Süddeutsche Zeitung

Fußball-Weltverband:Zwei Fifa-Vizepräsidenten in Zürich festgenommen

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Von Charlotte Theile, Zürich, und Thomas Kistner

Der Zürichsee vor dem Baur au Lac hängt voller Nebel, auf der Straße vor dem Hotel drängt sich der Pendlerverkehr. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lauern etwa 30 Journalisten, ein japanischer Fernsehreporter spricht aufgeregt in die Kamera, ein französischer Reporter sagt das, was alle an diesem Morgen sagen: "Am exakt gleichen Ort, an dem im Mai sechs Fifa-Funktionäre festgenommen wurden, hat die Polizei erneut zugeschlagen." Ein Hotelangestellter mit einer Art Kapitänsmütze scheucht die Fotografen vor dem Hotel weg, ein Bus bleibt beim Versuch, die Journalisten nicht umzufahren, fast stehen.

Der Fußball-Weltverband ist am frühen Donnerstagmorgen erneut von den Korruptionsermittlungen der US-Behörden gegen seine Funktionäre überrumpelt worden. "Wir haben Kenntnis von den Aktionen, die heute vom US-Justizministerium durchgeführt wurden", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme der Fifa. Zwei Funktionäre wurden "festgenommen und in Auslieferungshaft versetzt", wie die Schweizer Justiz bestätigte. Als Erstes hatte die New York Times von Festnahmen im Baur au Lac berichtet.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung handelt es sich bei den Festgenommenen um Alfredo Hawit aus Honduras und Juan Ángel Napout aus Paraguay - inzwischen hat das Schweizer Bundesamt für Justiz (BJ) dies bestätigt. Napout ist Präsident der Südamerikanischen Fußball-Konföderation (Conmebol), Hawit steht interimsweise dem Nord- und Zentralamerikanischen Fußballverband (Conacaf) vor. Beide sind zudem Vizepräsidenten der Fifa. Sie werden verdächtigt, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben. Es ist damit zu rechnen, dass es im Laufe des Tages noch zu weiteren Festnahmen kommen könnte.

Die Polizei habe das Hotel um sechs Uhr am Morgen durch einen Seiteneingang betreten. Die Beamten suchten demnach nach Funktionären, denen unter anderem Geldwäsche und Betrug vorgeworfen wird. Es waren Männer zu sehen, die über eine Brücke zur Tiefgarage des Hotels rannten, kurz danach verließen ein Volvo und ein Toyota mit getönten Scheiben die Tiefgarage. Da war es 6:40 Uhr.

Der suspendierte Fifa-Präsident Sepp Blatter, gegen den in der Schweiz ein Strafverfahren eröffnet worden war, befand sich laut New York Times nicht unter den festgenommenen Funktionären.

Bereits Ende Mai hatte es in dem Hotel am Rande einer Fifa-Sitzung Durchsuchungen gegeben. Mehrere Funktionäre waren damals festgenommen worden.

In Zürich sollte am Donnerstag in der Verbandszentrale die zweitägige Sitzung der Fifa-Exekutive fortgesetzt werden. "Wie geplant" werde sie um neun Uhr beginnen, teilte die Fifa mit. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Diskussion über den Reformkatalog für den krisengeschüttelten Weltverband.

Mit Material der Agenturen

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