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Ausstand bei der Deutschen Bahn:Streik trifft morgendlichen Berufsverkehr

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Der Streik der GDL

Ungewöhnlich leere Bahnsteige, stillstehende Züge: Neun Stunden lang haben die Lokführer der Deutschen Bahn gestreikt. Betroffen waren vor allem die S-Bahnen und der Regionalverkehr in den Großräumen Berlin, Hamburg, München und Stuttgart sowie im Rhein-Main-Gebiet, in Köln, Nürnberg und Hannover, teilte die Bahn mit. Diverse Verbindungen fielen aus, auch einzelne Fernverkehrszüge fuhren nicht. Nach Aussage einer Sprecherin gab aber keine größeren Zwischenfälle. "Die Reisenden waren sehr gut informiert. Deshalb blieb es an den Bahnhöfen ruhig."

Bahnfahrer müssen bis Mittwochmorgen bundesweit mit Ausfällen und Verspätungen rechnen. Die Bahn warnt, es sei im morgendlichen Berufsverkehr mit "erheblichen Beeinträchtigungen" zu rechnen - voraussichtlich bis in die Mittagsstunden am Mittwoch.

Seit sechs Uhr setzten die Lokführer die Züge wieder in Bewegung, sagte ein Sprecher. Dass es weiter Probleme gibt, liege vor allem daran, dass nun Züge nicht dort stehen, wo sie um diese Zeit benötigt werden.

Informationen über ausgefallene Züge

Die Bahn informiert auf ihrer Internetseite über die Auswirkungen des Streiks. Zu einzelnen Zugverbindungen liegen allerdings häufig noch keine konkreten Informationen vor.

Nahverkehr in Bayern

Während der Streik in München und Nürnberg am frühen Mittwochmorgen zunächst nicht zu Chaos geführt hatte, legte am Morgen eine Weichenstörung am Ostbahnhof den Verkehr auf der Münchner Stammstrecke lahm. Nach Angaben der Deutschen Bahn ist diese allerdings wieder behoben, die S-Bahnen verkehren wieder auf dem Regelweg über die Stammstrecke.

Dennoch komme es zu größeren Verspätungen und Zugausfällen, teilt die Bahn mit. Nach den beendeten Streikmaßnahmen der GDL sollen folgende Verkehre angeboten werden: Die Linien S1 Freising/Flughafen und die Linie S8 Flughafen im 20-Minuten Takt und für alle anderen Linien ein 40 - 60 Minuten Takt.

S-Bahn in Berlin

Der Streik beeinträchtigt auch am Mittwochmorgen den S-Bahn-Verkehr in Berlin erheblich. Es gibt zwar einen weitgehend regelmäßigen Verkehr auf den Linien S1, S2, S46, S5, S7 und S9, teilte die S-Bahn Berlin GmbH mit. Einzelne Züge fahren auch auf den Linien S25, S3, S75 und S8. Keine Züge sind dagegen auf den Linien S41, S42, S45, S47 und S85 im Einsatz.

Busse statt Bahnen fahren zwischen den Bahnhöfen Hennigsdorf und Tegel, Südende und Teltow Stadt, Hohen Neuendorf und Blankenburg sowie zwischen Strausberg Nord und Strausberg.

Aktuelle Informationen zum Streik in Berlin bietet das Unternehmen auf seiner Internetseite.

Nahverkehr in Hamburg

Am Morgen ist der Nahverkehr in Hamburg und Schleswig-Holstein erheblich beeinträchtigt. Nur wenige Züge konnten nach Streikende den Betrieb wieder pünktlich aufnehmen. Die meisten Züge und S-Bahn-Linien entfielen ersatzlos oder kommen mit erheblicher Verspätung an. Dennoch waren nur wenige Reisende an den Bahnhöfen in Hamburg und Kiel gestrandet.

Viele Pendler verzichten am Morgen auf die Bahn und reisen mit dem eigenen Auto oder in Fahrgemeinschaften an. Bahnreisende in Hamburg und Schleswig-Holstein müssen sich noch bis Mittwochvormittag auf Zugausfälle und große Verspätungen einstellen.

Die Forderungen der Lokführer

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) fordert, dass die Löhne der Lokführer um fünf Prozent erhöht und die Arbeitszeit um zwei Stunden pro Woche auf 37 Stunden verkürzt werden. Außerdem wollen sie bessere Schichtpläne durchsetzen. Derzeit erhalten die Lokführer ein Grundgehalt von 2100 bis 3400 Euro. Es ist der erste reguläre Streik der GDL nach zwei Warnstreiks.

Der Streit zwischen den Gewerkschaften

Die Bahn will Verhandlungen erst dann führen, wenn sich die GDL und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG einigen. Beide Gewerkschaften wollen für dieselben Berufsgruppen der Bahn Tarifverträge aushandeln. Die Deutsche Bahn allerdings will verhindern, dass jeweils zwei Verträge etwa für Lokführer gelten. Sie drängt zu einer Tarifeinheit. Dann gilt nur der Tarifvertrag derjenigen Gewerkschaft, die die meisten Mitglieder hat. Die vergleichsweise kleine GDL will das verhindern.

Linktipps:

  • Das irre Verständnis für die Lokführer - Kommentar von Daniela Kuhr
  • Streik bei der Bahn: Das müssen Bahnreisende jetzt wissen

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