Süddeutsche Zeitung

Nahverkehr in München:S-Bahn-Ausfälle sind "unzumutbar"

Lesezeit: 1 min

Von Marco Völklein

Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) hat es als "unzumutbar" bezeichnet, dass die Deutsche Bahn (DB) im kommenden Jahr bei der Münchner S-Bahn Züge wegen Lokführermangels ausfallen lassen könnte. Das Problem sei dem Konzern schon länger bekannt, erklärte Herrmann. "Ich fordere die Deutsche Bahn auf, endlich für ausreichend Lokführer zu sorgen."

Dazu müsse der Konzern auch "wirksamere Mittel als Werbekampagnen" prüfen. Denkbar wären aus Sicht des Ministers eine "München-Zulage" oder günstige Werkswohnungen. "Die Deutsche Bahn muss den Lokführerberuf in der Landeshauptstadt noch attraktiver machen", erklärte Herrmann.

Aktuell verzeichnet die DB bei der von ihr betriebenen S-Bahn nach Auskunft ihres Geschäftsführers Bernhard Weisser eine "leichte Unterdeckung" des eigentlichen Bedarfs an Lokführern. Weil im kommenden Sommer aber zahlreiche Bauarbeiten im Münchner Netz anstehen und die Bahn für die Abwicklung des Verkehrs in dieser Zeit mehr Lokführer als im Regelbetrieb benötigt, befürchtet Weisser, dann nicht mehr alle Züge fahren lassen zu können.

Neue Verträge, neue Sanktionen

Man werde zwar "alle Hebel in Bewegung setzen", um ein solches Szenario zu verhindern, versichert Weisser. Dennoch kann es sein, dass - wie im vergangenen Sommer bereits kurzzeitig geschehen - sogenannte Verstärkerzüge auf einigen Linien ausfallen werden. Voraussichtlich zum Beginn des nächsten Jahres will Weisser sagen, ob die Züge fahren werden oder nicht. Spätestens dann soll auch klar sein, wie sich die Baustellen konkret auf den S-Bahn-Verkehr auswirken.

Herrmann erklärte nun, dass ausfallende S-Bahnen vom Freistaat nicht vergütet würden. Dies ist nichts Neues, vielmehr seit Jahren geübte Praxis. "Wir werden die Entwicklung bei der Münchner S-Bahn sehr genau im Auge behalten", führte Herrmann weiter aus. "Sollte die Deutsche Bahn in München einen ordnungsgemäßen S-Bahn-Betrieb nicht sicherstellen können, werden wir prüfen, ob wir zukünftig in neuen Verträgen weitere Sanktionen aufnehmen." Dies hatte ein Vertreter des Fahrgastverbands Pro Bahn am Wochenende gefordert. Zudem hatte der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn den Minister scharf angegriffen und ihn zusammen mit seinem Fachkollegen im Bund, Alexander Dobrindt (CSU), generell für die Misere bei der Münchner S-Bahn verantwortlich gemacht.

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Quelle:
SZ vom 22.10.2015 / mvö
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