Süddeutsche Zeitung

Ex-Chefs von Siemens und Deutscher Bank:Löscher und Ackermann im Dienst des Oligarchen

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Ihr neuer Arbeitgeber ist einer der reichsten Russen: Ex-Siemens-Chef Peter Löscher wird Chef einer Vermögensverwaltung aus dem Imperium des Oligarchen Viktor Wekselberg. Auch Josef Ackermann bekommt dort einen Job.

Von Jannis Brühl

Peter Löscher hat Siemens geleitet, Josef Ackermann die Deutsche Bank. Erfolgreicher geht es nicht, könnte man meinen. Bald werden sie allerdings von einem Mann bezahlt, für den ihre Millionengehälter Peanuts sind. Löscher wird CEO der Renova Management AG des russischen Oligarchen Viktor Wekselberg. Ackermann zieht in den neuen Verwaltungsrat des Unternehmens ein.

Die Holding verwaltet von Zürich aus das Vermögen des Renova-Konglomerats, zu der unter anderem die Schweizer Industriekonzerne Oerlikon und Sulzer gehören. Besonders um diese Beteiligungen außerhalb Russlands soll sich die Renova Management kümmern. Die Gruppe investiert außerdem in Windkraft, Öl und Telekommunikation.

Löscher soll sein Amt im März antreten. Ihm wird zudem angeboten, sich finanziell zu beteiligen. Die Erfahrung der internationalen Manager, die Wekselberg an der Spitze der Firma versammelt hat, soll ihm zufolge "die besten internationalen Management- und Governance-Praktiken" und "Transparenz" garantieren.

Nach einer Reihe von Fehlschlägen war Löscher im vergangenen Jahr von seinem Chefposten bei Siemens zurückgetreten (eine üppige Abfindung bekommt er trotzdem). Ackermann zog sich kurz darauf aus dem Aufsichtsrat von Siemens zurück, weil er mit dem Chefwechsel nicht einverstanden war und sich mit Aufsichtsratschef Gerhard Cromme angelegt hatte.

Der 56-jährige Wekselberg gilt mit einem Vermögen von mehr als 15 Milliarden Dollar ( laut Bloombergs Milliardärsindex) als einer der reichsten Russen. Er selbst wird den neu gegründeten Aufsichtsrat der Renova Management leiten.

Wekselberg ( hier im SZ-Interview) ist einer der Oligarchen, die während der unkontrollierten Privatisierung ehemals sowjetischer Staatsbetriebe den Grundstein für ihren unermesslichen Reichtum legten. Noch während Michail Gorbatschows Politik der Öffnung hatte er begonnen, Kupferschrott an westliche Firmen zu verkaufen und Computer zu importieren. Mit dem so verdienten Geld kaufte er sich unter Boris Jelzin in die Aluminium- und später die Ölindustrie ein, die gerade privatisiert wurden. Kritiker sagen, sie wurden von einem klammen Staat verramscht. Renova hatten Wekselberg und sein Partner Leonard "Len" Blavatnik, ein Exilrusse, 1990 gegründet.

Privat sammelt Wekselberg teure Kunst. 2004 kaufte er dem amerikanischen Forbes-Clan Fabergé-Eier ab. Er besitzt mindestens neun der 50 für die letzten Zaren gefertigten Schmuckstücke aus Gold und Diamanten, mehr als jeder andere Mensch auf der Welt.

Im Gegensatz zu anderen Oligarchen wie Boris Beresowski und Michail Chodorkowskij hat er sich mit Wladimir Putins Regierung arrangiert. Probleme mit der russischen Politik müssen Löscher und Ackermann bei ihren neuen Jobs also nicht befürchten.

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