Süddeutsche Zeitung

Bootspartys:Piraten auf der Donau, Malibu in Passau

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Bootspartys sollen "Erinnerungen kreieren", und Til Schweiger verpasst einem Passauer Schiff kalifornisches Flair. Die Schifffahrtssaison auf der Donau ist eröffnet. Wie soll ein Fluss das ertragen?

Glosse von Deniz Aykanat, Passau

Was wären Niederbayern und die Oberpfalz ohne die Donau? Richtig: nichts. Pandemiebedingt hat der legendäre Fluss trotzdem ein paar verhältnismäßig ruhige Jahre hinter sich. Damit ist es jetzt vorbei. Die Donau fließt jetzt nicht mehr nur so dahin, nein, allerhand findet nun wieder auf ihr statt - ob sie das will oder nicht. Man kann sich bei heiterer Musik auf diversen Partyschiffen zuschütten und dabei zum Beispiel den Blick auf Regensburg oder Passau genießen. Wenn man sich die Programmankündigungen einiger Veranstalter so ansieht, könnte einem angst und bange werden, wäre man selbst ein Fluss.

Die Regensburger Gewässer werden alleine vom Partyschiff eines bekannten öffentlich-rechtlichen Radiosenders diesen Sommer fünf Mal heimgesucht, mit "Mega-Dancefloor" auf mehreren Decks und einer ganzen "Flotte" an DJs. Und man soll den "Vorfreude-Modus" jetzt einschalten! In Passau kann man sich für knapp unter 30 Euro in eine Piraten-Bootsparty einkaufen, mit Schatzsuche. Trotzdem erst ab 18 Jahren. Oder man feiert mit "the one and only DJ Heinz" die Neunziger. Da war ja eh alles besser. Oder einfach gleich auf den "Techno-Dampfer", da wird es "legendäääär".

Ganz wichtig: Alle wollen "Erinnerungen kreieren". Eigentlich geht das ja ganz von selbst, dachte man immer. Es passiert etwas und am nächsten Tag weiß man es noch. Wobei es beim zu erwartenden Alkoholkonsum schwierig werden könnte, sich zu erinnern. Vielleicht vergisst man nicht nur die Schiffsparty, sondern gleich mit dazu auch noch die letzten zwei Corona-Jahre, das wäre ja kein schlechter Deal.

Aber auch die gesetztere Donau-Schifffahrtsbranche hofft nach zwei Jahren Flaute wieder auf Gäste. Um das Geschäft in Schwung zu bringen, hat sich eine Passauer Reederei etwas ganz Besonderes ausgedacht und das niederbayerische Aushängeschild Til Schweiger eines ihrer Boote umgestalten lassen. Der Schauspieler sagte der lokalen Presse, er stecke "in jedem Detail, vom Besteck angefangen". Man kann jetzt also endlich auf der Donau herumschippern und dabei auf Til Schweiger herumkauen und -sitzen. Schweigers Stil an Bord ist laut Reederei "inspiriert vom zwanglosen Lebensgefühl Malibus". Die Donau fließt durch zehn Länder, sie wird auch ein bisschen Kalifornien mit Fassung tragen.

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