Süddeutsche Zeitung

French Open:Zverev siegt diesmal problemlos

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Der deutsche Tennisprofi Alexander Zverev überzeugt in Paris bei seinem Zweitrundenerfolg gegen den Slowaken Alex Molcan und trifft nun auf einen US-Amerikaner. Yannick Hanfmann verliert hingegen.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Alexander Zverev lächelte, als er sich noch kurz vor dem Matchbeginn warm machte. Er sah locker und entspannt aus, viel besser als vor seiner ersten Partie gegen den Südafrikaner Lloyd Harris, die er zwar dann in drei Sätzen gewann, aber gut hatte er dabei am Dienstag nicht immer gespielt. Das hatte er selbst eingeräumt. Um 20.23 Uhr an diesem Donnerstag schließlich betrat er den Court Philippe-Chatrier, den Platz im Hauptstadion der French Open. Er hielt die Hand eines Einlauf-Kindes, als er exakt an jener Stelle vorbeiflanierte, an der er vor gut einem Jahr, im Halbfinale gegen den Spanier Rafael Nadal, umgeknickt war. Sieben Bänder waren im rechten Fuß gerissen, sieben Monate fiel er aus.

Dieser Abend war also auch eine besondere Rückkehr, und sie gelang Zverev: Der 26-Jährige besiegte den Slowaken Alex Molcan, 25, den 86. der Weltrangliste, mit 6:4, 6:2, 6:1 nach 1:57 Stunden Spielzeit. Damit steht er zum siebten Mal in der dritten Runde beim wichtigsten Sandplatzturnier im Tennis. Dort trifft er auf den US-Amerikaner Frances Tiafoe. Für Qualifikant (und Lucky Loser) Yannick Hanfmann, 31, dagegen ist die Veranstaltung vorbei. Der Karlsruher verlor, nachdem er in der ersten Runde so furios in fünf Sätzen gegen den Brasilianer Thiago Monteiro gewonnen hatte, gegen den Argentinier Francisco Cerúndolo mit 3:6, 3:6, 4:6.

Zverevs Partie wurde kurzerhand auf den größten Platz der Anlage verlegt

"Ich war so nervös, hier heute wieder zu spielen", sagte Zverev beim Sieger-Interview auf dem Platz. "Auch nach dem, was letztes Jahr hier passiert ist, liebe ich diesen Ort." Er gab zu, dass er froh sei, seine Form wieder gefunden zu haben. Der verletzungsbedingte Rückzug des Franzosen Gaël Monfils, der eigentlich die sogenannte Night Session gegen den Dänen Holger Rune bestreiten sollte, führte dazu, dass die Partie zwischen Zverev und Molcan kurzerhand auf den Court Philippe-Chatrier verlegt worden war.

Zehn Nachtpartien - beginnend am Montag der ersten Woche bis Mitte der zweiten Woche - gibt es in Roland Garros, für die ein Online-Streamingdienst viel Geld bezahlt hat, um sie exklusiv zu übertragen. Zverev hat im April ja gemeint, als er in München bei den BMW Open enttäuschend gespielt hatte, dass ihm der Druck in der Heimat zusetze, zumindest empfinde er diesen dort immer als groß. In Paris, in einer riesigen Arena, vor viel mehr Zuschauern, da scheint er sich interessanterweise wohler zu fühlen.

Einmal versuchte Zverev sogar einen Tweener

Molcan drängte er von Beginn an in die Defensive, der Aufbau seiner gespielten Punkte hatte wesentlich mehr Struktur, er bewegte sich besser als noch gegen Harris. Molcan ist wie Zverev Jahrgang 1997, sie kennen sich seit Jugendzeiten, haben jedoch bis zu diesem Abend erstaunlicherweise nie als Profis gegeneinander gespielt. Im ersten Satz nahm Zverev dem Linkshänder gleich das erste Aufschlagspiel zum 1:0 ab, er transportierte das Break zum 6:4-Satzgewinn. Einmal versuchte Zverev sogar einen Tweener, einen Schlag durch die Beine beim Rückwärtslaufen. Er war sichtlich in Spiellaune.

Auch im zweiten Satz luchste er Molcan, der mit dem Tempo von Zverevs Schlägen so manches Mal seine Probleme hatte, das erste Aufschlagspiel ab. Ein weiteres Break folgte, 6:2. Der dritte Satz verlief im gleichen Takt, die Partie war einseitig, und womöglich hat sich so mancher in den Logen gefragt, ob es das wert war, sich ein teures Ticket für diese Abendpartie gekauft zu haben. Alternativen hätte es gegeben. Laut Internet gab es allein an diesem Donnerstag 45 Konzerte in der Stadt, man hätte zum Beispiel zu Harry Styles ins Stade de France gehen können, falls man diese Art von Musik mag.

Zverev freilich durfte man keinen Vorwurf machen, er verrichtete nur ordentlich seine Arbeit. Einen Aufschlag drosch er gar mit 225 km/h ins Feld. Und am Ende spielte die kleine Band, die abends für Stimmung sorgt, auch ein bisschen engagierter auf und einige sehr nette Ballwechsel sorgten für mehr Anteilnahme auf den Tribünen. Gelächter gab es, als Zverev beim Interview noch erzählte, er habe bis zwölf Uhr geschlafen und am Nachmittag dann noch mal.

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