Süddeutsche Zeitung

Medienkolumne "Abspann":Auf die guten Plätze

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Nicht nur in Deutschland fristen Jugendprogramme ein Dasein im Labyrinth der Mediatheken. In Großbritannien revidiert die BBC nun diesen Fehler und holt BBC Three zurück ins Fernsehen.

Von Aurelie von Blazekovic

Jugendprogramme gelten hierzulande als tolle, wichtige Sache. Förderungswürdig sogar, weshalb die Erstellung von Inhalten für junge Zielgruppen neuerdings im Medienstaatsvertrag als Kriterium für gesellschaftliche Relevanz gelistet ist, Sender gewissermaßen also angehalten werden, sich auch um Zuschauer unterhalb des Fernseh-Durchschnittsalters zu kümmern. Schaut man sich im Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender um, wird man auch reichlich fündig. Junge Talkrunden wie Deep und Deutlich vom NDR, Serien wie Druck, Reportageformate wie Y-Kollektiv, überhaupt die zahlreichen Angebote von Funk. Alles da, wenn auch mit wenigen Ausnahmen von den Sendern gut versteckt in Mediatheken und auf Youtube-Kanälen mit ein paar Tausend Abrufen.

Junges Programm ins Internet zu verlagern kling logisch, die jungen Leute sind dort bekanntermaßen gerne unterwegs und überlassen die Fernbedienung zunehmend ihren Großeltern. In Großbritannien geht die BBC nun dennoch einen anderen Weg.

Die Zielgruppe des Senders ist zwischen 16 und 34 Jahre alt

2014 schon wurde dort der Jugendsender BBC Three aus dem linearen Programm verbannt, um fortan nur noch online zu existieren. Doch jetzt kehrt BBC Three zurück auf die Fernseher, im Januar 2022 soll es so weit sein. Die Zielgruppe des Senders ist zwischen 16 und 34 Jahre alt und konnte sich in den vergangenen Jahren über erstklassige Inhalte freuen. Die preisgekrönten Serien Killing Eve mit Sandra Oh, Fleabag von und mit der großartigen Phoebe Waller-Bridge, und Normal People, die Verfilmung des Romanbestsellers der jungen Irin Sally Rooney, waren allesamt große Erfolge, und sind Produktionen von BBC Three.

Eine Untersuchung der BBC im vergangenen Jahr habe ergeben, dass es "sehr gute Argumente" gebe, den Kanal für jüngere Zuschauer zurück ins lineare Fernsehen zu bringen, so die BBC. Man habe diese Zuschauer damals im Stich gelassen und könne die Uhr nun nicht einfach zurückdrehen, heißt es von kritischen Stimmen aus der Politik. Die Programmchefin der BBC Charlotte Moore will die Fehler der Vergangenheit jedenfalls revidieren: "Die BBC muss Erfolge würdigen und sicherstellen, dass ihre Programme von so vielen jungen Zuschauern wie möglich gesehen werden", kommentierte sie. Der Entschluss, den Sender vor sieben Jahren aus dem linearen Programm zu nehmen, hatte vor allem mit Sparzwängen zu tun. Doch ausgerechnet beim Publikum der Zukunft zu sparen, hat sich offenbar als Fehler erwiesen. Das Budget von BBC Three wird in den nächsten beiden Jahren nun sogar verdoppelt.

Programmmacher in Deutschland sollten aufmerksam mitschreiben, denn die Platzierung von Inhalten hat, das zeigt die Kehrtwende bei der BBC, auch etwas mit Würdigung zu tun. Also nur zu, Vertrauen in die Jugend, manche besuchen auch ihre Großeltern und schalten dort den Fernseher ein, versprochen!

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