Süddeutsche Zeitung

Rückkehr auf die Wirtschaftsbühne:Neuer Job für Middelhoff

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Thomas Middelhoff hat offenbar doch noch Anhänger. Der ehemalige Arcandor-Chef soll Aufsichtsrat der Marseille-Kliniken werden - deren Gründer will es so.

K. Läsker und U. Ritzer

Einer wie er steht wohl immer wieder auf. Der Manager Thomas Middelhoff kandidiert für den Aufsichtsrat der Marseille-Kliniken. Am 18. Dezember sollen ihn die Aktionäre bei der Hauptversammlung des Hamburger Pflegeheimbetreibers in das Kontrollgremium wählen.

Die Wahl kommt überraschend, steht Middelhoff doch spätestens seit der Pleite von Arcandor für viele als Synonym für "Managerversagen". Im März hatte der 56-Jährige den Chefposten dort an Karl-Gerhard Eick übergeben - und betont, die Essener Firma sei gerettet. Vier Monate später musste der ehemalige Karstadt-Quelle-Konzern Insolvenz anmelden. Später begann auch die Staatsanwaltschaft gegen Middelhoff zu ermitteln, wegen des Verdachts der Untreue in seiner Zeit als Konzernchef. Es geht um dubiose Immobiliengeschäfte.

"Ein exzellenter Mann"

In den Aufsichtsrat holt ihn nun Ulrich Marseille, Gründer der gleichnamigen Kliniken und Aufsichtsratschef der Kette. Beide kennen sich seit fünf Jahren. Für Marseille sind viele Vorwürfe gegen Middelhoff haltlos. "Ich halte ihn für einen exzellenten Mann", sagt er. Middelhoff sei bei Karstadt viel zu spät an die Spitze gekommen. "Ohne ihn wäre das Unternehmen schon vor drei Jahren pleite gegangen."

Der umstrittene Betriebswirt mit seinen flotten Sprüchen und der stets optimistischen Art soll den Marseille-Kliniken aus der Krise helfen. Der Konzern ist mit 67 Kliniken und Pflegeheimen Marktführer in Deutschland. Im letzten Geschäftsjahr, das am 30. Juni endete, hat der börsennotierte Konzern unerwartet hohe Verluste gemacht. Das Minus kletterte auf 13,7 Millionen Euro: Zu viele Betten waren leer geblieben. Zeit, über Fusionen nachzudenken, meint Marseille. Middelhoff solle für den gebeutelten Pflegeheimbetreiber "mögliche Zusammenschlüsse" prüfen. "Er soll sondieren, welche Konsolidierungsmöglichkeiten der Markt bietet."

Der neue Job dürfte Middelhoff liegen: Aus seiner Zeit als Chef von Bertelsmann bringt er Erfahrung mit beim Kauf und Verkauf von Geschäften. Auch nach seiner Zeit beim Medienkonzern aus Gütersloh suchte er im Auftrag einiger Scheichs weltweit nach Investments. Wenn er nicht unterwegs ist, arbeitet Middelhoff im Kölner Büro seiner eigenen Investmentfirma BLM Partners, die er mit Florian Lahnstein und Roland Berger gegründet hat.

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Quelle:
SZ vom 27.11.2009
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