Süddeutsche Zeitung

Champions League:"Einer der besten Spieler, die ich je trainiert habe"

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Nach dem überlegenen 3:1-Sieg in Leipzig stimmt Manchester Citys Trainer Pep Guardiola, einst Coach von Lionel Messi, überraschend vollmundige Elogen auf den 18-jährigen Rico Lewis an.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Pep Guardiola hat eine Neigung zur Schwärmerei für Fußballer, die nicht jeder auf dem Schirm hat. Manchmal irrt er sich: Seine im Jahr 2010 durch eine irrwitzige Millionenablöse unterfütterte Meinung, dass sich der Ukrainer Dmytro Chygrynskyi beim FC Barcelona zu einem der besten Verteidiger der Welt entwickeln könnte, entpuppte sich als ziemlich exklusiv. Chygrynskyi, 36, spielt aktuell bei Ionikos Nikeas in Griechenland - in Liga zwei.

Dennoch: Wenn Guardiola derart über einen einzelnen Spieler schwärmt wie am Mittwochabend, nachdem seine Mannschaft, Manchester City, in der Champions League RB Leipzig 3:1 besiegt hatte, dann sollte man Obacht sagen. "Ich bin jetzt seit 14, 15 Jahren Trainer und ich habe viele unglaubliche Spieler gecoacht", sagte der 52-Jährige, der unter anderem in Barcelona einen gewissen Lionel Messi unterrichtet hatte. Und nun habe er einen Spieler gefunden, der "einer der besten Spieler ist, die ich je trainiert habe".

Die Rede war vom aufregenden Jungprofi Rico Lewis der schon in der Vorsaison ein paar Einsätze für City hatte, vornehmlich als Rechtsverteidiger, und der aus der klubeigenen Akademie stammt. Gegen RB war der 18-Jährige vornehmlich im Mittelfeld zu sehen, und das war eine solche Augenweide, dass Guardiola später in einem Interview die Lautmalerei eines TV-Reporters übernahm, um die Leistung von Lewis zu kommentieren: "Wow!!!"

Lewis war aggressiv im Spiel gegen den Ball - und reif und konstruktiv bei Ballbesitz, ein Ausbund an Selbstvertrauen, ein Quell der Inspiration. An der Seite des beruhigenden Sechsers Rodri aus Spanien blühte Lewis auf. Beide zusammen waren in hohem Maß dafür verantwortlich, dass RB-Trainer Marco Rose später davon sprach, ein Spiel gegen City bedeute, "von den Besten lernen" zu können.

Álvarez erzielt ein phänomenales Tor, aber die Schlagzeilen in England gehören Lewis

Das war eine Bekundung von Respekt, aber auch Guardiola entbot dem Gegner Respekt, durch Worte und Taten. Aus Angst vor Leipzigs Pressing und Umschaltspiel hatte der City-Trainer seinem Team aufgetragen, den Ball zu verstecken. Das hieß, dass City sich in Pass-Stafetten erging, die möglich waren, weil die Spieler konstant in Bewegung waren, jeder Ballführende mindestens zwei Passoptionen hatte. Erst kurz nach der Halbzeit schaffte es RB, City zu überraschen: durch Stürmer Lois Openda, der das 1:1 erzielte (48. Minute). Nach dem überraschenden Treffer monopolisierte City den Ball nicht mehr so wie in der ersten Halbzeit. Die Überlegenheit blieb aber groß genug, um von einem überlegenen Sieg zu sprechen - und von der eigentlichen Nachricht des Abends: vom ersten Auftritt von Lewis auf großer Bühne.

Citys 1:0 (25.) durch Phil Foden war vor allem seiner glänzenden Vorarbeit geschuldet. Lewis hatte Bernardo Silva auf der rechten Seite bedient, den Ball an der Grundlinie zurückgefordert und ihn von dort in den Rücken der Abwehr gepasst - auf Foden. City hatte weitere Chancen. Die Siegtore fielen aber erst in der Schlussphase, durch die Einwechselspieler Julián Álvarez und Jérémy Doku.

Obwohl der Schuss von Álvarez aus dem Stand in den Winkel phänomenal war, gehörten die Schlagzeilen in England Lewis. Schon in der ersten Halbzeit hatte er Aufsehen erregt, unter anderem, als er im RB-Strafraum mit dem Ball am Fuß eine faszinierende Drehung hinbekam. Sein Bewegungsradius war in der Szene kaum größer als ein Laptop, die Ballkontrolle überragend.

Lewis habe nicht nur jedes Lob verdient, er zeige auch, dass ihm der Erfolg nicht zu Kopf steige, sagte Guardiola. Auch deshalb traute er sich, Lewis zur Zukunft des Fußballs zu stilisieren. Zumal Lewis sich den Respekt der Kabine erarbeitet habe, das schwierigste Unterfangen für jeden jungen Spieler. "Die Jungs wissen, sie können sich auf ihn verlassen", betonte Guardiola. Er tut es auch.

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