Süddeutsche Zeitung

Dax-Aufsteiger:Delivery Hero verdoppelt Verlust - trotz Bestellboom

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Das Unternehmen machte im ersten Halbjahr ein Minus von etwa 443 Millionen Euro. Kritiker fragen sich einmal mehr, ob Delivery Hero wirklich schon reif für den Dax war.

Der Essenslieferdienst Delivery Hero hat ausgerechnet während der Corona-Pandemie seine Verluste ausgebaut. Das seit dieser Woche im Dax gelistete Unternehmen machte im ersten Halbjahr einen Verlust von etwa 443 Millionen Euro und damit mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.

Eigentlich zählen Essenlieferdienste zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Auch bei Delivery Hero stieg der Umsatz bei Essensbestellungen dank des Bestellbooms im ersten Halbjahr um etwa 94 Prozent auf fast 1,13 Milliarden Euro. Allerdings schreibt das 2011 gegründete Unternehmen noch immer rote Zahlen. Der operative Verlust lag im Jahr 2018 bei 242 Millionen Euro, 2019 betrug er sogar 648 Millionen Euro. Das laufende Geschäft kann die entstehenden Kosten also nach wie vor nicht decken, weshalb ein höherer Umsatz auch mit höheren Verlusten einhergeht.

Ungeachtet dessen hat Delivery Hero inzwischen den Platz des Skandalkonzerns Wirecard im Dax eingenommen. Ein so schneller Aufstieg in die erste Börsenliga ist bisher einmalig: Gegründet 2011, ging das Unternehmen 2017 an die Börse, für 25,50 Euro je Aktie. Derzeit pendelt der Kurs um die 100 Euro. Das Unternehmen ist an der Börse knapp 20 Milliarden Euro wert - etwa viermal soviel wie die Lufthansa. Kritiker fragen sich jedoch, ob Delivery Hero wirklich schon reif für den Dax ist.

Die meisten Einnahmen stammen aus Provisionen

Nichtsdestotrotz setzt der Lieferdienst seine Expansion in der Welt fort: Das Unternehmen hat gerade erst den Online-Lebensmittel-Marktplatz Instashop aus Dubai übernommen, der sein Geschäft im Nahen Osten und in Nordafrika betreibt. Instashop wird mit umgerechnet 305 Millionen Euro bewertet.

Das einstige Start-up Delivery Hero betreibt nun in mehr als 40 Ländern Bestellplattformen für Essen lokaler Anbieter und beschäftigt 25 000 Mitarbeiter, davon etwa 1300 in Berlin. Das Unternehmen vermittelt Lieferdienste zwischen Restaurants und deren Kunden. Das meiste Geld stammt aus Provisionen, die die teilnehmenden Restaurants bezahlen. Allerdings betreibt Delivery Hero auch eigene Lieferdienste und Großküchen.

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