Süddeutsche Zeitung

Rückkehr in die Bundesliga:Niko Kovac freut sich auf das Wolfsburger Potenzial

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Gute Spieler, etwas aufbauen, in Ruhe arbeiten - geht das beim VfL, wo mit Sportchef Schmadtke zuletzt nicht jeder Coach klarkam? Der frühere Bayern-Trainer Niko Kovac wirkt zuversichtlich.

Von Thomas Hürner, Wolfsburg

Man könnte meinen, ein Trainer des VfL Wolfsburg habe das beste Trainerleben überhaupt. Dank der Subventionen eines örtlichen Autobauers darf ein VfL-Trainer in der Regel mit wirklich guten Spielern zusammenarbeiten, und weil der Verein kein Massenpublikum begeistert, schauen diesem Trainer dabei nicht mal besonders viele Berufs- und Hobbykritiker auf die Finger. Nicht zu vergessen: In Wolfsburg gibt es nicht nur eine seriöse Arbeitsatmosphäre, sondern auch eines der modernsten Trainingszentren in der Bundesliga.

Na, wer da mal keine Lust auf einen Trainerjob am Mittellandkanal bekommt? Niko Kovac, der sich am Dienstag in einem offiziellen VfL-Kommuniqué als "Kind der Bundesliga" vorstellte, freut sich nach eigenen Angaben bereits sehr darauf, mit den Wölfen "ein weiteres erfolgreiches Kapitel aufzuschlagen". Für dieses Vorhaben bekam der kroatische Coach einen Dreijahresvertrag ausgehändigt und das Vertrauen jenes Mannes ausgesprochen, der vielen als einer der Gründe gilt, warum vom Standort Wolfsburg zuletzt viele unglückliche Trainer in die Freiheit entlassen wurden.

Dieser Mann heißt Jörg Schmadtke und verantwortet das Sportressort des Werksklubs. Kovac stehe für "eine konsequente sowie erfolgsorientierte Arbeit", sagte Schmadtke - und er sei deshalb überzeugt, dass "die Mannschaft in den kommenden Jahren seine Handschrift tragen wird". Mit ähnlichen Worten waren in den vergangen Jahren einige Trainer in Wolfsburg begrüßt worden: Bruno Labbadia und Oliver Glasner verließen den Verein im Disput mit Schmadtke, zuletzt mussten Mark van Bommel und Florian Kohfeldt wegen notorischer Erfolglosigkeit ihre Posten räumen.

Kovac freut sich beim VfL auf eine Mannschaft mit "enormem Potenzial" und auf "optimale Bedingungen"

Es wird also interessant zu beobachten sein, wie sich die Atmosphäre zwischen Kovac und Schmadtke entwickelt - und ob Kovac zeigen kann, dass er wirklich jene Trainerqualitäten besitzt, die ihm mal attestiert worden sind. Mit Eintracht Frankfurt gewann er 2018 den DFB-Pokal in einem Finale gegen den FC Bayern, und mit jenem FC Bayern wurde er ein Jahr darauf deutscher Meister. In seinen eineinhalb Dienstjahren in München lernte Kovac, wie wichtig Zutrauen und ein ihm gewogenes Betriebsklima sind, denn auf beides musste er in dieser Zeit häufig verzichten.

Es gab Parteien beim Rekordmeister, die den Kroaten nicht so gern als Trainer sahen, weil sie dessen Spielweise als eines Spitzenteams unwürdig empfanden: Kovac will mutiges Pressing und viele vertikale Läufe sehen, aber den Ball müssen seine Mannschaften nicht zwingend haben. Auch beim französischen Fürstenklub AS Monaco kamen sein Gegen-den-Ball-Fußball und sein angeblich autoritärer Führungsstil nicht gut an, weshalb Kovac nach etwas mehr als einer Saison im vergangenen Dezember entlassen wurde.

In Wolfsburg, sagte Kovac, stünden ihm nun eine Mannschaft mit "enormen Potenzial" sowie "optimale Bedingungen" zur Verfügung. Ob dieses Engagement dem Coach zur Freude gereicht, wird vom Verhältnis zu seinem Vorgesetzten Schmadtke und von den Ergebnissen abhängen.

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