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Streit um Internetdienste:Saudis schalten Blackberrys vorübergehend ab

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Saudi-Arabien hat die Drohung nur zum Teil wahrgemacht: Als erstes Land wollte es am Freitag wegen "Sicherheitsproblemen" Internetdienste für Blackberrys abschalten. Doch die Geräte funktionieren weiter.

Im Streit um die Internetnutzung mit dem Smartphone Blackberry hat Saudi-Arabien am Freitag eine Funktion des Telefons vorübergehend abgeschaltet. Wie mehrere Blackberry-Nutzer der Nachrichtenagentur AFP bestätigten, konnten sie den Kurznachrichten-Dienst des Handys mehrere Stunden nicht nutzen.

Die saudischen Behörden hatten wegen angeblicher Sicherheitsbedenken eine Sperrung des Dienstes angekündigt. Nach Angaben der Blackberry-Nutzer war der Dienst ab etwa 11.30 Uhr MESZ unterbrochen, vier Stunden später aber wieder verfügbar. Die Aufsichtsbehörde für Telekommunikation in Saudi-Arabien war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Zu Wochenbeginn hatte die Aufsichtsbehörde angekündigt, den Messenger-Dienst der Blackberrys des kanadischen Herstellers Research in Motion (RIM) am Freitag abzuschalten, ohne Einzelheiten über den Zeitraum der Sperre zu nennen.

Ist die Sicherheit bedroht - oder die Moralvorstellung?

Zur Begründung hieß es, die auf den rund 700.000 Blackberrys im Land angebotenen Dienste entsprächen nicht den nationalen Bestimmungen. Aus Kreisen der Mobilfunkanbieter STC und Mobily verlautete allerdings, bei den Unternehmen sei nie eine offizielle Bestätigung der angekündigten Sperre eingegangen.

Smartphones unterscheiden sich von herkömmlichen Mobiltelefonen darin, dass sie Internet-Dienste anbieten: Nutzer können etwa im Netz nach Informationen suchen, E-Mails abrufen oder über einen Messenger-Service Kurznachrichten versenden. Dabei verschlüsselt Blackberry-Hersteller RIM seine Dienste Experten zufolge besser als andere Smartphone-Hersteller und versendet die Daten zudem über Server in Kanada - dadurch ist die Kommunikation mit den RIM-Geräten der staatlichen Kontrolle weitgehend entzogen.

In mehreren arabischen Ländern ist der Kurznachrichten-Dienst von Blackberry deshalb ins Visier der Behörden geraten. Offiziell begründen sie ihre Abneigung gegenüber den nicht kontrollierbaren Datenströmen mit Sicherheitsbedenken. Allerdings dürften auch die strengen Moralvorstellungen in den muslimischen Ländern eine Rolle spielen, deren Einhaltung sich in den verschlüsselten Botschaften nicht überwachen lässt.

Neben Saudi-Arabien kündigten die Vereinigten Arabischen Emirate an, die Internet-Funktionen der rund 500.000 Blackberrys im Land im Oktober zu sperren. Auch die Regierung des Libanon erwägt ein Verbot der Blackberry-Dienste. In Bahrain gibt es dagegen nach Angaben der Regierung keine Überlegungen, Funktionen des Smartphones stillzulegen. Der Streit um die Blackberry-Funktionen rief die USA und Kanada auf den Plan. US-Außenministerin Hillary Clinton kündigte am Donnerstag Gespräche mit den Vereinigten Arabischen Emiraten an. Kanadas Handelsminister Peter Van Loan sagte, sein Land werde die Interessen von RIM und Blackberry verteidigen.

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