Süddeutsche Zeitung

Dirk Nowitzki in der NBA:"Anscheinend hatte er heute einen Flashback"

Lesezeit: 2 min

Von Joachim Mölter, Oakland/München

Mit der Oracle Arena von Oakland verbindet Dirk Nowitzki ebenso schöne Erinnerungen wie schmerzhafte. Der Würzburger hat dort am 7. Februar 1999 seinen ersten Korb und seine ersten 16 Punkte in der amerikanischen Basketball-Profiliga NBA erzielt, beim 102:99 seiner Dallas Mavericks nach zweimaliger Verlängerung gegen die Golden State Warriors. Er hat dort aber auch mal ein Loch in die Wand gegenüber der Gästekabine geschlagen vor lauter Frust: Das war 2007, als er mit seiner Mannschaft gleich in der ersten Playoff-Runde von den Warriors rausgeworfen worden war - ausgerechnet nach der besten Hauptrunde, die er und die Mavericks je hingelegt hatten mit 67:15 Siegen; nach einer Hauptrunde, die ihm schließlich als erstem Europäer die Auszeichnung als wertvollster Spieler der Liga einbrachte, als MVP. Aber der Titeltraum war dahin; der sollte sich für Nowitzki erst vier Jahre später erfüllen.

Bei seinem jüngsten Auftritt in der Oracle Arena hat der mittlerweile 40-Jährige erneut einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Die bereits aus dem Playoff-Rennen ausgeschiedenen Mavericks gewannen am Samstagabend nicht nur zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder bei den Golden State Warriors - sie deklassierten den Titelverteidiger regelrecht beim 126:91. Und Nowitzki hatte dazu 21 Zähler beigesteuert, so viele, wie er in dieser Saison noch nicht erzielt hatte. "Anscheinend hatte er heute einen Flashback", sagte sein langjähriger Weggefährte Steve Nash, 45, der einst gemeinsam mit Nowitzki als Neuzugang in Dallas vorgestellt wurde und heute als Berater für die Warriors tätig ist.

Das mit dem Flashback, also dem blitzartigen Rückblick, wollte Dirk Nowitzki nicht so ohne Weiteres stehen lassen. "Ich würde jetzt nicht sagen: Dirk in Bestform. Das ist schon lange vorbei", sagte er, gab aber zu: "Ich habe meine Zeit hier immer genossen, ich habe gegen einige wirklich große Spieler gespielt." Einer davon ist zweifellos Kevin Durant, 30, einmal MVP, zweimal Meister und viermal bester Korbschütze in der NBA. "Ich habe das Gefühl, dass ihn alle aus der Liga drängen wollen", sagte Durant am Samstag angesichts des allseits erwarteten und überall entsprechend zelebrierten Karriereendes von Nowitzki: "Aber heute sah er großartig aus." Zumindest in den ersten fünf Minuten, als er mit zehn Punkten die Richtung vorgab. "Zuletzt hatte ich keinen guten Wurfrhythmus", erklärte Nowitzki, "heute habe ich ihn schon früh gefunden." Was sich auch daran zeigte, dass er mit fünf Würfen aus der Drei-Punkte-Distanz erfolgreich war.

Das Loch bekommt einen Ehrenplatz

Der Würzburger absolviert gerade seine 21. Saison für die Dallas Mavericks, er will erst nach der Saison entscheiden, ob er aufhört oder weitermacht. Aber in die ehrwürdige Oracle Arena nach Oakland wird er definitiv nicht mehr zurückkommen. Die Warriors ziehen nach dieser Saison über die zweistöckige Bay Bridge nach San Francisco, ins neue Chase Center. Das Loch, das Nowitzki einst in die Wand gehauen hat, nehmen sie übrigens mit: Die Warriors haben eine Plexiglasscheibe darum herum anbringen und sich das gute Stück sogar von Nowitzki signieren lassen. Das Relikt soll nun ausgefräst werden und in der neuen Halle einen Ehrenplatz erhalten. "Nicht viele würden dieses Ding unterschreiben, so wie er es getan hat", glaubt Mavericks-Coach Rick Carlisle. Auf Nachfrage konnte sich Nowitzki im Übrigen nicht mehr genau erinnern, womit er bei seinem seltenen Wutausbruch das Loch fabriziert hatte - mit einem Stuhl oder einem Mülleimer.

Um die Zukunft der Mavericks muss sich Dirk Nowitzki allem Anschein nach auch keine Gedanken machen. Bester Werfer der Partie war der junge Slowene Luka Doncic, 20, der mit 23 Punkten, elf Rebounds und zehn Assists sogar ein Triple-Double schaffte. Auch Maximilian Kleber, der zweite Würzburger im Mavericks-Kader, zeigte mit 16 Punkten und neun Rebounds eine sehr gute Leistung gegen den Titelverteidiger, der freilich seinen herausragenden Spieler Stephen Curry schonte.

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Quelle:
SZ vom 25.03.2019
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