Süddeutsche Zeitung

Bundesliga: Sonntagsspiele:Gladbach verblüfft

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Nach der fünften Bundesliga-Niederlage in Folge sieht sich die Borussia im Aufwind. Unterdessen klettern Wolfsburg und Dortmund in der Tabelle nach oben. Die Sonntagsspiele

Borussia Mönchengladbach ist mit der fünften Bundesliga-Niederlage in Serie noch tiefer in die Krise gerutscht. Der Traditionsclub vom Niederrhein verlor am Sonntag die Partie beim VfL Wolfsburg 1:2 und findet sich erstmals in dieser Saison auf einem Abstiegsplatz wieder. Dagegen rückte der VfL in der Tabelle auf Platz fünf vor. Im zweiten Sonntagsspiel besiegte Borussia Dortmund den VfL Bochum im Revier-Derby mit 2:0 und verbesserte sich auf Rang zehn.

Das große Aufbäumen begann bei Borussia Mönchengladbach erst nach dem Schlusspfiff. Wild und wütend bestürmten einige Gladbacher Schiedsrichter Helmut Fleischer, ganz vorne Trainer Michael Frontzeck. Doch das war nur ganz kurz und viel zu spät: Die Borussen verloren beim VfL Wolfsburg verdientermaßen mit 1:2 (0:0) und rutschten noch tiefer in die Krise. Doch völlig überraschend kam Frontzeck zu diesem Schluss: "Das war ein Schritt nach vorne."

Verblüffend war des Trainers Analyse: "Wir haben es insgesamt gut gemacht." Dabei hatten die Wolfsburger neben den Toren durch Alexander Madlung (45.+1 Minute) und Christian Gentner (90.+2) auch die deutlich besseren Chancen, etwa bei den beiden Aluminium-Treffern von Edin Dzeko in der ersten Halbzeit. Die Gladbacher kamen hingegen vor 30.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena nur zum späten Ehrentreffer von Michael Bradley (90.+3).

Tatsächlich zeigten die Borussen ein ordentliches Zweikampfverhalten, sie waren aber spielerisch und taktisch mehr als eine Klasse schlechter und kamen in der zweiten Halbzeit nur deshalb etwas besser ins Spiel, weil die am Mittwoch in der Champions League engagierten Wolfsburger einen Gang zurückschalteten. Während der Meister sich auf Platz fünf vor Bayern München verbesserte und den Anschluss an die Spitzengruppe herstellte, beginnt bei den Gladbachern nun das Zittern.

"Wir müssen auch in schwierigen Zeiten die Ruhe bewahren. Dann kommen auch wieder bessere Zeiten", forderte Gladbachs Kapitän Tobias Levels nach dem erneuten Rückschlag, der auch die Position von Coach Frontzeck nicht gerade stärken dürfte. Wie sehr des Trainers Nerven angespannt sind, zeigte sich in jener Szene nach dem Spiel, als der Borussen-Coach auf den souveränen Referee einredete. "Ich hätte gerne noch einen Angriff gesehen, diesen einen", erklärte der Trainer später und behauptete: "Ich war nicht erregt, sondern moderat."

Bei den Wolfsburgern fiel nicht einmal ins Gewicht, dass Torjäger Grafite zunächst auf der Bank saß und der für ihn eingesetzte Obafemi Martins nur durch überhastete Aktionen in Erscheinung trat und ein Totalausfall war. "Er wollte zu viel und hat ein bisschen verkrampft gewirkt", kommentierte VfL-Coach Armin Veh. Grafite kam erst nach einer knappen Stunde, wurde von den Fans bei seiner Einwechslung gefeiert. Veh legte Wert auf die Feststellung, dass die Verbannung des Brasilianers auf die Bank nicht auf dessen harsche Kritik an seiner Auswechslung beim Spiel in Bochum, sondern allein auf die Formschwäche des letztjährigen Bundesliga-Toptorjägers zurückzuführen sei.

In Dortmund gehört die sportliche Krise nach einem eklatanten Fehlstart ist bei Borussia Dortmund der Vergangenheit an. Beim 2:0 (1:0) gegen Bochum feierte der BVB seinen dritten Saisonsieg, den zweiten Dreier in Folge und den Sprung auf den zehnten Tabellenplatz. Dagegen fristet der VfL unter Interimscoach Frank Heinemann weiterhin sein Dasein in der Abstiegszone auf Rang 16.

Bochums Kapitän Marcel Maltritz suchte vergeblich nach einer Erklärung für den blutleeren Auftritt seiner Mannschaft. "Wir haben in der ersten Halbzeit zu viele Fehler gemacht, Dortmund eingeladen, immer wieder auf unser Tor zu schießen. Das darf nicht sein", sagte Maltritz.

Lucas Barrios, der das 1:0 am vergangenen Spieltag in Mönchengladbach besiegelt hatte, brachte die Gastgeber mit seinem zweiten Saisontreffer (20.) in Führung, bevor Neven Subotic (51.) vor 72.500 Zuschauern das vorentscheidende 2:0 erzielte. Die Dortmunder begannen das 59. Bundesliga-Duell der beiden Klubs so offensiv und aggressiv, wie es die von Trainer Jürgen Klopp nominierte Anfangsformation versprochen hatte. Nach nur 50 Sekunden verpassten Barrios und Nelson Valdez nach einer Flanke von Jakub Blaszczykowski die Führung nur knapp. Der VfL sah sich zwar in der Folge überwiegend in der Defensive, bemühte sich jedoch, die Begegnung offen zu gestalten.

Die sich bietenden Räume nutzte der BVB jedoch anfangs zu selten und nicht konsequent genug. Doch die Borussia wurde schließlich belohnt, als Barrios eine Flanke Blaszczykowskis aus sieben Metern zum 1:0 nutzte.

Mit dem Treffer wuchsen das Selbstvertrauen und die Überlegenheit des BVB, der weiterhin Druck machte. Bochum überstand einige brenzlige Strafraumszenen mit viel Glück und dank eines umsichtigen Torhüters Andreas Luthe, der in der 32. Minute mit einer Glanzparade gegen den freistehenden Barrios das 0:2 verhinderte.

Der VfL kam nur zu wenigen Entlastungsangriffen. Der Ex-Dortmunder Diego Klimowicz, der in der ersten Halbzeit aus guter Position unbedrängt über das Tor schoss und in der 81. Minute einen Pfostenschuss verzeichnete, hatte die besten Bochumer Chancen. Nach dem Wechsel setzten die Borussen nach und drängten auf den zweiten Treffer. Dieser gelang Subotic, der nach einem Freistoß von Dede unhaltbar aus kurzer Distanz einköpfte. Nicht nur in dieser Szene zeigte Bochum Abwehrschwächen und bestätigte den leichten Aufwärtstrend nach vier Punkten aus den letzten beiden Spielen unter Interimscoach Heinemann nicht.

Immerhin drängte der VfL in der Schlussphase auf den Anschlusstreffer. Dortmund versäumte es, mit Kontern das Ergebnis noch eindeutiger zu gestalten.

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