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Bilanz:Bayerns Impfzentren schließen zum Jahresende - und dann?

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Mehr als 14 Millionen Impfungen gegen das Coronavirus sind im Freistaat in den Impfzentren und über deren mobile Teams verabreicht worden. Wo man sich von Januar an impfen lassen kann.

Von Johann Osel, Kempten/München

Bisher etwa 29 Millionen Impfungen gegen das Coronavirus sind in Bayern verabreicht worden - knapp die Hälfte davon, 14,3 Millionen, in den Impfzentren und über deren mobile Teams. Das ist die Bilanz zum Jahresende, bevor die Impfzentren im Freistaat dichtmachen. Zum 1. Januar übernehmen Arztpraxen sowie Betriebsärzte und teils auch Apotheken komplett die Corona-Impfungen.

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) zog bei einem Besuch der Einrichtung in Kempten am Donnerstag eine positive Schlussbilanz: "Klar ist: Die Impfzentren waren ein großer Erfolg und ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen die Corona-Pandemie." Durch die Arbeit der Zentren sei es möglich geworden, die Impfungen je nach Verfügbarkeit in allen Regionen schnell, flächendeckend und niedrigschwellig anzubieten. Auf dem Höhepunkt gab es in Bayern 100 Impfzentren. Zuletzt waren noch rund 80 Einrichtungen und Außenstellen mit mobilen Teams aktiv. Die Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes, Angelika Schorer, betonte in Kempten: "Der Einsatz der vielen Tausend Ehren- und Hauptamtlichen aus dem Bayerischen Roten Kreuz und weiteren Hilfsorganisationen war elementar, um diese Impfkampagne mit Leben zu füllen."

Das Kabinett von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte Ende Oktober beschlossen, die Impfungen vom Januar 2023 an komplett in die Regelversorgung der Praxen zu überführen. Zuvor war auch aus der Ärzteschaft die "mit Steuergeldern subventionierte Parallelstruktur" gerügt worden. Prompt waren in den Landkreisen Planungen angelaufen, was mit den Räumen der Impfzentren geschieht; häufig allerdings können sie nun zu ihrem ursprünglichen Zweck reaktiviert werden, zum Beispiel für Freizeit, Sport oder Kultur. Das zeigt auch, wie beim Aufbau der Zentren improvisiert werden musste. Viele kommunale Testzentren dagegen bleiben - oft mit reduziertem Angebot - auch im neuen Jahr erst mal bestehen.

Zunächst Knappheit an Vakzinen und Priorisierung für vulnerable Gruppen und Pflegepersonal, auch das Phänomen der Impfdrängler, steigende und sinkende Nachfrage - Holetschek rief die Pandemiejahre in Erinnerung: "Fast genau vor zwei Jahren, am zweiten Weihnachtsfeiertag 2020, erhielt Bayern die ersten 9750 Impfdosen. Die mussten für einige Tage und für den ganzen Freistaat reichen. Damals mussten die Impfzentren in Windeseile aus dem Boden gestampft werden." Im Dezember 2021 war die Nachfrage dann mit mehr als 1,7 Millionen Impfungen in nur einem Monat am höchsten. Im Februar 2022 sank sie wieder, blieb aber laut Ministerium "auf niedrigerem Niveau weitgehend stabil".

59,2 Prozent der Menschen in Bayern sind geboostert

Schon beim Kabinettsbeschluss hatte Holetschek von gut einer Milliarde Euro Gesamtkosten für Einrichtung und Betrieb der Impfzentren, Öffentlichkeitsarbeit und IT-Verwaltung gesprochen; die Hälfte davon zahlt der Bund. Laut Antwort der Staatsregierung auf eine Landtagsanfrage von Florian von Brunn (SPD) hat vor allem das Jahr 2021 mit 737,7 Millionen Euro zu Buche geschlagen, 2022 kosteten die Zentren noch 351,9 Millionen Euro. Dominik Spitzer (FDP) wiederum zog aus einer weiteren Anfrage den Schluss, dass die Impf-Infrastruktur bereits seit dem Frühjahr aufgrund geringer Nachfrage und hoher Betriebskosten "reinste Steuergeldverschwendung" gewesen seien.

Holetschek appellierte am Donnerstag an alle, ihren Impfstatus mit ihrem Hausarzt zu überprüfen und gegebenenfalls eine Auffrischungsimpfung vornehmen zu lassen. Impfen biete den besten Schutz für jeden Einzelnen vor einem schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung. 59,2 Prozent der Menschen in Bayern sind geboostert, bei den über 60-Jährigen sind es 83,1 Prozent. Die in diesem Alter empfohlene zweite Auffrischungsimpfung haben 31,9 Prozent erhalten.

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