Süddeutsche Zeitung

Prozess in München:Waffenhändler wird der Prozess gemacht

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Ein Maschinenbauer aus Sendling verkauft Sturmgewehre und Pistolen, gerät dabei allerdings an einen Spitzel der Polizei. Nun muss er sich vor dem Landgericht verantworten.

Von Andreas Salch

Nach der bundesweiten Razzia gegen mutmaßliche Reichsbürger und Rechtsterroristen, die einen Putsch geplant haben sollen, fordern Politiker eine Verschärfung des Waffenrechts. Doch Deutschland hat nach Einschätzung von Experten bereits eines der schärfsten Waffengesetze weltweit. Das eigentliche Problem seien illegale Waffen, Kriegswaffen also, wie etwa das Sturmgewehr AK 47 Kalaschnikow. Der Besitz einer solchen vollautomatischen Waffe ist in Deutschland grundsätzlich verboten. Dennoch wird damit gehandelt, auch in München.

Bereits im Sommer vergangenen Jahres soll der Maschinenbauer Krista M. aus Sendling eine AK 47 in mehreren Lokalen angeboten haben. Preis: 3000 Euro. In einer Bar auf der Schwanthalerhöhe fand der 62-Jährige schließlich einen Interessenten. Was er nicht wusste: Bei dem Mann handelte es sich um einen Spitzel der Polizei, weshalb der Fall jetzt vor dem Landgericht München I landete.

Krista M. hatte nicht nur jene AK 47 im Angebot. Er soll seinem Abnehmer laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft am Landgericht München I zudem in Aussicht gestellt haben, dass er auch "Waffen in größeren Stückzahlen" besorgen könne, auch solche mit Schalldämpfer, zehn bis 20 Sturmgewehre seien kein Problem. Nur wenige Wochen nach dem ersten Treffen in jener Bar auf der Schwanthalerhöhe lieferte Krista M. Mitte September eine AK 47 aus bulgarischer Produktion sowie zwei weitere Sturmgewehre mit insgesamt 75 Schuss. Waffen und Munition stammen nach Einschätzung der Ermittler entweder aus Serbien oder Kroatien.

Der Spitzel und ein weiterer "nicht öffentlich ermittelnder Polizeibeamter", der sich M. gegenüber als Ali ausgab, wickelten das Geschäft in einem Wohngebiet in Mittersendling ab und signalisierten zugleich Interesse am Kauf weiterer Kriegswaffen. Bereits Ende Oktober 2021 organisierte M. den Transfer eines weiteren Sturmgewehrs sowie einer Maschinenpistole und zweier großkalibriger Pistolen von Kroatien nach München. Die brisante Fracht befand sich in seinem Wagen, versteckt unter Obst und Gemüse in einer Tasche.

Als der Wagen die Grenze bei Freilassing passierte, schlug die Polizei zu

Die Fahrt nach München übernahmen zwei Bekannte für den 62-Jährigen. Angeblich wussten sie nichts von den Waffen. Krista M. soll ihnen gesagt haben, sie sollten sein Auto für eine Reparatur nach München fahren. Als die beiden in der Nacht des 24. Oktober 2021 den Grenzübergang bei Freilassing passierten, wurde der Pkw gestoppt. Bei der Durchsuchung fanden Polizeibeamte die Waffen. Kurz darauf wurde Krista M. verhaftet.

An diesem Donnerstag musste sich der 62-Jährige vor der 8. Strafkammer am Landgericht München I verantworten. Nach Verlesung der Anklage erklärte M., er werde keine Angaben machen. Er wolle sich von seinem Wahlverteidiger vertreten lassen - und nicht von dessen Kollegen, der zum Prozess erschienen war. Der Wahlverteidiger liegt indes mit gebrochenem Fuß im Krankenhaus. Auf das Angebot des Vorsitzenden, Richter Gilbert Wolf, das Verfahren fortzusetzen, ging Krista M. nicht ein. Im Falle eines umfassenden Geständnisses sicherte ihm die Kammer eine Strafe zwischen zwei Jahren und zehn Monaten und höchstens dreieinhalb Jahren zu. Krista M. sagte, er habe eine "andere Strafvorstellung" und bestehe auf seinen Wahlverteidiger. Die Prozess soll nun Ende Februar kommenden Jahres stattfinden.

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