Süddeutsche Zeitung

Yannic Seidenberg im Eishockey:Ein Held wird suspendiert

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Aufregung im deutschen Eishockey: Yannic Seidenberg, 2018 Silbergewinner bei Olympia, ist nach einem auffälligen Dopingtest vorläufig gesperrt worden. Nun ermittelt die Nada - und die Staatsanwaltschaft München.

Von Johannes Aumüller

Yannic Seidenberg, 38, hat in den vergangenen Jahren zu den herausragenden deutschen Eishockeyspielern gezählt. 1092 Partien absolvierte er in der DEL, 173 Mal spielte er fürs Nationalteam. Drei Mal gewann er mit dem EHC Red Bull München den deutschen Meistertitel, und im Februar 2018 zählte er zu jenen als "Olympia-Helden" gefeierten Akteuren, die bei den Winterspielen in Pyeongchang unerwartet die Silbermedaille gewannen. Seine Karriere in der Nationalmannschaft beendete Seidenberg im Frühjahr zwar offiziell und beim EHC Red Bull München rutscht er langsam aus den vorderen Reihen in die hinteren. Aber er will noch eine Weile aktiv sein und hat dabei wohl auch eine besondere Marke im Visier: zum Profi mit den meisten DEL-Einsätzen aufzurücken. Zirka 100 Spiele liegt er hinter dem Spitzenmann Mirko Lüdemann, er bräuchte zwei Spielzeiten, um das aufzuholen.

Doch ob ihm das gelingt, ist nun ungewisser denn je. Denn statt den Rekord zu jagen überschattet er den Auftakt in die neue Saison mit einem anderen Thema: mit einer auffälligen Dopingprobe. Am Mittwochabend und damit einen Tag vor dem ersten Saisonspiel des Meisterschafts-Finalisten München bei den Kölner Haien teilte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) mit, dass Seidenberg wegen des Ergebnisses einer Trainingskontrolle von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) vorläufig gesperrt worden sei. Zudem erklärte sein Klub, dass er den Verteidiger suspendiert habe. Neben der Nada ermittelt auch die Staatsanwaltschaft München, wie diese am Donnerstag auf SZ-Anfrage bestätigte. Die Nada hat dort, wie es bei auffälligen Kontrollen seit der Einführung des Anti-Doping-Gesetzes vor einigen Jahren üblich ist, Strafanzeige gestellt.

Welche Substanz bei ihm gefunden und wann genau die auffällige Kontrolle genommen wurde, blieb zunächst unklar. Seidenberg selbst wolle sich derzeit nicht öffentlich äußern, erklärte sein Anwalt der dpa; sein Mandant kooperiere vollständig mit der Nada. Auch die Anti-Doping-Agentur, die Staatsanwaltschaft, der DEB und der Verein wollten sich mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht näher äußern.

Seidenberg ist der wohl prominenteste Athlet aus einer der großen Mannschaftssportarten, der in den vergangenen Jahren bei einer Dopingprobe auffiel. Die Nada hat in den vergangenen Spielzeiten bei ihren Kontrollen fast ein Dutzend Mal Eishockeyspieler positiv getestet - aber nur in wenigen Fällen führte das auch zu Sanktionen. Die letzte Sperre traf im vergangenen Jahr den Nationalstürmer Parker Tuomie von den Eisbären Berlin, bei dem die Anti-Doping-Agentur in einer Probe Abbauprodukte von Cannabis fand und der deswegen drei Monate zuschauen musste.

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