Süddeutsche Zeitung

Dino Toppmöller wird Trainer in Frankfurt:Sohn folgt Vater

Lesezeit: 3 min

29 Jahre nach Vater Klaus übernimmt Dino Toppmöller den Trainerposten bei der Eintracht. Der ehemalige Assistent des früheren Bayern-Trainers Julian Nagelsmann hat in der Bundesliga keine Erfahrung als Chefcoach - der Klub geht damit ein Risiko ein.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Der Name Toppmöller weckt bei Anhängern von Eintracht Frankfurt natürlich Erinnerungen. Unvergessen ist vor allem der Ausruf von Klaus Toppmöller, als die Eintracht 1993/94 einmal mit 20:2 Punkten in die Saison startete: "Bye, bye, Bayern!", rief der damalige Trainer in seiner Euphorie. Zu voreilig, wie sich nach der Verletzung des Stürmers Anthony Yeboah zeigen sollte. Und so war der Fußballlehrer aus Rivenich bald wieder Geschichte.

Das alles ist zwar lang her, aber doch wieder aktuell, weil Sohn Dino Toppmöller nun dem Vater folgt. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Bundesliga, dass eine solche Konstellation eintritt. Der 42-Jährige erhält einen Vertrag bis Sommer 2026, teilten die Hessen am Montag mit. Drei Jahrzehnte später soll also der Junior eine etwas nachhaltigere Phase bei dem Traditionsverein prägen, der zuletzt mit diversen Streitigkeiten seinen Ruf als launische Diva reanimierte.

Die Verpflichtung des ehemaligen Co-Trainers von Julian Nagelsmann hatte sich seit Wochen abgezeichnet, nun wurde dessen Arbeitspapier beim FC Bayern aufgelöst. Zuvor hatte Toppmöller schon bei RB Leipzig unter Nagelsmann als Assistent gearbeitet, und aus dieser Zeit kannte ihn auch Sportvorstand Markus Krösche, der dort schon Toppmöllers Vorgesetzter war und seinen Wunschkandidaten nun mit Lob überschüttete: "Es war nur eine Frage der Zeit, bis Dino Toppmöller in der Bundesliga als Cheftrainer arbeitet. Wir sind froh, ihn mit seiner Expertise, seinem tiefgreifenden Fußballverständnis und seiner hohen zwischenmenschlichen Kompetenz für uns gewonnen zu haben."

Krösche wählte diese warmen Worte wohl auch deshalb, weil sein Verhältnis zu Vorgänger Oliver Glasner arg belastet war. Selbst der Einzug ins Pokalfinale verhinderte die Trennung bekanntlich nicht mehr. Die Erwartungen an den Nachfolger des in der Mainmetropole außerordentlich beliebten Glasner sind groß, die Erfahrungen als Cheftrainer gleichwohl gering. Mit F91 Düdelingen holte Toppmöller zu Beginn seiner Trainerkarriere alleinverantwortlich das Triple in Luxemburg aus Meisterschaft, Pokal und Ligapokal - und schaffte es 2018 als erster Klub aus dem kleinen Land überhaupt in die Gruppenphase der Europa League. Nach einem Intermezzo beim belgischen Erstligisten Royal Excelsior Virton wurde er der Co-Trainer von Nagelsmann. Der Austausch, auch über Themen abseits des Fußballs, soll eng und vertrauensvoll gewesen sein. Irgendwann zeichnete sich allerdings ab, dass sich Toppmöller nicht dauerhaft als Assistent sieht.

Toppmöller spricht fließend Englisch und Französisch - ein großer Vorteil beim Eintracht-Kader

Nun heuert er bei einem Verein mit mehr als 130 000 Mitgliedern und dem fünfthöchsten Personalaufwand der Bundesliga an, was ein Wagnis sein kann. Immerhin kennt er seinen neuen Arbeitgeber aus seiner Zeit als junger Profi: Zwar bestritt er 2002/2003 nur 16 Zweitliga-Spiele, doch seine zwei Tore am 33. Spieltag in Oberhausen eröffneten der Eintracht erst die Chance, am letzten Spieltag noch um den Aufstieg zu spielen. Das wundersame 6:3 gegen Reutlingen im alten Waldstadion erlebte er selbst auf dem Platz mit, als Frankfurt im Fernduell an Jürgen Klopps Mainz vorbeizog.

Klar, dass Toppmöller diese besondere Verbindung betonte: "Nun als Cheftrainer zurückzukehren zu diesem Klub mit seiner großartigen Emotionalität und seinen einzigartigen Fans im Herzen von Europa, bedeutet für mich Ehre und Herausforderung zugleich." Dafür bringt er zwei eigenen Co-Trainer mit: zum einen Nélson Morgado, der Portugiese kommt von AS Monaco, zum anderen Erwin Bradasch, gebürtiger Darmstädter und Vertrauter auf seinen ersten Stationen. Dass der neue Eintracht-Coach fließend Englisch und vor allem Französisch spricht, ist im Umgang mit dem multikulturellen Kader viel wert.

Vieles hängt an der Frage: Wechselt Kolo Muani?

Wie das Aufgebot letztlich aussehen wird, das im Vorlauf auf die neue Bundesliga-Saison als Siebter zuerst einmal die Qualifikation für die Europa Conference League überstehen muss, um internationale Festspiele fortzusetzen, wird spannend zu beobachten sein. Klar, mit den Transfers von Schweden-Talent Hugo Larsson, dem ägyptischen Nationalspieler Omar Marmoush und dem ecuadorianischen Abwehrmann Willian Pacho oder den festen Bindungen für die Leihspieler Philipp Max und Junior Dina Ebimbe sind wichtige Pflöcke bei der Personalplanung eingeschlagen. Aber im Grunde hängt die weitere Ausrichtung daran, ob Torjäger Randal Kolo Muani wirklich für eine Summe jenseits der 100 Millionen Euro veräußert wird. Viele sagen: Der Franzose ist in nur einer Saison so wichtig geworden wie Yeboah in seinen besten Zeiten. Auch damit schließt sich der Kreis von Vater und Sohn Toppmöller.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5923848
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.