Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Gladbach schlägt den künftigen Trainer

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Die Borussia besiegt Eintracht Frankfurt und Adi Hütter mit 4:0, Friedhelm Funkel verliert mit dem 1. FC Köln zum Auftakt. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Tim Brack, Thomas Gröbner und Milan Pavlovic

VfL Wolfsburg - FC Bayern 2:3 (1:3), Tore: 0:1 Musiala (15.), 0:2 Choupo-Moting (24.), 1:2 Weghorst (35.), 1:3 Musiala (37.), 2:3 Philipp (54.)

Bayern-Trainer Hansi Flick und sein Wolfsburger Gegenüber Oliver Glasner scheinen sich sympathisch zu finden. Am Abend vor ihrem Duell saßen sie jedenfalls auf ein Bier beisammen, das gaben sie vor dem Spiel zu Protokoll. Über Fußball habe man philosophiert, so Flick, der Glasner als großen "Fachmann" lobte. Als solcher weiß Glasner, dass gegen die Bayern eigentlich alles nach Plan laufen muss, um Erfolg zu haben. Wenn der eigene Torhüter dann bei zwei Gegentoren mindestens unglücklich aussieht, geht so ein Spiel eben 3:2 (1:3) für Bayern aus. Die Münchner bedankten sich für die Ausrutscher - auch für den Leipziger, die im Meisterschaftsrennen nur Remis gegen Hoffenheim gespielt hatten. Der Abstand beträgt nun sieben Punkte.

Beim ersten Bayern-Treffer schwebte Jamal Musiala regelrecht durch die Wolfsburger Abwehr, sein Schuss aus rund acht Metern prallte VfL-Torhüter Koen Casteels an die Wade und von da aus ins Tor (15.). Unglücklich und haltbar. Beim zweiten Gegentor half Casteels aktiv mit, als er eine Alaba-Flanke vor die Füße von Eric Maxim Choupo-Moting fallen ließ, der Stürmer schob ein (24.).

Bis zu dieser Aktion hatten die Wolfsburger den frisch aus der Champions League ausgeschiedenen Bayern arge Probleme bereitet, überzeugten mit straffer Brust und guter Ordnung. Doch nach dem zweiten Treffer bröselte das Selbstverständnis dahin. Etwas überraschend fiel deswegen der Anschlusstreffer durch Wout Weghorst (35.). Xaver Schlager hatte einen schlampigen Pass von Thomas Müller abgefangen und seinen Stürmer bedient.

Müller betrieb zwei Minuten später Wiedergutmachung und flankte auf Musiala, der beim Kopfball nicht ganz so elegant aussieht wie auf dem Boden, aber trotzdem zum 3:1 traf. Nach der Halbzeit hatte der 18-Jährige sogar die Chance auf sein drittes Tor an diesem Nachmittag, doch Anthony Brooks blockte seinen Schuss auf der Torlinie. Statt 4:1 hieß es dann 3:2, weil Maximilian Philipp Jérôme Boateng entwischte und aus kurzer Distanz traf. Alphonso Davies für Bayern und Weghorst sowie Jérôme Roussillon für Wolfsburg fehlte dann die Präzision, um die Torhüter zu überwinden. So blieb es in einer munteren Partie beim 3:2 für Bayern - und Hansi Flick revanchierte sich nicht mit Punkten bei Glasner, der ihm am Vorabend das Bier bezahlt hatte.

Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 4:0 (1:0), Tore: 1:0 Ginter (10.), 2:0 Hofmann (60.), 3:0 Bensebaini (67.), 4:0 Wolf (90.+5)

Beim Gastspiel ihres kommenden Trainers Adi Hütter zeigte Borussia Mönchengladbach, was es kann. Durch den überraschend klaren 4:0-Erfolg verkürzte die Borussia den Rückstand auf den hessischen Überraschungsvierten um drei Punkte - die einzig gute Nachricht des Tages für die Frankfurter war, dass immer noch zehn Zähler zwischen den Klubs liegen.

Schon früh traf der allein gelassene Matthias Ginter (10.) per Kopfball, es war bereits das 21. Gladbacher Saisontor nach einer Standard-Situation. Danach entwickelte sich das erwartete muntere Offensivspektakel mit Chancen auf beiden Seiten. Die beste Frankfurter Gelegenheit vor der Pause hatte Ilsanker, doch Ersatztorwart Sippel lenkte den Kopfball an die Latte (24.). Auf der anderen Seite blieben zwei Handspiele von Ilsanker erstaunlicherweise ungeahndet, eines kapitaler (37.) als das andere (54.).

Gladbach ließ sich nicht beirren und konnte sich beim Frankfurter Keeper Kevin Trapp bedanken, der einen haltbaren Schuss von Jonas Hofmann aus spitzem Winkel passieren ließ (60.). Sieben Minuten später war die nächste Standardsituation von Erfolg gekrönt: Bensebaini vollendete nach einem Lattenkopfball von Elvedi per Kopf zum 3:0. Hannes Wolf rundete die Gladbacher Leistung durch das 4:0 in der Nachspielzeit ab.

SC Freiburg - FC Schalke 04 4:0 (2:0), Tore: 1:0 Höler (7.), 2:0 Sallai (22./Foulelfmeter), 3:0 Günter (50.), 4:0 Günter (74.)

Der FC Schalke 04 nähert sich mit großen Schritten der zweiten Liga - und wie so oft halfen die Westfalen auch bei dieser Niederlage selbst massiv nach. Nach einem der in dieser Saison üblichen kapitalen technischen Fehler des Schalkers Benjamin Stambouli konnte der Freiburger Baptiste Santamaria den Ball in Seelenruhe in den Strafraum treiben, wo Lucas Höler nach einem präzisen Querpass genüsslich zum 1:0 abschließen durfte (7. Minute). Weil Klaas-Jan Huntelaar eine Viertelstunde später im eigenen Strafraum komplett unnötig rüde gegen Roland Sallai einstieg, gab es einen Foulelfmeter, den der Gefoulte selbst verwandelte. Direkt nach der Pause schenkte Serdar den Ball her, Christian Günter bedankte sich mit dem 3:0 (49.), und weil er auf den Geschmack gekommen war, erhöhte der Kapitän mit einem strammen Linksschuss auf 4:0 (74.). Schalke schraubte seine Negativbilanz auf 25 Auswärtsspiele hintereinander ohne Sieg.

Union Berlin - VfB Stuttgart 2:1 (2:0), Tore: 1:0 Prömel (20.), 2:0 Musa (43.), 2:1 Förster (49.)

In Stuttgart dürften sie schlecht träumen vom Mann mit der Maske. Unions Kapitän Christopher Trimmel, nach Nasenbeinbruch mit Gesichtsschutz, bescherte dem VfB eine gruselige erste Halbzeit: Erst legte er für Grischa Prömel auf, der mit einem Flugkopfball (20.) die Führung besorgte. Danach servierte der 34-Jährige so präzise, dass auch der bis dato glücklose Angreifer Petar Musa nicht anders konnte, als seinen Fuß hinzuhalten - und sein erstes Bundesliga-Tor zu erzielen (43.). Jeweils war Stuttgarts linke Abwehrseite die Achillesferse.

Stuttgarts Reaktion? Kam schnell. Der eingewechselte Philipp Förster traf nach Ablage von Sasa Kalajdzic (48.). Doch dann kam nicht mehr viel. Stattdessen hätte fast Trimmel per Fernschuss geantwortet (64.), danach verpasste Max Kruse zweimal die Entscheidung (73./74.) für die Köpenicker, die weiter vom europäischen Geschäft träumen können.

FC Augsburg - Arminia Bielefeld 0:0 (0:0)

Dieses Spiel wird wohl in keinem Saisonrückblick auftauchen, es hatte eigentlich auch keine einzige Szene, die sich dafür anbieten würde. Beide Teams wollten auf keinen Fall verlieren, und so sah das Spiel aus, wie waschechter Abstiegskampf eben aussieht. Bis in die Schlussphase dauerte es, ehe in Augsburg etwas passierte: Ruben Vargas tauchte vor Bielefelds Schlussmann Stefan Ortega auf, der im Spagat den Schuss noch neben den Pfosten lenkte (78.). Es blieb: eine Szene für das Torhüter-Lehrbuch und für Augsburg und Bielefeld ein weiterer Punkt gegen den Abstieg.

Bayer Leverkusen - 1. FC Köln 3:0 (1:0), Tore: 1:0 Bailey (5.), 2:0 Diaby (51.), 3:0 Bailey (76.)

Friedhelm Funkels Start in seine allerletzte Rettungsmission misslang gehörig. Der Trainer verlor bei seinem Comeback aus der Rente mit dem abstiegsbedrohten 1. FC Köln in Leverkusen 0:3 (0:1). Kein hoffnungsvoller Start für die Rettungsmission. Leverkusen dagegen hinterlegte Ansprüche auf die Champions-League-Qualifikation. Die Mannschaft von Leih-Trainer Hannes Wolf verkürzte den Rückstand auf den Tabellenvierten Eintracht Frankfurt auf sechs Punkte.

Leon Bailey (5.) brachte Bayer früh mit einem platzierten Kopfball in Führung. Moussa Diaby (51.) erhöhte, ehe wiederum Bailey (76.) zum 3:0 spazierte. Durch den zweiten Sieg im dritten Spiel unter Wolf, der bis zum Saisonende vom DFB ausgeliehen ist, zog die Werkself mit 47 Punkten zumindest vorübergehend an Borussia Dortmund (46) vorbei auf Platz fünf.

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