Gebiss und Brille überflüssig:Heimbewohner sehen Fachärzte kaum

Die ärztliche Versorgung in deutschen Pflegeheimen lässt zu wünschen übrig. Insbesondere die fachärztliche Betreuung fällt unter den Tisch

Maria Weiß

In einer Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen wurden rund neun Prozent aller deutschen Pflegeheime und zehn Prozent aller Heimbewohner erfasst. 80 Prozent der Bewohner konnten das Heim nicht mehr verlassen und waren somit vollständig auf die ärztliche Versorgung innerhalb des Heims angewiesen, berichtete Johannes Hallauer vom Landesamt für Gesundheit und Soziales in Rostock auf dem 31. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer. In weniger als drei Prozent wurde der Arztbesuch durch den Heimbewohner selbst veranlasst, in zwei Drittel der Fälle durch das Pflegepersonal.

Die Betreuung wurde überwiegend von niedergelassenen Ärzten übernommen. Angestellte Heimärzte waren mit weniger als einem Prozent die Ausnahme dar. Der frühere Hausarzt bzw. der niedergelassene Allgemeinmediziner oder Internist wurde noch relativ häufig gerufen. Besuche von Neurologen, Psychiatern, Urologen, Gynäkologen und Orthopäden fanden dagegen nur äußerst selten statt, sagte Hallauer. Zahnärzte, Augenärzte oder HNO-Ärzte waren in den Heimen kaum anzutreffen. Man könne nicht davon ausgehen, dass Heimbewohner weniger Fachärzte benötigen als gleichaltrige Nichtheimbewohner, meinte Hallauer. Auch bestehe kein Grund, auf gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen (der Frauenanteil liegt über 70 Prozent) oder zahnärztliche Versorgung im Heim zu verzichten. Die gefundenen Missstände zeigen einen deutlichen Handlungsbedarf auf, so der Rostocker. Entweder man ermöglicht auch immobilen Heimbewohnern den Besuch von Facharztpraxen oder man richtet in den Heimen Zimmer für die fachärztliche Untersuchung ein.

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