Film & Gespräch:Kindheit im Schleudergang
Sonja Heiss stellt ihre Romanverfilmung "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" im Rottmann Kino in München vor.
Von Josef Grübl
Pädagogisch gesehen kann man diese Elternmaßnahme durchaus hinterfragen. Aber sie hilft. Zumindest beim kleinen Josse: Jedes Mal, wenn er einen seiner berüchtigten Wutanfälle hat, wenn er schreit und tobt und sich gar nicht mehr beruhigen kann, setzen sie ihn auf die Waschmaschine. Höchsten Schleudergang an und schon rumpelt die Kiste: Das Kind wird so lange durchgerüttelt, bis es ruhig ist.
"Die blonde Bombe" nennen sie Josse auch, er ist das kindliche Alter Ego des schauspielernden Schriftstellers Joachim Meyerhoff. In seinem Roman "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" erzählt er aus seiner Kindheit und Jugend als Sohn eines Psychiatriedirektors. Ob sich das wirklich alles so zugetragen hat? Das weiß Meyerhoff nur selbst: "Erfinden heißt Erinnern", schreibt er einmal im Buch.
Vor ein paar Monaten ist dessen Verfilmung in den Kinos angelaufen, die Regisseurin und Drehbuchautorin Sonja Heiss hat den Meyerhoff'schen Kosmos sehr gut eingefangen, mit stimmungsvollen Bildern aus der alten BRD der Siebziger- und Achtzigerjahre, mit tollen Schauspielern wie Arsseni Bultmann, Devid Striesow oder Laura Tonke und mit sehr gutem Gespür für die tragischen und schreiend komischen Aspekte der Geschichte.
Die aus München stammende und in Berlin lebende Sonja Heiss kommt anlässlich der Filmkunstwochen ins Rottmann Kino und wird ihren Film dem Publikum persönlich vorstellen.
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war, D 2023, Regie: Sonja Heiss, Film und Gespräch, Do., 3. Aug., 18 Uhr, Neues Rottmann Kino , Rottmannstr. 15