Süddeutsche Zeitung

Sport kompakt:"Olympia in Paris"

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Bis zu 14 Grad Celsius in Vancouver bringen Olympia in Bedrängnis, HSV-Stürmer Guerrero sitzt weiterhin in Peru fest, Traumfinale bei den Australian Open.

Sport kompakt

Eine ungewöhnlich milde Witterung hält die Organisatoren der Olympischen Winterspiele in Vancouver (12. bis 28. Februar) gut zwei Wochen vor Beginn der Wettbewerbe in Atem. " Nie zuvor in der olympischen Geschichte herrschte in der Gastgeber-Stadt der Winterspiele ein so gemäßigtes Klima. Momentan ist es so, als wäre Paris der Ausrichter" , sagte Rene Heroux vom kanadischen Wetterdienst. Derzeit steigen die Temperaturen in der Olympiastadt auf bis zu 14 Grad Celsius. Weiterhin großes Kopfzerbrechen bereiten dem Organisationskomitee Vanoc außerdem die anhaltende Tauwetter-Lage in Cypress Mountain und die geringe Aussicht auf Neuschnee in der Region der Freestyle- und Snowboard-Konkurrenzen. Zuletzt sah sich British Columbias Premierminister Gordon Campbell nach einer Inspektion der bereits seit drei Wochen für die Öffentlichkeit gesperrten Olympia-Regionen zur Verbreitung demonstrativer Zuversicht genötigt: " Unsere Experten bringen sich mit allem ein, was sie haben. Ich bin sicher, dass wir stolz sein können, wenn die Spiele beginnen. Es wird alles gut werden." Bereits in der Vorwoche hatte Vanoc den Transport des auf Vorrat produzierten Kunstschnees in die 910 m hoch gelegene Talstation angekündigt. Die Hilfskräfte sollen sich dabei zunächst ausschließlich auf die Vorbereitung der zwei für die Wettkämpfe vorgesehenen Arenen konzentrieren.

Unüberwindliche Flugangst hält Stürmer Paolo Guerrero vom Fußball-Bundesligisten Hamburger SV weiterhin von einer Rückkehr nach Deutschland ab. Auch einen vierten Versuch, ein Flugzeug zu besteigen, brach der 26-Jährige ab. Der Peruaner kann somit seine Heimat nach wie vor nicht verlassen, um sein Rehabilitationsprogramm nach einem Kreuzbandriss wie geplant in der Hansestadt fortzusetzen. Die latent schon immer vorhandenen Probleme beim Betreten eines Flugzeugs hatten sich nach einem Zwischenfall zu Saisonbeginn dramatisch verschärft. Beim Rückflug vom Qualifikations-Hinspiel zur Europa League beim französischen Pokalsieger EA Guingamp (5:1) musste der HSV-Tross wegen eines Hydraulikschadens unplanmäßig in Paris zwischenlanden. Wann der Südamerikaner einen neuen Anlauf unternimmt, steht noch nicht fest. Die Idee, Guerrero mit einem Frachtschiff zurückzuholen, hat man beim Bundesliga-Fünften wegen der Fahrtdauer von drei bis vier Wochen mittlerweile wieder verworfen.

Tennisprofi Andy Murray hat bei den Australian Open sein zweites Grand-Slam-Tennisfinale nach den US Open 2008 erreicht. Obwohl er am Donnerstag im Halbfinale gegen den Kroaten Marin Cilic den ersten Satz des Turnierverlaufs abgeben musste, setzte sich der 22-Jährige souverän mit 3:6, 6:4, 6:4, 6:2 durch und erwartet nun im ersten Melbourne-Endspiel eines Briten seit 33 Jahren Rekord-Champion Roger Federer oder den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga. 1977 hatte John Lloyd im Finale gestanden.

Titelverteidigerin Serena Williams und die überraschend starke Rückkehrerin Justine Henin stehen im Endspiel der Australian Open. " Heute hat wirklich alles wunderbar geklappt" , sagte die 27-jährige Henin, die beim 6:1, 6:0 gegen die überforderte Chinesin Jie Zheng überhaupt keine Probleme hatte. Nur 51 Minuten dauerte die Partie gegen die ebenfalls ungesetzte Nummer 35 der Weltrangliste, die vor zwei Jahren in Wimbledon als erste Chinesin in ein Grand-Slam-Halbfinale eingezogen war. Henin war erst Anfang des Jahres nach 20-monatiger Pause auf die Tennis-Tour zurückgekehrt. Die 28-jährige Serena Williams musste mächtig kämpfen, ehe sie das erste Finale gegen Henin erreicht hatte. " Ich war heute nicht besonders gut" , gab sie unumwunden zu. Erst nach 2:02 Stunden hatte sie die zweite Chinesin im Melbourne-Halbfinale, Na Li, in einem Tiebreak-Krimi 7:6 (7:4), 7:6 (7:1) ausgeschaltet. Den glücklichen Sieg feierte die topgesetzte Williams mit einem markerschütternden Schrei der Erlösung, der weit über die Rod-Laver-Arena hinaus zu hören war. Na Li zeigte in ihrem ersten Halbfinale bei einem Grand-Slam-Tennisturnier eine beachtliche Vorstellung und wehrte vier Matchbälle ab, bevor sie der Routine und Kraft ihrer Gegnerin untererlegen war.

Ungeachtet der sportlichen Krise steht Trainer Ralf Rangnick bei 1899 Hoffenheim offenbar vor einer vorzeitigen Verlängerung seines Vertrages. Mäzen Dietmar Hopp stellte dem 51-Jährigen einen neuen Kontrakt über das Jahr 2011 in Aussicht und stärkte dem Coach damit demonstrativ den Rücken. Rangnick habe in dreieinhalb Jahren im Kraichgau " Großartiges" geleistet. "Auch wenn die Mannschaft zurzeit keinen guten Lauf hat, schmälert das nicht unser Vertrauen in ihn" , sagte Hopp der Tageszeitung Die Welt und kündigte an: " Gemeinsam mit der Geschäftsführung werden wir im Laufe des Februars über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit sprechen, nachdem Rangnick Interesse an einem solchen Gespräch signalisiert hat." Rangnicks Vertrag beim auf Platz neun abgerutschten Bundesligisten läuft noch bis 2011. Bereits am Mittwoch hatte Hopp dem nach zuletzt sechs Spielen ohne Sieg in die Kritik geratenen Trainer sowie Manager Jan Schindelmeiser das Vertrauen ausgesprochen.

Das nach einem Überfall von Rechtsradikalen am 24. Oktober 2009 abgebrochene Spiel der Bezirksklasse Leipzig zwischen dem FSV Brandis und Roter Stern Leipzig muss wiederholt werden. Das entschied das Verbandsgericht des Leipziger Fußball-Verbandes und begründete das Urteil mit einem nur geringen Schuldvergehen des FSV. Auf dem Sportplatzgelände gelagerte Baumaterialien hätten es den Angreifern erleichtert, sich zu bewaffnen. Ordner und die herbeigerufene Polizei hätten die Attacke nicht rechtzeitig verhindern können. Roter Stern Leipzig, das für das Spiel drei Punkte und eine 2:0-Torwertung gefordert hatte, will in den nächsten Tagen entscheiden, ob man am 6. Februar zum Wiederholungsspiel antreten wird. Sachsens Polizeipräsident Bernd Merbitz gab dem Verein sein Wort, mehrere brisante Partien mit einer Hundertschaft abzusichern.

Hoffnungsschimmer für Salvador Cabañas: Der Zustand des am Sonntag in einer Bar in Mexiko-Stadt angeschossenen Fußballstars aus Paraguay habe sich nach jüngsten Angaben der behandelnden Ärzte " nicht verschlechtert" . " Das Gehirnödem hat sich nicht weiter ausgebreitet, das beruhigt uns etwas" , erklärte Chefarzt Ernesto Martínez am späten Mittwochabend (Ortszeit) in der mexikanischen Hauptstadt. Der Zustand des 29 Jahre alten Nationalspielers sei allerdings weiter kritisch, warnte Martínez. Die Polizei fahndet unterdessen nach den mutmaßlichen Tätern. Der Hauptverdächtige ist untergetaucht, seine Häuser sollten durchsucht werden.

Nach Ansicht von Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, braucht der Sport dringend Hilfe für einen effektiveren Anti-Doping-Kampf. " Der Sport allein ist definitiv nicht in der Lage, all die Probleme wirkungsvoll zu bekämpfen" , erklärte die SPD-Politikerin in einem Interview von Spiegel online. Über das Arzneimittelgesetz sei die Bekämpfung vorangekommen, aber bei nur einer Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft zum Thema Doping seien die wenigen Verfahren, die es bislang gab, " nicht wirklich erfolgversprechend" . Da brauche man " wirkliche Profis" , forderte Freitag, die im Kampf gegen den Pharma-Betrug gern weiter wäre.

Die muslimische Basketballerin Sura Al-Shawk vom Schweizer Club STV Luzern darf während der Spiele kein Kopftuch tragen. Die Schweizerin irakischer Abstammung scheiterte mit einer Klage vor einem Gericht im Kanton Luzern. Nach Ansicht der Richter beeinträchtigt das Verbot des Ligaverbandes ProBasket die Rechte der 19-Jährigen nicht. Die Liga-Verantwortlichen hatten sich bei ihrer Ablehnung auf den Weltverband FIBA berufen. Das Tragen eines Kopftuches erhöhe das Verletzungsrisiko, zudem solle der Sport religiös neutral bleiben. Al-Shawk kann gegen das Urteil vom Mittwoch innerhalb von zehn Tagen Beschwerde einlegen.

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