U-Bahn-Bau in München:Vorarbeiten für die U9 beginnen

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Wo stehen Bäume, Mauern oder Masten - und wo können künftig Baufelder oder Notausgänge errichtet werden? An der Theresienwiese werden die ersten Vermessungen für den geplanten Bau der U9 durchgeführt. (Foto: Robert Haas)

Noch ist nicht klar, ob die Stadt München sich das milliardenschwere Bauprojekt leisten kann. Doch mit der Vermessung der geplanten Route ist nun begonnen worden. Dort, wo einmal ein zweiter Wiesn-Bahnhof sein könnte.

Von Andreas Schubert

"Jede lange Reise beginnt mit einem ersten Schritt", sagt Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne). Am Dienstag hat sie zusammen mit Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer und Ingo Wortmann, dem Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), am Esperantoplatz den Start der Vermessungsarbeiten für den Bau der U-Bahn-Linie U9 begleitet. Der Platz liegt direkt an der Theresienwiese, hier soll dereinst ein zweiter Wiesn-Bahnhof entstehen.

Und die Reise wird wirklich lang: Vor 2040 wird die 10,5 Kilometer lange neue Entlastungsspange zwischen Schwabing und Sendling wohl nicht in Betrieb gehen - wenn sie denn überhaupt gebaut wird.

Denn das Projekt dürfte mehr als vier Milliarden Euro kosten, die Kämmerei befürchtet gar eine Kostensteigerung auf bis zu zehn Milliarden. Trotzdem hat der Stadtrat vergangenen Herbst beschlossen, den Rohbau für eine mögliche U-9-Station im neuen Hauptbahnhof errichten zu lassen, auch wenn längst nicht gesichert ist, ob es für die U9 Fördergeld vom Bund gibt.

(Foto: MVG)

Habenschaden appellierte an die Bundesregierung, die Fördermittel für den ÖPNV drastisch zu erhöhen und zudem die Förder-Methodik zu reformieren. Nach den aktuellen Regeln müsste die U9 einen Nutzen-Kosten-Faktor von mindestens 1,0 erreichen, dies ist aber nicht der Fall.

Dennoch müssen die Stadtwerke München (SWM) und die MVG nun mit der Vorplanung anfangen, um überhaupt das Ziel 2040 erreichen zu können. Bei den Vermessungsarbeiten entlang der vorgesehenen Trasse geht es zum Beispiel um die genauen Standorte von Bäumen, Mauern oder Beleuchtungsmasten, die Einfluss darauf haben, wo später etwa Baufelder oder Notausgänge errichtet werden.

Fünf neue U-Bahnhöfe sollen für die U9 gebaut werden

Ende dieses Jahres wollen die SWM auch damit beginnen, den Untergrund mit Bohrungen zu untersuchen. Die Vorplanung soll bis 2026 abgeschlossen sein. Dann muss der Stadtrat entscheiden, ob es mit der Genehmigungsplanung weitergeht. Gebaut werden könnte dann von Beginn der 2030er-Jahre an.

Die U9 soll künftig die heutige Linie U6 ersetzen und die beiden Wissenschaftsstandorte Martinsried und Garching verbinden. Inklusive Esperantoplatz sollen insgesamt fünf neue U-Bahnhöfe gebaut werden: Am Hauptbahnhof entstünde eine Umsteigemöglichkeit zum Regional- und Fernverkehr. Fußballfans zum Beispiel könnten dann direkt von dort zur Fröttmaninger Arena fahren, ohne Umweg über den Marienplatz.

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Am Hauptbahnhof ist ein Abzweig Richtung Theresienstraße vorgesehen, wodurch eine mögliche Entlastungslinie U29 für die U2 entstehen könnte. Sie würde zwischen Klinikum Großhadern und Harthof verlaufen.

Der Bahnhof Theresienstraße müsste dazu um ein Gleis erweitert werden. Weiter ist geplant, die bisherigen Bahnhöfe Impler- und Poccistraße zusammenzulegen und durch einen Neubau zu ersetzen, mit Anschluss an den geplanten Regionalzughalt Poccistraße.

Weitere Stationen sind bei den Pinakotheken und am Elisabethplatz vorgesehen. An der Münchner Freiheit würde die Bahn wieder auf die Strecke der heutigen U6 einfädeln, dazu soll ein neuer Umsteigebahnhof gebaut werden.

Die U3 müsste sich dann die zwischen Implerstraße und Münchner Freiheit verlaufende Trasse nicht mehr mit einer anderen Linie teilen, was laut Wortmann einen Zwei-Minuten-Takt möglich machen würde.

Habenschaden nannte die U9 "das größte und wichtigste Infrastrukturprojekt seit Jahrzehnten". Ohne ein gut ausgebautes U-Bahn-Netz werde die Verkehrswende nicht gelingen, ohne die wiederum die Klimakrise nicht zu bewältigen sei.

Mit der U9 sowie den Verlängerungen der U4 nach Englschalking und der U5 bis Freiham soll das U-Bahn-Netz 18 neue Stationen bekommen und um 21,5 Kilometer wachsen. Das wären laut Baureferentin Ehbauer etwa 20 Prozent.

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