Süddeutsche Zeitung

Unternehmen:SAP kauft sich von Korruptionsvorwürfen frei

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Der Softwarekonzern soll in Südafrika und sechs anderen Ländern Auftragsbücher gefälscht haben. US-Behörden haben ihm nun eine Strafe von 222 Millionen Dollar aufgebrummt.

Von Tobias Bug, Stuttgart

Es ist eine satte Strafe für SAP: Vor etwa acht Jahren hatte der Konzern Softwarelizenzen beim südafrikanischen Wasserministerium gegen eine Gebühr erneuert, obwohl sie noch gar nicht abgelaufen waren. Zahlungen ohne Gegenleistung also. In der Anklageschrift hieß es damals, SAP sei mitverantwortlich für die katastrophale Wasserversorgung in dem Land. 2018 hatte der Konzern außerdem zugegeben, neun Millionen Dollar an eine Firma gezahlt zu haben, die dem Umfeld des korrupten Ex-Präsidenten Jacob Zuma zugerechnet wird. Wegen dieser und anderer Korruptionsvorwürfe muss SAP nun 222 Millionen Dollar Strafe zahlen.

In insgesamt sieben Ländern soll der Softwarekonzern aus dem Kraichgau bestochen haben. Das US-Justizministerium teilte am Mittwoch mit, SAP habe einer Vereinbarung zugestimmt, um den Vorwurf der Bestechung von Regierungsbeamten in Südafrika und Indonesien zu entkräften - mit einem dreijährigen Aufschub, heißt es. SAP versteht darunter einem Sprecher zufolge eine dreijährige Bewährung. Außerdem hat der Softwarekonzern einen zivilrechtlichen Vergleich mit der US-Börsenaufsicht SEC vereinbart, um ähnliche Korruptionsvorwürfe in Aserbaidschan, Ghana, Kenia, Malawi und Tansania zu klären. Laut der Aufsichtsbehörde habe SAP in diesen Ländern zwischen 2013 und 2022 Auftragsbücher und Aufzeichnungen gefälscht und Bestechungsgelder als legitime Geschäftsausgaben erscheinen lassen. SAP habe es versäumt, seine Buchführung ausreichend zu kontrollieren, so die Strafverfolger.

"Wir werden jeden Stein umdrehen"

"SAP hat Schmiergelder an Beamte staatlicher Unternehmen in Südafrika und Indonesien gezahlt, um wertvolle Regierungsaufträge zu erhalten", sagte die stellvertretende Generalstaatsanwältin Nicole M. Argentieri, der Konzern habe aber nun Verantwortung für das Verhalten übernommen. Ihre Behörde und die SEC hatten mit Straf- und Zivilbehörden in Südafrika an dem Vergleich gearbeitet. Die SEC, das Pendant zur deutschen Finanzaufsicht Bafin, kann Korruptionsvorgänge auf der ganzen Welt verfolgen, wenn Geschäftsbeziehungen in die USA bestehen. SAP ist an der New Yorker Börse gelistet.

Auf die Strafzahlung sei man vorbereitet gewesen, habe Rücklagen gebildet, sagt der SAP-Sprecher, sie seien verkraftbar. Andere Unternehmen hätten schon viel höhere Strafen zahlen müssen. 2008 hatte Siemens in seinem Korruptionsskandal rund 800 Millionen Dollar an die US-Behörden gezahlt.

In einer Mitteilung zeigte sich SAP erfreut, dass die Sache geklärt ist. Schon 2017 hatte SAP-Mitgründer Hasso Plattner bei den "Menschen in Südafrika" um Entschuldigung gebeten und versprochen: "Wir werden jeden Stein umdrehen, um herauszufinden, was passiert ist und was nicht." Vor mehr als fünf Jahren, schreibt der Konzern am Mittwoch, habe man sich von allen verantwortlichen Parteien getrennt und das interne Compliance Programm verbessert. Selbst das allerdings ist kein wasserdichtes Mittel gegen korrupte Mitarbeiter und Berater.

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SZ/Reuters
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