Süddeutsche Zeitung

Fußball:Hummels: "Würde mich gegen Deutschland-Trikot nicht wehren"

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Der BVB-Spieler würde bei einem Anruf von Joachim Löw wieder für die DFB-Elf auflaufen. Der frühere Bayern-Assistent Peter Hermann wird Co-Trainer der deutschen U18. US-Sportlern drohen nach Trump-Protesten Sanktionen.

Meldungen im Überblick

Bundesliga, Schalke: Schauspieler Peter Lohmeyer zieht persönliche Konsequenzen aus der Affäre um Clemens Tönnies und tritt als Mitglied bei Schalke 04 aus. "Schalke 04 war immer ein Vorreiter im Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus, und darauf war ich immer sehr stolz. Jetzt wird das durch den Metzger infrage gestellt, und das macht mich sauer - und traurig", sagte der 57-Jährige dem Magazin 11Freunde. Ihm komme es "irgendwie" so vor "als hätten Menschen in diesem Verein diese Haltung nur benutzt und nicht wirklich gelebt", fügte Lohmeyer an, der zu den bekanntesten Schalke-Anhängern gehört. S04-Boss Tönnies hatte bei einem Termin die Finanzierung von Kraftwerken in Afrika empfohlen und wortwörtlich gesagt: "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren."

Lohmeyer sagte, dass Tönnies mit einem Rücktritt "seine letzte große Tat für Schalke" hätte leisten können, "damit hätte er vom Verein eine große Last genommen. Aber es ging ihm anscheinend in diesem Moment nicht um Schalke, sondern um ihn selbst".

Bundesliga, Borussia Dortmund: Mats Hummels will eine Rückkehr in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nicht kategorisch ausschließen. "Wenn ich irgendwann noch einmal das Trikot für Deutschland anziehen darf, würde ich mich nicht dagegen wehren. Auf dem Zettel habe ich das nicht und werde die Länderspielpause anderweitig nutzen. Aber ich spiele noch ein paar Jahre, schauen wir einfach, was passiert", sagte der 30 Jahre alte Abwehrspieler von Borussia Dortmund, der von Bundestrainer Joachim Löw im Frühjahr aussortiert worden war, im kicker-Interview.

Seinen Abschied im Sommer vom FC Bayern hatte der Münchner Trainer Niko Kovac als "Flucht" vor dem Konkurrenzkampf beim Rekordmeister bezeichnet. "Das stimmt einfach nicht. Mehr sage ich dazu nicht", so Hummels. Er habe "kein Interesse daran, nachzukarten. Ich hatte eine gute Zeit bei den Bayern." Die Gründe für seine Rückkehr zum BVB würden "erst einmal in einer hervorragenden Mannschaft" liegen. Am meisten habe ihn aber Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke "mit der Rolle getroffen, die ich einnehmen soll - auch mit anzuführen. Das war für mich mit der größte Anreiz", betonte Hummels: "Ich will mit Leben füllen, was von mir erwartet wird: gut zu spielen, die Verantwortung mit zu übernehmen, wenn es mal nicht läuft, in schwierigen Situationen meinen Mann zu stehen und die anderen mitzureißen."

Es sei schon sein "Anspruch", führte Hummels weiter aus, "Siegermentalität mit reinzubringen. Man muss anerkennen, dass die Siegermentalität in München nicht die schlechteste ist. Das sieht man seit mehr als 40 Jahren. So unterschiedlich die Kulturen der Klubs auch sind: Es muss mein Ziel sein, diese Haltung jetzt auch in Dortmund noch stärker mit reinzubringen." Deshalb komme er auch nach Dortmund "mit großen Ambitionen" - auch in der Königsklasse. "Ich sage gewiss nicht: Wenn wir in der Champions League das Achtelfinale erreichen, sollten wir zufrieden sein. Mit unserer Mannschaft müssen wir uns auch in diesem Wettbewerb große Ziele setzen - ohne dass wir zu den Topfavoriten auf den Titel zählen."

Nationalmannschaft, U18: Neuer Co-Trainer der U18-Nationalmannschaft wird Peter Herrmann. Der 67 Jahre alte frühere Trainerassistent bei Bayern München, Bayer Leverkusen und des Hamburger SV wird die Funktion ab sofort übernehmen, teilte der Deutsche Fußball-Bund am Montag mit. Der DFB habe damit die Trainerteams der U-Nationalmannschaften für die Saison 2019/2020 komplettiert, hieß es in einer Mitteilung. Herrmann werde Christian Wörns assistieren, der in seine erste Spielzeit als U-Nationaltrainer geht.

"Peter Hermann ist eine Institution im deutschen Fußball, die wir für unsere U-Nationalmannschaften - und damit auch für die Nachwuchsarbeit in ganz Deutschland - gewinnen konnten", sagte Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften. Mit weit mehr als 1000 Profieinsätzen als Trainer, Co-Trainer und ehemaliger Spieler auf allerhöchster Ebene habe er einen beispiellosen Erfahrungsschatz. Zudem sammelte er Titel und Erfolge mit Trainern wie Jupp Heynckes, Friedhelm Funkel oder zuletzt Niko Kovac.

Tennis: Der spanische Tennis-Spieler Rafael Nadal hat wie im vergangenen Jahr das Masters-Turnier in Kanada gewonnen. Der 33 Jahre alte Weltranglisten-Zweite ließ dem Russen Daniil Medwedew am Sonntag (Ortszeit) im Endspiel in Montreal keine Chance und gewann 6:3, 6:0. "Ich denke, ich habe ein solides Match gespielt, zweifellos mein bestes Match in dieser Woche", sagte Nadal.

Für Nadal war es bereits der fünfte Triumph in Kanada und der insgesamt 35. Erfolg bei einem Masters-Turnier. Der Linkshänder baute damit seinen Rekord für die meisten Erfolge bei den Veranstaltungen der zweitwichtigsten Kategorie weiter aus. Für seine erste erfolgreiche Titelverteidigung bei einem Hartplatzturnier erhielt Nadal gut eine Million Dollar Preisgeld. Für die Masters-Veranstaltung in Cincinnati in dieser Woche sagte Nadal ab, um sich für die US Open zu schonen. Das letzte Grand-Slam-Turnier der Saison beginnt in zwei Wochen in New York.

US-Sport: Nach ihren symbolträchtigen Protesten gegen US-Präsident Donald Trump bei den Panamerikanischen Spielen in Lima müssen zwei Goldmedaillengewinner aus den USA nun mit Sanktionen rechnen. Wegen Missachtung der Teilnahmebedingungen für Athleten, die einen Verzicht auf Demonstrationen politischer Natur beinhaltet, wolle das Leitungsgremium des US-amerikanischen Olympischen und Paralympischen Komitees (USOPC) mögliche Konsequenzen prüfen. Hammerwerferin Gwen Berry ahmte den ikonischen Protest gegen Ungerechtigkeit von US-Sprinter Tommie Smith und John Carlos bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko nach. Beim Erklingen der amerikanischen Nationalhymne hob sie ihre rechte Faust empor und senkte den Kopf. Race Imboden indes folgte wie bereits bei der WM 2017 bei der Medaillenzeremonie für das US-Team-Gold im Florettfechten mit einem Knieprotest dem NFL-Quarterback Colin Kaepernick.

"Ich habe mich entschlossen, meinen heutigen Moment an der Spitze des Podiums zu opfern, um auf Probleme aufmerksam zu machen, die meiner Meinung nach angegangen werden müssen", twitterte Imboden. Kritisch sehe er vor allem "Rassismus, Waffenkontrolle, Misshandlung von Einwanderern und ein Präsident, der Hass verbreitet". Bereits zu Beginn der Spiele hatte sich Leichtathletik-Legende Carl Lewis für mehr Gerechtigkeit im Sport ausgesprochen. "Wir haben einen rassistischen und einen frauenfeindlichen Präsidenten, der niemanden außer sich selbst schätzt", sagte Lewis auf die Frage nach Gleichstellung der Geschlechter im Sport.

Bundesliga, Schalke 04: Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider hat in der Diskussion um die rassistischen Aussagen von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies vor einer "Hetzjagd" gewarnt. "Er hat sich entschuldigt. Wir sind im Fußball, und sie haben ihm die Rote Karte gezeigt für ein grobes Foul. Dafür gibt es im Fußball die Rote Karte, dann hat man eine Sperre zu verbüßen. Das ist der Fall. Wir müssen aufpassen, dass wir hier nicht eine Hetzjagd veranstalten. Dass wir das ein Stück weit versachlichen", sagte Schneider in einem ZDF-Interview nach dem 5:0-Sieg des Fußball-Bundesligisten in der ersten DFB-Pokalrunde am Samstag bei der SV Drochtersen/Assel.

Vor der Partie hatten viele der rund 2000 mitgereisten Schalke-Fans gegen Tönnies protestiert. Die Anhänger hielten Plakate mit der Aufschrift "Wir zeigen Tönnies die Rote Karte" hoch. Zudem gab es mehrere Banner mit Sprüchen gegen Tönnies. Dieser hatte beim Tag des Handwerks in der Vorwoche in Paderborn Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren", hatte Tönnies gesagt und sich später dafür entschuldigt. Der Ehrenrat des Clubs belegte ihn am Dienstag mit einer Sperre von drei Monaten.

Ex-Nationalspieler Cacau, Integrationsbeauftragter des DFB, warnte im ZDF-"Sportstudio" vor einer Relativierung der Worte Tönnies'. "Man darf nicht an einer Spaltung teilnehmen, die in unserer Gesellschaft passiert oder auf dem Weg dorthin ist", sagte der frühere Bundesliga-Profi. Tönnies habe eine zweite Chance verdient, müsse aber durch Taten zeigen, dass seine Reue echt und er "kein Rassist" sei.

Bundesliga, Bayern München: Jérôme Boateng hat sich für seine lustlosen Auftritte in der Endphase der vergangenen Saison beim FC Bayern München entschuldigt. "Ich weiß, dass viele mein Verhalten damals kritisch gesehen haben, auch viele Fans. Und ich verstehe das. Egal, wie es jetzt weitergeht: Ich möchte mich auf jeden Fall dafür entschuldigen", sagte er der Bild am Sonntag. Der Innenverteidiger war mit seiner Reservistenrolle beim Bundesligisten unzufrieden und hatte dies nach dem Pokalsieg und bei der Meisterfeier zum Abschluss der Saison auch deutlich gezeigt.

"Das war nicht in Ordnung, aber ich wollte wirklich niemanden verärgern oder beleidigen", sagte der 30-Jährige nun über sein Verhalten. "Ich habe nur aus tiefer Enttäuschung über meine Situation gehandelt. Ich konnte irgendwie nicht anders." Unter Trainer Niko Kovac war Boateng zum Ende der vergangenen Saison nur noch Reservist, Club-Präsident Uli Hoeneß legte ihm einen Vereinswechsel nahe. Der Vertrag des Ex-Weltmeisters bei den Münchnern läuft noch bis 2021, inzwischen scheint auch ein Verbleib beim Rekordmeister möglich. "Ich denke, dass ich in den vergangenen Wochen in der Vorbereitung gezeigt habe, dass ich alles dafür tue, um in Top-Form zu sein", sagte der 76-malige deutsche Nationalspieler.

Premier League: Mit einem Kantersieg hat Manchester United sowohl dem neuen Chelsea-Trainer Frank Lampard als auch dem früheren Dortmunder Stürmer Christian Pulisic die Premier-League-Premiere verdorben. Der englische Fußball-Rekordmeister deklassierte die Blues am Sonntag zuhause überraschend deutlich mit 4:0 (1:0). Den Führungstreffer erzielte der englische Nationalspieler Marcus Rashford (18. Minute) per Foulelfmeter, nachdem er zuvor selbst im Straffraum von Kurt Zouma gefoult worden war. Anthony Martial (65.) und wenige Minuten später erneut Rashford (67.) machten alles klar für die Mannschaft des norwegischen Trainers Ole Gunnar Solskjaer. Der eingewechselte Daniel James (81.) besorgte den Endstand. Man United hatte vergangenen Woche den belgischen Stürmer Romelu Lukaku an Inter Mailand abgegeben, ohne einen Ersatz für den Angriff zu verpflichten. Der FC Chelsea, derzeit mit einer Transfersperre belegt, hatte Pulisic im Winter von Borussia Dortmund verpflichtet, anschließend aber für ein halbes Jahr an den BVB verliehen. Vereinsikone Lampard übernahm im Sommer das Traineramt bei den Blues.

Tennis, Toronto: Die kanadische Tennisspielerin Bianca Andreescu hat das WTA-Turnier in Toronto gewonnen. Die 19-Jährige profitierte am Sonntag im Endspiel gegen die langjährige Weltranglisten-Erste Serena Williams von der Aufgabe ihrer Gegnerin. Die 37 Jahre alte US-Amerikanerin konnte beim Stand von 1:3 aus ihrer Sicht wegen einer Rückenverletzung nicht mehr weiterspielen. Für Andreescu war es der zweite Titel ihrer Karriere nach dem Turniersieg in Indian Wells. Mitte März hatte sie im Finale gegen Angelique Kerber gewonnen. Die Kielerin war in Toronto bereits in der ersten Runde ausgeschieden.

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