Süddeutsche Zeitung

IAA in München:Feilen an der Feinplanung

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Wirtschaftsreferent und Ausrichter sichern den betroffenen Bezirksausschüssen größtmögliche Transparenz bei den Planungen zur Automobilausstellung IAA zu. Doch noch sind auch bei den Organisatoren viele Gestaltungsfragen offen.

Von Nicole Graner und Stefan Mühleisen, Altstadt/Maxvorstadt

Knapp ein Jahr vor der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in München haben der Veranstalter und die federführende Behördenspitze der Stadt der lokalen Politik in der Innenstadt einen offenen Austausch zu Vorbereitung und Durchführung der Großveranstaltung zugesagt. "Wir nehmen diesen Dialog sehr ernst und wollen Transparenz schaffen", versicherte Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner bei einer Aussprache in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Maxvorstadt; ähnlich äußerte er sich jetzt im Nachbar-BA Altstadt-Lehel. Der Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Martin Koers, versicherte den Maxvorstädter Politikern, ihm sei an einer transparenten Planung gelegen, man wolle ganz generell mit der IAA den Dialog mit der Stadtgesellschaft.

Sowohl im Maxvorstädter Gremium als auch im BA Altstadt-Lehel war zuletzt Kritik an den IAA-Plänen geäußert worden, ebenso hatten Umweltverbände massiv protestiert. Anlass war ein Beschluss des alten Stadtrats in der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl: Demnach dürfen VDA und Messe München - parallel zum Hauptschauplatz auf dem Messegelände in Riem - auch Flächen im Zentrum für das Großevent nutzen, darunter Königsplatz, Wittelsbacherplatz, Odeonsplatz und Marienplatz. Die Lokalpolitiker fühlten sich jedoch übergangen - und drängten darauf, unverzüglich miteinbezogen zu werden.

Baumgärtner und die Organisationsakteure versprachen nun den betroffenen Stadtviertelgremien ausdrücklich einen intensiven Austausch bezüglich des IAA-Konzepts. VDA-Emissär Koers warb jedoch um Verständnis, dass Details für die Innenstadt derzeit noch nicht benannt werden könnten, da einerseits die Akquise der Aussteller noch nicht abgeschlossen sei, zum anderen das Messekonzept selbst mit der Präsenz in der City völlig neu sei. "Wir bauen im Grunde ein ganz neues Haus. Und wir können nicht sagen, welches Zimmer mit welcher Tapete tapeziert wird", formulierte es der VDA-Geschäftsführer. "Wir müssen uns weiter herantasten."

Offen ist dabei auch, wie die "Blue Lane" (Blaue Spur) gestaltet werden soll, eines der zentralen Elemente der neu konzipierten IAA: Von Riem über die Autobahn A 94 über die Prinzregentenstraße bis ins Zentrum sollen Fahrspuren gesperrt und als eine Art Teststrecke für neue Technologien genutzt werden. Nach Baumgärtners Worten läuft dazu im Planungsreferat eine Studie, die zum Jahreswechsel fertig sein soll.

Wie schon bei anderen Gelegenheiten, so verteidigten Wirtschaftsreferent und VDA erneut die geplante Präsenz der IAA in der Innenstadt. Die Messe sei als permanente "Mobilitätsplattform" angedacht, so Koers. "Wir wollen gemeinsam mit der Stadt und den Bürgern München weiterentwickeln und etwas hinterlassen, ähnlich wie bei der Bundesgartenschau." Baumgärtner nannte die IAA eine große Chance für die Stadt, vor allem angesichts des coronabedingen Einbruchs im Wirtschaftsleben und dem städtischen Etat.

Die Vorsitzende des BA Altstadt-Lehel, Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne), forderte in der jüngsten Sitzung noch einmal Transparenz ein, besonders aber auch den Willen für eine Bürgerbeteiligung. Sobald die konkrete Planung der öffentlichen Plätze abgeschlossen sei, starte auch der Beteiligungsprozess, erklärte Baumgärtner. Den BA sehe er als von den Bürgern gewähltes Gremium und daher als direkten Ansprechpartner. "Das ist für uns der legale Weg, Bürgerbeteiligung durchzuführen."

Große Kritik wurde in der Sitzung nicht mehr laut. Im Gegenteil. Man könne froh sein, wenn die Menschen wieder hierher in unsere Altstadt kämen, urteilte Elke Fett (CSU). Ihr Parteikollege Stefan Blum sah in der IAA sogar eine wichtige "Perspektive" für die Wirtschaft in München. Man müsse sich aus dem politischen "Klein-Klein" lösen. Es sei gut, dass sich die IAA den Herausforderungen stelle, die Mobilität im urbanen Raum mit sich brächte, betonte auch Bernhard Wittek (CSU). Und die Feinplanung? Nach dem Jahreswechsel, so glaubt Clemens Baumgärtner, könne er mehr dazu sagen.

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Quelle:
SZ vom 25.09.2020
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