Süddeutsche Zeitung

München:Zinsgeschäft der Stadtsparkasse bricht um 16 Millionen ein

Lesezeit: 3 min

Von Pia Ratzesberger

Die Stadtsparkasse München (SSKM) macht weniger Gewinn, vor allem wegen der negativen Zinsen. Im vergangenen Jahr verdiente die Bank mit dem Zinsgeschäft 271 Millionen Euro. Das sind 16 Millionen weniger als im Jahr zuvor, ein Rückgang von mehr als fünf Prozent.

Das Betriebsergebnis der Bank, also die Gegenüberstellung von Erlösen und Kosten, betrug im vergangenen Jahr 115 Millionen Euro, zwölf Millionen weniger als noch 2015. "Die Zinsen sind für uns der wichtigste Ertrag", sagt der Vorsitzende des Vorstands, Ralf Fleischer. Wird die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Politik der negativen Zinsen beibehalten, werde man von 2018 an mit den Geldeinlagen der Kunden nichts mehr einnehmen. Allein im vergangenen Jahr habe man zehn Millionen Euro Negativzinsen an die EZB gezahlt. "Wir müssen versuchen, das Beste draus zu machen."

Um auszugleichen, was an Zinseinnahmen fehlt, versucht die Stadtsparkasse unter anderem, die Kosten für das Personal zu senken. Bis zum Jahr 2019 wird die Bank etwa 200 Stellen streichen, allerdings ohne Kündigungen, sondern indem Stellen von Mitarbeitern nicht nachbesetzt werden, die in Rente gehen. Außerdem hat die Bank manche Prozesse bereits ausgelagert, etwa das Geschäft mit sogenannten Passivprodukten, dazu zählen zum Beispiel Sparbücher. Outsourcing sei ein immer größeres Thema für regionale Banken, da man "oft nur noch durch Mengenvorteile" Kosten spare.

Weniger Mitarbeiter, aber die gleiche Arbeit?

Momentan zählt die Stadtsparkasse 2306 Mitarbeiter, im vergangenen Jahr waren es noch 2381, also 75 Leute mehr. Weniger Mitarbeiter, aber die gleiche Arbeit, das könnte das Geschäft in diesen Zeiten noch schwieriger machen. Ralf Fleischer allerdings spricht von "veränderter Arbeit", die Digitalisierung vereinfache vieles. Die Zugriffe im Online-Banking seien um 20 Prozent gestiegen, ähnlich auch bei der App der Stadtsparkasse.

Um mit den jungen Start-ups mitzuhalten, kooperiert die Bank nun mit einer Münchner Softwarefirma. Im April wird die SSKM gemeinsam mit neun anderen Sparkassen eine neue App herausbringen, sie soll "yomo" heißen und sich vor allem an die junge Kundschaft richten, bei Logo und Design wird nichts an die Stadtsparkasse erinnern. Einen Starttermin könne man noch nicht nennen, die Entwickler seien ja sehr "agil", sagt Bernd Hochberger aus dem Vorstand.

Ein anderer Termin im April allerdings steht schon fest, vom ersten des Monats an gibt die Stadtsparkasse die Negativzinsen der EZB an Geschäftskunden weiter, die mehr als 250 000 Euro auf dem Konto haben. Die Bank plane nicht, die Zinsen auch von vermögenden Privatkunden zu verlangen, zumindest noch nicht - sobald die erste große Bank Negativzinsen für Privatkunden einführe, werde auch die Stadtsparkasse nachziehen müssen, sagt Ralf Fleischer. "Wenn uns heute jemand eine Million auf die Bank bringt, müssen wir der EZB dafür 4000 Euro zahlen."

Die Europäische Zentralbank nämlich verlangt mittlerweile Strafzinsen, wenn Banken bei ihr über Nacht überschüssiges Geld deponieren. Der sogenannte Referenzzinssatz liegt bei 0,4 Prozent, so viel wird die Stadtsparkasse nun auch von manchen Geschäftskunden nehmen. Noch scheint das die Kunden nicht abzuschrecken, bisher habe man noch keine Beschwerden vernommen, heißt es bei der Bank. Wobei man natürlich nicht wisse, wer erst kurzfristig zum 1. April kündige.

Mehr Kredite an Firmen, mehr Provisionen

Trotz der neu eingeführten Gebühren fürs Girokonto im vergangenen Jahr habe man immerhin 9000 Girokonten dazugewonnen, netto, also abzüglich der Kontoauflösungen. Das Volumen der privaten Kredite blieb in etwa gleich, bei den Firmen stieg es um 3,7 Prozent. "Die Kunden vertrauen uns mehr denn je", sagt Fleischer.

Das macht er auch an den Provisionen fest, mit denen hat die Stadtsparkasse im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient als bisher, also zum Beispiel mit dem Abschluss von Bausparverträgen, Versicherungen und Anlagen in Wertpapieren. Nahm die Bank damit im vorvergangenen Jahr noch 96 Millionen Euro ein, waren es 2016 dann 106 Millionen Euro, ein Anstieg von mehr als zehn Prozent. Während der größte Wettbewerber in München, die HypoVereinsbank, einige Filialen zugemacht hat, führt die Stadtsparkasse noch immer 77 Filialen in der Stadt; in jeder bietet sie Beratung zu Wertpapieren an, das wolle man auch beibehalten.

Dass die Stadtsparkasse es schwerer hat, bekommt die Stadt zu spüren: Jedes Jahr zahlt die Bank von ihrem Gewinn einen Teil an die Landeshauptstadt aus. Wie hoch die Summe in diesem Jahr sein wird, könne man erst in ein paar Wochen sagen, nach den Sitzungen im Verwaltungsrat, sagt Fleischer.

Auf die Frage, ob die Stadtsparkasse denn auch von der Stadt München Negativzinsen verlange, sagt er nur: "Die Regelung gilt für Firmen und Institutionen, ich denke es ist klar, wozu die Landeshauptstadt gehört." Um wie hohe Summen es sich handele, könne er erst recht nicht sagen. Das sei Bankgeheimnis.

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SZ vom 23.02.2017
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