Kontra K (17.30), Peter Fox (19.15 Uhr) und Martin Garrix (21.15 bis 22.45). Am Sonntag treten hier unter anderem an: Giant Rooks (14.15), Sam Fender (16.00), Ava Max (17.45), Jason Derulo (19.30) und Imagine Dragons (21.15 bis 22.45).

Es kann sein, dass das Stadion wie im Vorjahr einmal vor Calvin Harris bei zu großem Andrang geschlossen wird. Dann bieten aber immer noch ein halbes Dutzend andere Bühnen Alternativen, etwa die Superstage unter anderem mit Ofenbach (13.30), Dermot Kennedy (18.30) und Trettmann (20.15) am Samstag; oder Lost Frequencies (15.15), Zara Larson (16.50) und Marteria (20.15) am Sonntag. Auf der NeoNeo-Stage locken unter anderem der Pariser House-Star FKJ (19.00) und Jeremias (20.30) am Samstag oder am Sonntag Erlend Oye (17.30), Tiktok-Star Nessa Barret (19.00) und Cat Burns (20.15).

Zwischen den Auftritten wird es immer wieder zu größeren Völkerwanderungen kommen. Die Auftrittszeiten können sich im Einzelnen ändern - der Veranstalter informiert über alle Neuigkeiten auf der Homepage und den Social-Media-Kanälen.

Yourplanet

Yourplanet ist zwar nicht die Modeabteilung des Superbloom, aber dennoch könnte man sich hier für ein Tattoo entscheiden: Die Organisation "Junge Helden" stellt in diesem Bereich für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung ihre Kampagne "Opt.Ink" vor: das erste Organspende-Tattoo. Insgesamt 28 Organisationen präsentieren hier ihre Ideen und Arbeit, die die Welt etwas besser machen sollen - von der Beratungsstelle Frauennotruf über Slutwalk (sexuelle Selbstbestimmung) und Amnesty bis zu Ukraine-Musikhilfe und Greenpeace mit einem Klimaziel-Torwand-Schießen. Auf einer eigenen Bühne erklären "kluge Köpfe" in Diskussionen und Gesprächsrunde ihren Plan für die Zukunft.

Superbrain

Superbrain 2022 hatte ein Problem: Wissenschaftler der TU zeigten hier die "Kunst des Bierbrauens", ausschenken aber durften sie nichts. Das soll diesmal anders sein: Wenn die TUM Venture Labs die Herstellung von veganem Lupinen-Softeis zeigen, darf probiert werden. Überhaupt steht das Anfassen und Mitmachen im Fokus der "Science Area": Im Rennsimulator für autonomes Fahren auf KI-Basis der Hochschule für angewandte Wissenschaften, beim Mitgestalten eines Roboter-Elefanten (präsentiert vom "Science & Fiction Festival"), den Forscher-Spielen des Max-Planck-Instituts oder bei den Service-Robotern, die das Deutsche Museum vorstellt. Bei der Podcast-Show von "Bugtales FM" kann man sich einfach Unterhaltsames aus der Welt der Wissenschaft erzählen lassen; im "Smell Lab" allerdings muss man sich richtig anstrengen: Wer bei dem Aerobic Workshop mitschwitzt, bekommt dann allerdings nach Auswertung aller gesammelten Körper-Geruchsproben den perfekten Phäromonpartner fürs Leben ermittelt.

District 4

Der District 4 ist die Wundertüte des Superbloom, sehr bunt, überraschend und Instagram-trächtig - ein wenig so, als würde ein Social-Media-Kanal Wirklichkeit werden. Denn hier dreht sich alles um Beauty, Shoppen, Achtsamkeit, Sport und Fashion. Aber das auf einem ansprechenden Niveau, auf dem Bloomlmarkt etwa bieten regionale Designer und Kunsthandwerker ihre DIY-Produkte an. Es gibt "Rave Aerobic" zum Auspowern und Yoga zum Innehalten (und auch Auspowern). Absolventinnen der Akademie für Mode und Design zeigen auf dem Catwalk ihre Kreationen. Die queeren "Queens Against Borders" machen auf der Younique-Stage eine Performance-Party zu Gunsten von geflüchteten Trans-Menschen. Partymusik gibt es auch von DJ Alba und DJ Discoheinz. Und der Schminkkünstler Kevin Bete verhilft allem zum "perfekten Festival-Eye-Make-up." Klick!

Artbloom

Das ganze Superbloom ist mit seiner Deko ein Kunstwerk; aber im Areal Artbloom ist Kunst die Hauptsache - und alle können mitmachen an einer lebendigen Skulptur. Caro Kreusch und Benjamin Zuber stellen hier lebensgroße Buchstaben und jede Menge auf dem Festival entstehender Utensilien und Kostüme bereit, mit denen die Besucher Botschaften formulieren und sich selbst dazustellen und inszenieren können.

Akrobaten

Von der Premiere weiß man: Es gibt überall etwas zum Staunen: Eine Ballerina auf einem Weißen Klavier zieht vorbei, eine verrückte U-Boot-Besatzung kreuzt den Weg. Auch diesmal wird es wieder Walking Acts geben. Die Zirkus-Artisten haben aber ein neues Zentrum: Unter dem (ebenfalls neuen) Riesenrad auf dem Hans-Jochen-Vogel-Platz (ehemals Coubertainplatz) entsteht ihr "Spectacular Ground". Dort präsentieren sich Luftartisten und auch die Hip-Hop-Tanztruppe Just Us hautnah den Gästen.

Minibloom

Beim Superbloom heißt es nicht: Kinder müssen leider draußen bleiben. Aber Kinder können, wenn sie wollen, sich erst mal draußen austoben. Denn das Pop-Open-Air arbeitet heuer mit dem im Südteil angrenzenden "Umsonst und Draußen Festival" und dem "Lilalu"-Ferienzirkus (bis 8. September) zusammen. Hier können Kinder und ihre Betreuer kostenlos basteln, tanzen, jonglieren, Karussell fahren, in Hüpfburgen springen ... Über einen eigenen Zugang können sie und ihre Eltern dann auf das Superbloom-Gelände kommen (ermäßigter Kinder-Preis 49 Euro). Auf dem Festival selbst gibt es dann im Theatron Kinderkonzerte von den Metal-Dinosauriern Heavysaurus, von Dikka, dem rappenden Nashorn, und Gorilla Club. Die Munich Supercrew zeigt, wie man mit Liedern leicht Deutsch lernt. Eine Investion in die Kinder ist eine Investition in die Zukunft - auch in die Zukunft der Festivals, findet die Superbloom-Leiterin Fruzsina Szep.

Tickets, Anreise und Sicherheit

An den drei Haupteingängen (beim Sea Life, im Westen der Olympiahalle zum Hans-Jochen-Vogel-Platz hin und hinter dem Olympiastadion West) sowie im Süden am Familieneingang vom Tollwood-Gelände her (nur für Familien) gelangt man am Samstag und Sonntag, 2. und 3. September, von 10 Uhr an auf das Gelände, das um 24 Uhr wieder verlassen werden muss. Es gibt keine Camping-Möglichkeiten in der Nähe des Olympiaparks; eine Liste mit Partner-Hotels findet man auf der Superbloom-Homepage.

Die vergünstigten Tickets für Teenager und Kinder sind bereits ausverkauft, noch gibt es Zwei-Tage-Pässe (219 bis 499 Euro) und Tageskarten (119 bis 289 Euro).

Der Veranstalter erwartet 50 000 Besucher, das heißt, es kann zu Wartezeiten und Engpässen auf den Wegen kommen. Wer sich in irgendeiner Weise bedroht fühlt, kann sich an das heuer aufgestockte Awareness-Team (in den lila Westen) wenden. Gäste mit Behinderung haben zwei eigene Anlaufstellen mit "Buddies" in grünen Westen, die auch auf dem Gelände und an den Rollstuhlpodesten vor den Bühne zu finden sind. Um den Besuch mit Handicap schon vorab zu planen, findet man auf der Homepage nützliche Informationen und Kontakte ( superbloom.de/info/barrierefreiheit).

Für die Anreise empfiehlt der Veranstalter die öffentlichen Verkehrsmittel, alle nahen U- und S-Bahn-, Tram- und Bus-Stationen sind auf der Homepage aufgelistet. Man versteht sich als "autofreies Festival" und stellt keine Parkplätze zur Verfügung. Es sollen die Park&Ride-Plätze des ÖPNV genutzt werden. Behindertengerechte Parkplätze gibt es in der Parkharfe des Olympiaparks.

Superbloom, Sa. & So., 2. & 3. Sep., 10 bis 24 Uhr, München, Olympiapark, www.superbloom.de

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