Süddeutsche Zeitung

iPhone von Apple:Ein Star mit vielen Nachahmern

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Wer sich in einem Handy-Laden umsieht, kommt zu dem Schluss, dass es heute alle Hersteller für eine gute Idee halten, Smartphones über den Bildschirm zu steuern. Den Mut, das zu versuchen, hatte aber bloß eine Firma: Apple.

Helmut Martin-Jung

Dem britischen Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke wird dieser schöne Aphorismus zugeschrieben: "Neue Ideen durchlaufen drei Stadien: 1. Es ist unmöglich. 2. Es ist vielleicht möglich, aber es lohnt sich nicht. 3. Ich wusste schon immer, dass das eine gute Idee war." Wer sich in einem Handy-Laden umsieht, kommt unweigerlich zu dem Schluss, dass es heute alle Hersteller für eine gute Idee halten, Smartphones nahezu ausschließlich über den Bildschirm zu steuern, Bilder und Internetseiten mit einem Spreizen der Finger zu vergrößern und Texte über eine Bildschirmtastatur einzugeben - ohne Stift.

Den Mut, die - im positiven Sinne - Verrücktheit, das als erster zu versuchen, hatte aber bloß eine Firma: Apple. Eine Firma wohlgemerkt, die davor zwar Computer, aber noch nie ein Telefon gebaut hatte. Apple erwischte aber auch genau den Zeitpunkt, zu dem verschiedene Techniken ihre Marktreife erreichten: Prozessoren, die schnell waren, aber klein und dazu genügsam beim Stromverbrauch, Bildschirme, die auf die leiseste Berührung ansprechen und ein brillantes Bild liefern, mobiler Datenfunk - die Reihe ließe sich fortsetzen.

Dies alles durch eine Software zu erschließen, die nahezu jeder auf Anhieb kapiert, das war eine Leistung, deren Auswirkungen kaum hoch genug eingeschätzt werden können. Indem Apple das durch den Gründer Steve Jobs personifizierte Konzept fortführte, stets Hard- und Software zu kontrollieren, verschafften sich die Kalifornier einen großen Vorsprung.

Ein Milliardengeschäft

Doch stets war auch klar, dass dieser Vorsprung nicht ewig würde halten können. Schon deshalb nicht, weil der durchschlagende Erfolg des iPhones zeigte, dass die Nutzer auf solche Geräte nur gewartet hatten. Dass sich also, mit anderen Worten, ein Milliardengeschäft aufgetan hatte, an dem auch andere teilhaben wollten. Und natürlich hatten Jobs und andere bei Apple das vorhergesehen: Wehren werde man sich gegen eine "Ausplünderung geistigen Eigentums", polterte Tim Cook, heute Jobs' Nachfolger als Firmenchef, im Januar 2009.

Zunächst waren die Nachahmer auch vorsichtig. Das erste Handy mit Googles Android etwa verzichtete zum Beispiel auf die Funktion, dass die Anzeige automatisch vom Hoch- ins Querformat wechselt, wenn man das Handy dreht. Doch das änderte sich bald. Handys der Konkurrenz haben heute nicht bloß Funktionen, die das iPhone kann, sie gehen in manchen Punkten darüber hinaus. Samsungs Flaggschiff Galaxy S 3 beispielsweise erkennt, wenn ein Nutzer einen Text liest, und dunkelt dann den Bildschirm nicht ab. Das Handy ist sehr flach, schnell, hat einen großen brillanten Bildschirm und kostet weniger als ein iPhone.

Es verwundert nicht, dass Apple sich entschloss, gerade Samsung wegen der Verletzung von Patenten zu verklagen, verkaufen doch die Südkoreaner inzwischen mehr Smartphones als Apple, beide Konzerne zusammen beherrschen die Hälfte des Smartphone-Marktes, kein anderer Hersteller kommt auch nur auf zehn Prozent Marktanteil. Doch auch ein endgültiger Sieg in diesem Patentkrieg wird die Konkurrenz höchstens bremsen, aber nicht aufhalten können. Dagegen hilft nur, an der Spitze zu bleiben, technologisch, beim Design und bei der Nutzerfreundlichkeit.

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Quelle:
SZ vom 21.09.2012
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