Süddeutsche Zeitung

Kuba:Havannas Führung eskaliert

Zwischen Washington und Moskau gibt es wieder einmal eine Kuba-Krise, ausgelöst durch Proteste auf der Straße. Verantwortlich dafür ist die kubanische Führung.

Von Frank Nienhuysen

Es ist alles ein paar Nummern kleiner als vor 60 Jahren, gut sichtbar ist die Rivalität zwischen Washington und Moskau wegen Kuba trotzdem. Die Karibikinsel ist immer noch ein symbolischer Ort für die politischen Interessen der Mächte. Und so funktionieren die Reflexe verlässlich wie eh und je.

Die US-Regierung prangert die Reaktion Havannas auf die Straßenproteste an und beschließt Sanktionen gegen Vertreter der kommunistischen Elite. Russland wiederum stellt sich traditionsgemäß auf die Seite der kubanischen Führung, geißelt die US-Sanktionen und schickt fast hundert Tonnen Hilfsmittel in die Karibik - die Zeichen großer Diplomatie. Washington wäre eine Abkehr vom illiberalen kubanischen System so recht, wie Moskau dessen Fortsetzung lieb wäre.

Allerdings sind Ursachen und Wirkung der aktuellen Kuba-Krise einigermaßen klar. Die Corona-Pandemie schwächt und bringt die Wirtschaft in vielen Ländern an den Rand des Kollapses, natürlich auch in Kuba. Die Proteste, die größten seit Langem, sind deshalb nicht den USA zuzuschreiben, sondern Ausdruck innenpolitischen Unmuts über Unfreiheit und Missmanagement. Diese mit Repressionen und willkürlichen Festnahmen zu beantworten, ist eine Eskalation, die vor allem Havanna verantworten muss.

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