Süddeutsche Zeitung

Fünf für München:Leuchtendes Glas und bunte Pappe

Lesezeit: 3 min

Philipp Schönborn bringt seinen Elisabeth-Schrein nach Andechs, Florian Mitgutsch kommt in den Puzzle-Laden - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald, Clara Löffler, Sonja Niesmann und Martina Scherf

Leuchtbotschaft

Fünf Jahre lang ist sein Elisabeth-Schrein durchs Land gereist. Er stand in Kirchen und Klöstern, überall dort, wo die ungarische Königstochter, die sich im 13. Jahrhundert den Armen und Kranken widmete, gelebt hat oder verehrt wurde. Philipp Schönborn, Künstler und Fotograf, hat ihr einen Schrein aus Leuchtkästen gebaut, der noch bis Ende November in der Wallfahrtskirche Andechs steht. Anschließend wird er nach Dießen umziehen. Der 1943 in Prag geborene ältere Bruder des Wiener Erzbischofs Christoph Schönborn setzt sich seit vielen Jahren mit den Themen Natur und Religion auseinander. Seine Arbeiten verleihen ihnen etwas Heiteres, Spielerisches, Lebensnahes. "Die Heiligen müssen leuchten", sagt er lächelnd.

In mehreren Werken hat er sich bedeutenden Frauen in der Kirchengeschichte gewidmet. Elisabeth, deren Mutter von Andechs stammte, ist neben Nikolaus von Myra die Patronin der Kirche. Ein Stück ihres Brautkleids gehört zum Reliquienschatz der Wallfahrtskirche, in der ihr zu Ehren am 19. November ein Gottesdienst gefeiert wurde. Schönborns Schrein, der von innen beleuchtet wird, zeigt die Heilige auf einem Kissen ruhend in weißem Schleier. Es ist eine Abbildung ihres Grabmals in der Marburger Elisabethkirche. Die Seitenwände bestehen aus bunten Glasbildern, durch Unschärfe verfremdet und auf die Farben reduziert. Es sind ursprünglich Detailaufnahmen vom Elisabeth-Fenster in der Marburger Kirche, das von ihrem kurzen Leben erzählt. Jung verheiratet, entfloh sie nach dem frühen Tod ihres Mannes dem höfischen Leben, widmete sich Armen und Kranken. Sie starb mit 24 Jahren.

Gesprächskultur

"Miteinander statt übereinander sprechen" lautet das Motto der ehrenamtlich organisierten Initiative "München spricht", die Mark Müller mitinitiiert hat. Sie will eine Plattform für offenen Austausch sein - ohne Hetze und Intoleranz. Am Sonntag, 27. November, ab 15 Uhr, findet die nächste, kostenlose Diskussionsrunde statt. Als Experte mit dabei ist neben anderen SPD-Stadtrat Andreas Schuster, wenn es ums Thema die "Zukunft der Mobilität in München" geht. Außerdem wird über Gendern und die Energiewende debattiert. Veranstaltungsort ist der "Projektraum" im Olympiadorf, Helene-Mayer-Ring 14.

Puzzlespaß

Der Corona-Lockdown hat das Puzzeln beflügelt, Teilchen ineinanderlegen ist mehr denn je im Trend. Das hat den Heye-Verlag, der sich gegen die Konkurrenz aus Ravensburg behaupten muss, auf eine Idee gebracht. In der Vorweihnachtszeit eröffnen die Unterhachinger einen Pop-up-Puzzle-Store in Schwabing, Apianstraße 1. Es ist der erste seiner Art in der Stadt. Von 22. November bis 21. Dezember, 12 bis 19 Uhr, wird es in dem Laden um die Teilchenbilder gehen - aber nicht nur ums Kaufen.

An manchen Tagen werden einige der Künstler des Verlags anwesend sein, Fragen beantworten und ihre Werke signieren. Am Samstag, 26. November, von 12 bis 16 Uhr, hat sich etwa der Münchner Illustrator Christoph Schöne angesagt. Eine Woche später und noch mal am 17. Dezember ist der Comiczeichner Uli Oesterle zu Gast (jeweils ab 14 Uhr). Ein dritter Münchner Zeichner kommt mit Florian Mitgutsch am 9. Dezember von 16 bis 19 Uhr ins Haus. Und der für seine wimmeligen Bilder bekannte Italiener Marino Degano ist am 8. Dezember da.

Kollektivräume

Ganz im Zeichen audiovisueller Kunst steht das dreitägige Festival "Bildklang" vom 28. bis 30. November, also jenes künstlerischen Ausdrucks, der Bild und Ton miteinander verbindet. Die Beteiligten beweisen, wie unterschiedlich die Herangehensweisen dabei aussehen beziehungsweise klingen können. Florian Plass alias Mordio etwa hat Anfang des Jahres einen Nachtclub namens "1Q84" in der virtuellen Realität eröffnet und wird eine Führung durch diesen Raum anbieten. Mitveranstalter Bernhard Hollinger, 35, kombiniert in seiner Performance "Music for Lightbulbs" das Licht von Glühbirnen mit einer musikalischen Darbietung, die er auch während des Festivals aufführen wird. Ein Workshop gewährt zudem Einblick in seine Arbeitsweise. Nicht nur die Kunst und Musik anderer genießen, sondern auch eigene Fähigkeiten sollen die 150 Teilnehmenden mit nach Hause nehmen.

Und es geht den Organisatorinnen und Organisatoren noch um ein anderes Thema: Münchens Kollektive. Sie alle sind selbst Teil von einem: Lindsey Wang, 27, Lukas Weinlein, 28, und Niklas Bühler, 26, gehören zum Plattenlabel "IO", Joshua Neumann, 25, ist federführend im "Common Ground"-Kollektiv, Sophie Neudecker, 28, arbeitet bei der Eventlocation "Kafe Kult" und veranstaltet Events im Feierwerk unter dem Namen "Zombie Sessions". "Innerhalb der Stadt fehlt es teilweise an Zusammenarbeit zwischen den jungen Kollektiven", schreiben sie in ihrem Veranstaltungskonzept. Mit "Bildklang" wollen sie einen Dialog fördern und das Netzwerk der Subkultur stärken. https://tickets.freiraeumen.jetzt/bildklang/bildklang.

Heimkehr

Sein beruflicher Weg hat ihn schon weit herumgeführt in der Welt, er arbeitete auf Malta, in Aserbaidschan, in Moskau und St. Petersburg. Nach langen Jahren der Tätigkeit im Ausland kehrt René Detzen nun nach München zurück und wird neuer Manager des Hotels Vier Jahreszeiten Kempinski. Zusammen mit dem geschäftsführenden Direktor Holger Schroth soll er das Fünf-Sterne-Traditionshaus an der Maximilianstraße weiter ausbauen und stärken. Der gebürtige Saarländer hatte nach seiner Ausbildung zum Hotelfachmann 2005 schon im Kempinski Hotel Airport München als Commis de Rang gearbeitet, danach in Berlin.

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