Süddeutsche Zeitung

Nahverkehr:Arbeiten für Münchens neue U-Bahn-Linie beginnen

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Die Stadtwerke untersuchen den Boden für die geplante U9 zwischen Sendling und Schwabing. Doch ob die Trasse zur Entlastung der Innenstadt überhaupt gebaut wird, hängt von einem anderen Faktor ab.

Von Andreas Schubert

Ob die U9 wirklich gebaut wird, ist angesichts der hohen Kosten offen. Bisherige Schätzungen reichen von vier bis zehn Milliarden Euro, eine Zusage für Fördergeld vom Bund gibt es derzeit noch nicht. Für die Stadtwerke München (SWM) ist dies aber kein Grund, untätig zu bleiben. Auf der 10,5 Kilometer langen möglichen Trasse der U-Bahn-Linie erkunden die SWM nun den Untergrund. Bis zum Frühjahr 2024 wird der Boden zwischen Hauptbahnhof und Implerstraße in einem Bohrprogramm untersucht, um Erkenntnisse für die weitere Planung zu gewinnen.

Zwei Maschinen, die bis zu 75 Meter tief bohren, werden an unterschiedlichen Orten parallel eingesetzt. Die Arbeiten finden in der Regel werktags zwischen 7 und 20 Uhr statt und dauern pro Bohrpunkt etwa zwei Wochen. Auf der Theresienwiese werden die Bohrkerne in einem Zelt gelagert und untersucht.

Nach dem südlichen Streckenverlauf wird auch der Untergrund im nördlichen Abschnitt untersucht. Nach derzeitigem Planungsstand sollen die Bauarbeiten für die U9 in den 2030er-Jahren beginnen. Anfang der 2040er-Jahre könnten die ersten Abschnitte in Betrieb gehen.

Die Planungen der Stadtwerke und der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) sehen bisher so aus: Die U-Bahn-Stationen Impler- und Poccistraße werden zusammengelegt und durch einen Neubau ersetzt. Am Esperantoplatz entsteht ein zweiter Wiesn-Bahnhof, der die bisherige Station Theresienwiese während des Oktoberfests entlasten soll.

Am Hauptbahnhof wird gemeinsam mit dem neuen Empfangsgebäude und der zweiten S-Bahn-Stammstrecke ein zusätzlicher U-Bahnhof mit direktem Übergang zur S-Bahn errichtet. Die Deutsche Bahn baut im Auftrag der Stadt einen Rohbau, das sogenannte Vorhaltebauwerk für den möglichen U-Bahn-Halt. Kosten inklusive Planung: 660 Millionen Euro.

In der Maxvorstadt ist ein neuer U-Bahnhof bei den Pinakotheken vorgesehen. Darüber hinaus soll auch am Schwabinger Elisabethplatz eine Station entstehen. Die Münchner Freiheit soll ein weiteres Bahnhofsbauwerk erhalten.

Nördlich des Hauptbahnhofs ist zudem ein Abzweig auf die U2 von und nach Feldmoching geplant, diese U29 soll Kapazitäten im wachsenden Einzugsbereich des nördlichen Abschnitts der U2 schaffen.

Das bringt die neue Trasse

Für die MVG ist die U9 ein unverzichtbarer Bestandteil, um die Verkehrswende zu schaffen. Denn aus verschiedenen Gründen würde sich der Bau auf den gesamten öffentlichen Nahverkehr in der Stadt positiv auswirken.

So würde die Kapazität auf den Nord-Süd-Strecken massiv wachsen, so die MVG. Die überlaufenen Umsteigebahnhöfe und stark frequentierten Streckenabschnitte im Stadtzentrum würden durch die Neubaustrecke stark entlastet, dies sei Voraussetzung für Taktverdichtungen.

Gleichzeitig würde sich das Risiko für Verspätungen reduzieren, da sich die U3 die innerstädtische Trasse nicht mehr mit einer anderen Linie wie derzeit der U6 teilen müsste. Eine Störung der einen Linie würde sich nicht mehr auf die andere Linie auswirken, zudem wären dichtere Takte möglich.

Das Netz gewänne auch an Flexibilität, so die MVG. Bei Baustellen und anderen Betriebsunterbrechungen gäbe es mit der U9 neue Umfahrungsmöglichkeiten. Zudem entstünden neue Direktverbindungen etwa vom Hauptbahnhof nach Sendling oder zur Fröttmaninger Arena. Auch die beiden Universitätsstandorte Martinsried und Garching soll die U9 direkt miteinander verbinden und die heutige U6 ersetzen. Die Neubaustrecke schüfe außerdem Spielräume für Angebotsverbesserungen auf den Außenästen und böte die Möglichkeit für weitere Verlängerungen des U-Bahn-Netzes.

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