Süddeutsche Zeitung

Landtagswahl in Bayern:Söder als Bundespräsident? "Lächerlich"

Lesezeit: 1 min

Nach der Wahl in Bayern schlägt das Gerücht mediale Wellen, der CSU-Chef wolle Staatsoberhaupt werden. Dieser dementiert. Im Fernsehen rechnet ausgerechnet Günther Jauch - der Bundespräsident der Herzen - mit Söders Wahlkampf ab.

Von Thomas Balbierer

Manchmal fehlen sogar Markus Söder die Worte. Als er am Dienstag auf einen Medienbericht angesprochen wurde, der ihm Ambitionen auf das Amt des Bundespräsidenten nachsagte, sackte Bayerns Ministerpräsident kurz in sich zusammen. Kopfschüttelnd schlug er die Hände vors Gesicht und stammelte: "Ey ... also ..." Söder, der mit Formulierungen sonst schneller um sich schießt als sein Schatten, war sprachlos. So verstört sieht man ihn selten. Nachdem er sich wieder sortiert hatte, brachte er doch noch einen Satz heraus. "Das ist so was von abenteuerlich."

Der sonst gut informierte Chefredakteur des Münchner Merkur hatte am Tag nach der Landtagswahl in einem Leitartikel das Gerücht gestreut, dass der CSU-Chef 2027 auf das Präsidentenschloss Bellevue schiele - "als Preis dafür, dass er entweder Wüst oder Merz zur Kanzlerschaft verhilft". Woher diese Annahme stammt, ging aus dem Text nicht hervor. Kurz darauf trug die Bild die sensationelle Spekulation in die Republik hinaus. "Lächerlich", sagte Söder später vor Journalisten. Er habe nach der Wahl die Aufgabe, eine stabile Regierung in Bayern zu bilden.

Doch die Nachricht entwickelt nun ihre eigene Dynamik: Am Dienstagabend debattierten die Gäste in der ARD-Talkshow "Maischberger" über einen potenziellen Bundespräsidenten Söder. Dass ausgerechnet Fernsehmoderator Günther Jauch in der Runde saß, war beinahe göttliche Fügung. Er gilt als Bundespräsident der Herzen. In Beliebtheitsrankings wird der 67-Jährige regelmäßig an die Spitze gewählt. Jauch zeigte sich nicht angetan von der Idee, Söder ins oberste Staatsamt zu schicken. "Das halte ich für eine sehr wilde Spekulation."

"Der ist sicher kein Intellektueller, aber intelligent ist der Söder ja schon."

Mit dem Wahlkampf des CSU-Chefs ging er hart ins Gericht. Dieser habe "zehnmal mehr auf den Putz gehauen" als CDU-Ministerpräsident Boris Rhein in Hessen - und trotzdem ein vergleichsweise schwaches Ergebnis erzielt. "Da muss er ja wirklich mal ins Nachdenken kommen, ob man Wahlkampf nicht auch anders und dann erfolgreicher machen kann." Auf Maischbergers Frage, ob er Söder dieses Nachdenken zutraue, kicherte Jauch. "Der ist sicher kein Intellektueller, aber intelligent ist der Söder ja schon." Er wisse, dass "sein Platz" nach dieser schwierigen Wahl in Bayern sei. "Da wird er im Moment auch dringend gebraucht."

Womöglich will sich Jauch auch nur einen Konkurrenten um das Präsidentenamt vom Leib halten. Aber das ist reine Spekulation.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6284509
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.