Süddeutsche Zeitung

TV-Rechte-Streit um die WM 2023:"Wir haben eine politische Verantwortung"

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DFB-Präsident Bernd Neuendorf fordert bei der TV-Rechtefrage für die WM zur Zusammenarbeit auf, um einen Blackout in Deutschland zu verhindern. Sich selbst sieht der DFB bei der Förderung der Frauen auf einem guten Weg.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) präsentierte am Mittwoch auf seinem Campus in Frankfurt viele Zahlen zum Boom im Frauenfußball hierzulande - aber keine Lösung für das derzeit dringendste Problem: Der Fußballweltverband Fifa hat mit den Fernsehsendern aus den fünf großen europäischen Nationen bislang keine Einigung über die Rechtevergabe für die WM in Australien und Neuseeland erzielt. Fifa-Präsident Gianni Infantino wirft den Interessenten vor, dass sie nicht genug bieten würden und droht mit einem Blackout. Kritiker werfen der Fifa dagegen Geldgier vor.

"Ich glaube, alle müssen sich zusammenraufen. Wir haben eine politische Verantwortung: Dem Frauenfußball und der Gesellschaft gegenüber", sagte Verbandspräsident Bernd Neuendorf, 61, bei der Pressekonferenz und forderte alle zur lösungsorientierten Zusammenarbeit auf. "Es bringt jetzt gar nichts, Fingerpointing zu machen." Ein Blackout im deutschen Fernsehen während der WM vom 20. Juli bis 20. August wäre "ein Imageverlust für alle Beteiligten", mahnte er und appellierte, "dass man sich dem nicht verweigert, sondern sich fragt, was ist die Konsequenz, wenn man nicht zusammenkommt?"

Laut einem Bericht des Kicker haben die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten fünf Millionen Euro für die Übertragungsrechte des Turniers mit erstmals 32 Nationen geboten. Die Fifa verlange jedoch das Doppelte. Für die Rechte der Männer-WM 2022 in Katar hatten ARD und ZDF 214 Millionen Euro bezahlt. Konkrete Summen wollte Neuendorf nicht kommentieren: "Wir verfügen nicht wirklich über belastbares Zahlenmaterial."

"Der Frauenfußball ist in den Köpfen der Entscheidungsträger sowie in den Herzen der Menschen angekommen", sagt Generalsekretärin Heike Ullrich

Infantino hatte angesichts der stockenden Verhandlungen davor gewarnt, dass die Spiele auch in Deutschland nicht im TV zu sehen sein könnten. Auf die Frage, ob er über das Thema mit Infantino gesprochen habe, antwortete Neuendorf, der Mitglied im Fifa-Council ist: "Sie können davon ausgehen, dass ich meiner Verantwortung bewusst bin. Dass ich alles tue, was in meiner Macht steht, um zu einer Lösung zu kommen." Zuletzt hatte sich auch die Politik in die Debatte eingeschaltet. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatten auf eine schnelle Einigung gedrängt. In anderen europäischen Ländern ist die TV-Frage wenige Wochen vor der WM ebenfalls ungeklärt.

Sich selbst sieht der DFB bei der Förderung der Frauen auf einem guten Weg. "Der Frauenfußball ist in den Köpfen der Entscheidungsträger sowie in den Herzen der Menschen angekommen", sagte Generalsekretärin Heike Ullrich beim Zwischenfazit zur vor zehn Monaten vorgestellten "Strategie Frauen im Fußball FF 27". Dabei geht es um Ziele wie internationale Titelgewinne von Nationalteams und Vereinen sowie mehr Reichweite und mehr Frauen im Fußball, die bis 2027 erreicht werden sollen. Laut eigenen Angaben kommt der Verband mit diversen Projekten voran - auch dank der erfolgreichen EM 2022, bei der das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg das Finale erreicht hatte.

Seine Errungenschaften weltweit präsentieren will der DFB bei der WM 2027, die er gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden austragen möchte. Das Motto lautet "Breaking New Ground" - bei dem die englischsprachigen Anfangsbuchstaben der drei Länder impliziert wurden. "Die Bedeutung und die Chance ist uns allen bewusst", sagte Neuendorf: "Deshalb gehen wir es sehr konzentriert an." Die europäische Bewerbung hat drei Kontrahenten. Südafrika, Brasilien und die USA gemeinsam mit Mexiko wollen ebenfalls die Endrunde austragen. Die Bewerbung muss bis zum 8. Dezember beim Weltverband eingereicht werden. Der Fifa-Kongress entscheidet am 17. Mai 2024.

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