Süddeutsche Zeitung

33. Bundesliga-Spieltag:Köln feiert trotz Niederlage

Lesezeit: 5 min

Fans des 1. FC Köln stürmen den Platz, weil der Klub sicher in Europa dabei ist. Leverkusen sichert die Königsklasse, Union Berlin spielt international. Hertha verpasst den vorzeitigen Klassenverbleib. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Johannes Kirchmeier und Andreas Liebmann

Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga

SC Freiburg - 1. FC Union Berlin 1:4 (0:3), Tore: 0:1 Grischa Prömel (11.), 0:2 Christopher Trimmel (30.), 0:3 Sheraldo Becker (41.), 1:3 Lucas Höler (59.), 1:4 András Schäfer (90.)

In Freiburg hatten sich die Fans eigentlich auf eine wilde Fete eingestellt beim letzten Heimspiel der Saison. Noch kann der Verein von Christian Streich ja den DFB-Pokal gewinnen - und die Fußball-Bundesliga auf einem Champions-League-Rang abschließen. Doch im Kampf um Letzteren mussten die Breisgauer am Samstag einen herben Rückschlag einstecken, sie erlebten einen Nachmittag zum Vergessen: 1:4 unterlagen sie dem 1. FC Union Berlin, in der Höhe verdient. Bereits am Sonntag könnte Leipzig den SC schon wieder vom vierten Tabellenrang verdrängen.

Schon früh crashte Grischa Prömel die SC-Party. Nach einem Pfosten-Abschluss des Stürmers Taiwo Awoniyi drückte er den Ball über die Linie. Freiburg jubelte anschließend nur kurz, als Lucas Höler vermeintlich zum Ausgleich traf. Vor der Torerzielung war der Angreifer aber mit der Hand am Ball, was bekannterweise verboten ist. Deshalb freute sich bald schon wieder der Gast, der durch Christopher Trimmel und Sheraldo Becker die 3:0-Halbzeitführung perfekt machte. Coach Urs Fischer musste sich ob der Überlegenheit seines Teams erst einmal setzen nach dem dritten Tor, sein Gegenüber Christian Streich wütete fuchsteufelswild durch seine Coaching Zone, denn besonders in der Defensive zeigten sich die Badener nachlässig. Und so traf danach Höler zwar noch zum Anschluss, doch Union setzte sich dank des großen Vorsprungs durch. Für den FCU ist es nun das sechste Ligaspiel in Serie ohne Niederlage. Und bei ganz guter Sternen- und Spielekonstellation könnten die Berliner ja am letzten Spieltag vielleicht selbst noch in die Champions League einziehen.

1. FC Köln - VfL Wolfsburg 0:1 (0:1), Tor: 0:1 Yannick Gerhardt (43.)

Null Punkte und 14 Gegentreffer: Die Bilanz des VfL Wolfsburg in zuvor fünf Saisonspielen mit dem österreichischen Schlussmann Pavao Pervan war vorsichtig gesagt nicht gerade ein Mutmacher für das Duell mit dem 1. FC Köln. Es wäre also einigermaßen nachvollziehbar gewesen, hätte das Team von Trainer Florian Kohfeldt zunächst einmal alles dichtgemacht vor dem 34-Jährigen, der den an der Schulter verletzten Koen Casteels vertrat - doch das Gegenteil war der Fall. Sie ließen die Kölner einfach mal machen. Schon in der dritten Minute stand Kölns Torjäger Anthony Modeste erstmals frei vor Pervan und vergab per Kopf, in der sechsten Minute lenkte Pervan einen Schuss des Rechtsverteidigers Benno Schmitz an den Pfosten. Auch so kann man natürlich sein Vertrauen in einen Ersatzmann zum Ausdruck bringen.

Tatsächlich überstand der VfL die Kölner Drangphase unbeschadet, um dann selbst zu Chancen zu kommen. Einer dicken durch Max Kruse (30.) folgte nach einem starken Steckpass Lukas Nmechas das 1:0 durch Yannick Gerhardt. Gastgeber Köln, dem bereits ein Punkt für den Europapokal gereicht hätte, startete dann auch in der zweiten Halbzeit offensiv, aber Pervan parierte einen fiesen Aufsetzer von Florian Kainz - das 2:0 Nmechas fast im Gegenzug zählte wegen einer Abseitsstellung nicht.

Rein theoretisch hätten die Kölner vor der Partie sogar noch auf einen Champions-League-Platz schielen können, doch alle noch so entschlossenen Angriffe in der zweiten Halbzeit verpufften - und in der 95. Minute parierte Pervan den letzten Schuss des freistehenden Modeste. Es blieb beim 0:1. Sie hatten es dann der Niederlage der TSG Hoffenheim zu verdanken, dass sie trotzdem von Rang sieben und damit aus dem Europapokal nicht mehr zu vertreiben sind. Als das feststand, stürmten die Kölner Fans den Platz.

Hertha BSC- FSV Mainz 05 1:2 (1:1), Tore: 0:1 Silvan Widmer (25.), 1:1 Davie Selke (45.+4, Foulelfmeter nach Videobeweis), 1:2 Stefan Bell (81.)

Felix Magath klatschte nur kurz mit Maskottchen Herthino ab, dann verschwand der Trainer von Hertha BSC frustriert in den Katakomben. Statt die erhoffte Party zum Klassenerhalt zu feiern, müssen die Berliner nach dem 1:2 (1:1) gegen den FSV Mainz 05 weiter zittern. Bei einem Sieg des deutschen Meisters Bayern München gegen den VfB Stuttgart am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) wäre ein weiteres Jahr in der Fußball-Bundesliga aber gesichert.

"Wir waren nicht im Spiel, nicht frisch im Kopf. Uns hat die Ruhe am Ball gefehlt. Wir haben aber immer noch die Riesenchance. Deshalb müssen wir es positiv sehen", sagte Kevin Prince-Boateng bei Sky. Die Fans spendeten den enttäuschten Profis nach dem Abpfiff dennoch Applaus. Silvan Widmer (25.) und Stefan Bell (81.) bestraften die nur in der Anfangsphase starke Hertha, die kurz vor der Pause durch Davie Selke (45.+4, Foulelfmeter) den schmeichelhaften Ausgleich erzielte.

TSG Hoffenheim - Bayer Leverkusen 2:4 (2:1), Tore: 1:0 Georginio Rutter (22.), 1:1 Patrik Schick (34.), 2:1 Christoph Baumgartner(36.), 2:2 Moussa Diaby (73.), 2:3 Patrik Schick (76.), 2:4 Lucas Alario (90.+1)

Es war das Treffen zweier Mannschaften, die noch in Europas Pokalwettbewerben mitspielen wollten in der nächsten Saison. Hoffenheim brauchte dafür jedoch anders als die Leverkusener unbedingt einen Sieg. Und deshalb legten die Gastgeber wohl auch so fulminant los: Christoph Baumgartner klaute Piero Hincapié den Ball und Georginio Rutter schloss den Konter erfolgreich ab zum 1:0. Auch das zwischenzeitliche 1:1 von Patrik Schick bremste Hoffenheim nicht lange, zwei Minuten später führte das Team von Sebastian Hoeneß schon wieder: Baumgartner traf per Kopf.

Trotzdem hinterließ dieses Spiel am Ende einen anderen Gewinner. Leverkusen drehte die Partie in der zweiten Halbzeit und ist so auch der große Sieger im Kampf um die Champions-League-Plätze, denn die Leverkusener werden die Saison auf jeden Fall auf Königsklassen-Rang drei abschließen.

Verantwortlich dafür ist vor allem der Mittelstürmer Schick, der nicht nur das 2:2 von Moussa Diaby vorbereitete, sondern auch noch sehenswert zum 3:2 traf am Samstag. Schick ist mit 24 Treffern zweitbester Torjäger der Liga hinter dem Abonnement-Schützenkönig Robert Lewandowski. Beim 3:2 setzte er sich erst grandios und gegen die beiden Verteidiger David Raum und Kevin Vogt durch, rutschte aus, stand wieder auf und umkurvte dann auch noch den Hoffenheimer Torwart Oliver Baumann, Lucas Alario traf danach gar zum 4:2.

Ein Tor braucht Schick noch, dann würde er den Leverkusener Bundesliga-Rekord von Stefan Kießling einstellen. Der Tscheche hat noch eine Partie dafür Zeit: am kommenden Samstag gegen Freiburg. Dann verabschiedet sich auch der ehemalige Mittelstürmer und langjährige Leverkusener Sportchef Rudi Völler, es dürfte ein schöner Nachmittag für ihn werden.

SpVgg Greuther Fürth - Borussia Dortmund 1:3 (0:1), Tore: 0:1 Julian Brandt (26.), 1:1 Jessic Ngankam (70.), 1:2 Julian Brandt (72.), 1:3 Felix Passlack (77.)

Allein Dortmunds Torjäger Erling Haaland kostet bekanntlich ein paar Cent mehr als der gesamte Abstiegskader der SpVgg Greuther Fürth. Und selbst jene drei Meter hohe Holzstatue des Norwegers, die gerade für dessen Heimatstadt Bryne hergestellt wird, dürfte mit 700 Kilogramm fast so viel wiegen wie Fürths komplette Startelf im vorerst letzten Bundesligaspiel des Kleeblatts und seines Trainers Stefan Leitl - aber das nur am Rande. Trotz Haalands Startelfeinsatz unterschied sich die Gewichtsklasse beider Teams am Samstag jedenfalls keineswegs so gewaltig. Nach gut 20 Minuten stand Fürths Kapitän Branimir Hrgota sogar ziemlich einsam vor Dortmunds Torhüter Marwin Hitz und konnte sich die Ecke aussuchen. Hrgota traf - allerdings zählte das Tor nicht, weil Vorlagengeber Simon Asta auf der rechten Seite zuvor aus dem Abseits gestartet war. Stattdessen brachte zwei Minuten später Julian Brandt den ersten vernünftigen Angriff des BVB mit dem Abstauber zur Dortmunder Führung (26.) zu Ende. Von Haaland gab es eine Umarmung.

Nach der Pause wiederholte sich dieses Spielchen - mit dem Unterschied, dass der Treffer der Fürther zum 1:1 durch einen Heber von Jessic Ngankam nach Hrgotas Vorlage zählte. Zwei Minütchen später war also erneut Brandt zur Stelle, erzielte das 2:1 (72.) für die Gäste nach einem entschlossenen Lauf in die Spitze - und dann erhöhte Felix Passlack doch recht schnell zum 3:1-Endstand aus spitzem Winkel. Das 1:4 wurde aberkannt, weil Haaland im Abseits stand.

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