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Niederlage für Broadcom:Trump legt Veto gegen Übernahme von Qualcomm ein

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US-Präsident Donald Trump hat sein Veto gegen die Übernahme des US-Halbleiterkonzerns Qualcomm durch den Rivalen Broadcom aus Singapur eingelegt. Trump habe gegen den 117-Milliarden-Dollar-Deal Bedenken wegen der nationalen Sicherheit geltend gemacht, teilte das Weiße Haus am Dienstag mit. Worin die Sicherheitsbedenken konkret liegen, wurde allerdings nicht benannt. Der Zusammenschluss wäre einer der größten Technologie-Übernahmen in der Geschichte gewesen.

Trump folgt mit seinem Einspruch den Empfehlungen des Komitees für ausländische Investitionen in den USA (CFIUS), das dem Finanzministerium unterstellt ist und Übernahmen von US-Firmen durch ausländische Investoren auf mögliche Risiken prüft. Aus US-Sicht wäre der landesweit größte Hersteller von Chips für mobile Geräte in asiatische Hände gelangt - was der US-Regierung ein Dorn im Auge gewesen wäre. Asiatische Unternehmen gelten als die größten Konkurrenten der US-Technologiewirtschaft.

Das CFIUS hatte im Vorfeld gewarnt, dass mit durch die Übernahme die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Qualcomm abgewickelt werden könnte, um das Technologiewissen stärker für eigene Interessen zu nutzen. Das wiederum hätte beispielsweise Huawei, einen weiteren großen Rivalen vieler US-Konzerne, noch stärker machen können.

Trump hat einen der größten Tech-Deals platzen lassen

Broadcom und Qualcomm sind Unternehmen, mit deren Namen die meisten Menschen hierzulande nichts anfangen können. Ihre Technik steckt aber in Geräten, mit denen wir täglich zu tun haben: iPhones, Modems, Bluetooth-Geräte, selbstfahrende Autos, intelligente Aufzüge und alles, was unter den Begriff "Internet der Dinge" fällt. Qualcomm produziert vor allem Chips für Smartphones, damit die Geräte sich mit drahtlosen Netzwerken verbinden können. Broadcom ist Spezialist für W-Lan-Chips. Zusammen mit Qualcomm wäre das Unternehmen der drittgrößte Chiphersteller der Welt hinter Intel und Samsung geworden.

Erst am Montag hatte Broadcom angekündigt, seinen Firmensitz Anfang April in die USA zu verlegen, um die Bedenken der US-Behörden zu entkräften. Das Veto des US-Präsidenten setzt der geplanten Übernahme der beiden Konkurrenten nun jedoch ein abruptes Ende. Gegen Trumps Veto kann kein Einspruch eingelegt werden.

Immer mehr Chiphersteller versuchen derzeit, dem scharfen Wettbewerb weltweit durch Aufkäufe und Zusammenschlüsse zu begegnen. In dieser für alle Zukunftstechnologien so wichtigen Branche ballt sich die Macht also in immer weniger Händen. Broadcom beispielsweise schluckt erst im vergangenen Jahr den kleineren US-Hersteller Brocade für 5,5 Milliarden Dollar.

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