Süddeutsche Zeitung

München:Nachrichten mit drei Sternen

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In schlimmen Zeiten wie diesen verlangt der Mensch auch nach guten Geschichten. Zum Glück serviert die hiesige Gourmet-Gastronomie diese so verlässlich wie ihre 198-Euro-Menüs.

Glosse von Andreas Schubert

Die Woche in München hat in dieser schlimmen Zeit auch einige gute Nachrichten gebracht. Sie stammen allesamt aus der Gastro-Welt und sind gleich so gut, dass man bei wichtigen Leitmedien wie nur-positive-nachrichten.de, goodnews.eu oder gute-nachrichten.com vermutlich schon darüber nachdenkt, einen Münchner Lokalteil zu gründen. Da wäre zum Beispiel diese: Der Ernährungsratgeber Michelin hat München dieses Jahr zusammengezählt 21 Sterne zugesprochen. Fünf Sterne mehr als im vergangenen Jahr - wenn das mal kein Grund zum Feiern ist!

Freilich dürfte das kein Trost für diejenigen sein, die bei der Nachricht, es gebe kein einziges Drei-Sterne-Lokal mehr in der Stadt, vor lauter Ärger Champagner-Schaum vorm Mund hatten. Trotzdem lässt sich mit 21 Sternen ja doch ein bisschen was anfangen: Für einen bescheidenen Abend zwischendurch gibt man sich dann halt mal mit einer Butze zufrieden, die es nur zu einem mickrigen Sternchen gebracht hat.

Was sind schon 198 Eurolein für eine getrüffelte Innerei, wie sie etwa im neuen Tantris DNA auf der Karte steht? Und noch mal so viel für ein 0,1-Liter-Gläschen Grand Cru Irgendwas? "Peanuts" hätte man dazu in den Neunzigern gesagt. Doch weil es Entscheidern von heute alleine beim Gedanken an Erdnüsse den geschulten Gaumen zusammenzieht, nennen sie das sicher heute anders: Austern vielleicht, oder Hummerkrabben - irgendwas Billiges halt.

Eine weitere frohe Botschaft, die diese Woche zu lesen war: Luitpold Prinz von Bayern, von der standesbewussten bunten Presse freilich als Prinz Luitpold titulierter Chef der Schlossbrauerei Kaltenberg, kommt womöglich als Retter der Wüsten-Wiesn in Dubai infrage. Die ist bekanntlich aktuell nicht mehr als eine Fata Morgana, doch jetzt soll Herr Prinz von Bayern den Veranstaltern dabei helfen, dass daraus tatsächlich ein genehmigtes Spektakel von Emirs Gnaden wird. Wenn das einem gelingt, dann wohl nur einem mit Kini-Blut in den Adern, der sich selbst als "S.K.H." bezeichnet - Seine Königliche Hoheit. Wenn der Brauereichef einen Scheich und sein Gefolge schon nicht mit Bier beeindrucken kann, dann vielleicht ja damit.

Weil aller guten Dinge drei sind, sei noch die Nachricht erwähnt, dass Bayern-Keeper Manuel Neuer nun offenbar eine zweite Karriere als Hüttenwirt am Tegernsee bevorsteht. Ob er daraus eine Fußball-Kneipe mit Pay-TV-Anschluss macht und ob Wanderer dort künftig Hoeneß-Würschtl oder - passender zur Umgebung - irgendeinen Trüffelschmarrn serviert bekommen, ist derzeit noch offen.

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