Süddeutsche Zeitung

Erstaufnahme in Unterhaching:Mehr Platz für ankommende Flüchtlinge

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In Unterhaching soll eine weitere Erstaufnahmeeinrichtung der Regierung entstehen.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

In Unterhaching soll eine weitere Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber entstehen. Wie Landrat Christoph Göbel (CSU) am Donnerstag in der Sitzung des Kreisausschusses in München bestätigte, plant die Regierung von Oberbayern auf dem Gelände an der Biberger Straße, auf der derzeit die Traglufthallen stehen, die Kapazitäten für Neuankömmlinge zu erweitern.

Grund dafür sei die Schießung der Bayernkaserne als Einrichtung für die Erstaufnahme zum Ende des Jahres. Laut Verwaltung des Landratsamts wird ein Teil der etwa 1000 dort vorhandenen Plätze in ein anderes Kasernengebäude verlegt, für die übrigen sei ein Standort im Landkreis München angedacht. "Es wäre denkbar, dass wir unseren Standort in Unterhaching an die Regierung übergeben", so der Vertreter der Verwaltung.

Als Vorteil dieser Lösung sieht man es im Landratsamt, dass die dann dort untergebrachten Flüchtlinge auf die Quote des Landkreises angerechnet würden, ohne dass der Landkreis für den Betrieb der Unterkunft zuständig wäre. Das benachbarte Gebäude des ehemaligen Musikkorps der Bundeswehr wird bereits seit Anfang dieses Jahres als Dependance der Bayernkaserne genutzt. Auch Landrat Göbel begrüßt diese Lösung. "Es ist wichtig zu sagen, dass eine solche Entscheidung gut für die örtlichen Strukturen ist", betonte er.

Umzug nach sechs bis acht Wochen

Der entscheidende Punkt sei bei dieser neuen Nutzung des Standortes, dass die hier ankommenden Flüchtlinge jeweils nur sechs bis acht Wochen in der Erstunterkunft blieben und nicht dauerhaft hier untergebracht seien, sondern dann weiter verteilt würden. Damit entfalle für diese Einrichtung auch die Frage der Integrationsarbeit. "Somit wäre der Wandel hin zu einer Erstaufnahmeeinrichtung gar nicht so schlecht", findet der Landrat. Denn Göbel sieht sehr wohl, dass die Gemeinden in diesem Bereich des Landschaftsparks Hachinger Tal, in dem gleich mehrere Traglufthallen errichtet worden waren, schon sehr gefordert sind. "Wir sind ständig im Gespräch mit den Gemeinden und den Helferkreisen und sehen, dass die Betreuung in den Traglufthallen oft sehr schwierig ist", sagte Göbel.

Nun plant die Regierung von Oberbayern laut Landratsamt offenbar nicht, die Traglufthallen an der Biberger Straße als Erstaufnahmeeinrichtung weiter zu nutzen. "Die Regierung hält das nicht für sinnvoll", sagte Göbel. Er wiederholte in der Ausschusssitzung auch seine Aussage, dass die jetzt noch im Landkreis stehenden, bereits nicht mehr bewohnten Traglufthallen abgebaut und keinesfalls weiter genutzt würden. "Wir müssen unbedingt zuverlässig halten, was wir gesagt haben", so Göbel, "alle gehen nach zwölf Monaten außer Betrieb und sind spätestens sechs Wochen später abzubauen." Allerdings gab der Landrat auch zu, dass dies noch nicht überall "gelungen" sei. "Wir werden zivilrechtlich und öffentlich-rechtlich unseren Beitrag dazu leisten", kündigte er weitere Schritte an.

4341 Asylbewerber Anfang Dezember

Anfang Dezember sind im Landkreis München 4341 Asylbewerber untergebracht, das Soll beträgt derzeit 6000, weniger als ursprünglich prognostiziert. Das Landratamt rechnet aber wieder mit steigenden Zahlen. Insbesondere stehe unabhängig von den Zuwachsraten noch der Familiennachzug auf der Tagesordnung. Dabei handele es sich um Menschen mit sofortiger Aufenthaltsberechtigung, die ein Obdach bräuchten, so Göbel.

Sowohl Stefan Schelle, CSU-Kreisrat und Bürgermeister von Oberhaching, als auch der Grünen-Kreisrat Christoph Nadler aus Taufkirchen appellierten daher eindringlich an jene Kommunen, die bislang ihre Quote noch nicht annähernd erfüllt haben, endlich Unterkünfte zu schaffen. "Ich möchte besonders die Gemeinden ansprechen, die sich bisher einen schlanken Fuß gemacht haben", sagte Nadler. Auch Schelle mahnte die Solidarität dieser Gemeinden an.

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Quelle:
SZ vom 09.12.2016
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