Süddeutsche Zeitung

Barcelona nach Final-Einzug:Was sagte Pep bloß zu Leo?

Lesezeit: 3 min

Von Thomas Hummel

Das Spiel war früh entschieden, praktisch schon nach 15 Minuten. Als Lionel Messi diesen schneidigen Pass spielte, Luis Suárez querlegte und Neymar den Ball in leere Tor schoss. Nach dem 3:0 im Hinspiel war das erste Auswärtstor des FC Barcelona genug, es folgte noch ein zweites. Und danach viel Schaulaufen.

Weil es sportlich nicht spannend war, interessieren sich die Spanier am Tag nach dem Halbfinal-Rückspiel beim FC Bayern vor allem für ein Halbzeitgespräch. Eine Begegnung zweier Menschen, die in Barcelona als Fußballheilige verehrt werden. Zwischen dem "besten Trainer der Welt" und dem "besten Spieler in der Geschichte des Fußballs", wie die Zeitung Sport schreibt.

Als der Schiedsrichter zur Pause pfiff, Barcelona 2:1 führte, schlenderte Lionel Messi an Pep Guardiola vorbei. Die beiden Repräsentanten der erfolgreichsten Ära des Klubs gaben sich die Hand, auf dem Weg in den Kabinentunnel sprachen sie miteinander, lächelten. Guardiola nahm schließlich Messis Kopf und drückte ihn an seine Brust. Und nun fragen sich die Spanier: Was sagte Guardiola zu Messi?

Vier Jahre lang war Guardiola Messis Trainer. Sie prägten eine Ära, gewannen 14 Titel. Als es nun zum ersten Aufeinandertreffen zwischen dem heutigen Bayern-Trainer und seinem alten Klub kam, blickten auch viele auf dieses Duell: Guardiola gegen Messi.

Vor dem Hinspiel in Barcelona war Messi zum ersten Mal seit fast zwei Jahren zu einer Pressekonferenz vor einem Spiel erschienen. Manche interpretierten das dahingehend, dass hier einer seine Stadt nicht kampflos dem Rückkehrer überlassen wolle. Bevor Guardiola sprach, hatte Messi seinen Auftritt. Und zur Überraschung der Fußballwelt erklärte der 27-Jährige, dass er seit 2012 praktisch keinen Kontakt zu seinem alten Trainer hatte.

Ach, Moment, kramte Messi in seinen Erinnerungen: Während einer Fifa-Gala zu irgendeiner Preisverleihung seien sie sich begegnet, hätten kurz Hallo gesagt. Kaum der Rede wert.

Es war ein bemerkenswerter Einblick in die Welt des Fußballs, wo immer noch viel von Mannschaftsgeist und Zusammenhalt gesprochen wird. Selbst diejenigen, die riesenhaften Erfolg miteinander haben, müssen also keine Freunde fürs Leben sein.

Und nun die Begegnung in München. Was also sagte Pep zu Leo?

Selbst die spanischen Lippenleser sind sich nicht einig. Vielleicht: "Ya vale, Leo"? Was so viel heißen würde wie: Jetzt ist es genug, Leo. Die Geschichte ist zu schön für die Spanier, um nicht zu stimmen: Guardiola bittet Messi um Gnade. Selbst wenn es nur spaßig gemeint war und beide dazu grinsten.

Auch im Kabinengang sollen sie noch gesprochen haben, allerdings mit der Hand vor dem Mund, damit die Lippenleser nichts lesen können. Später, als die Kameras sendeten und Mikrofone aufnahmen, erklärte Guardiola wie immer staatsmännisch: "Messi ist der beste Spieler aller Zeiten. Ich vergleiche ihn mit Pelé. Es gibt keinen anderen."

Zudem drückte Guardiola seine Verbundenheit mit seinem Heimatklub aus. "Ich hoffe, dass Barça zum fünften Mal die Champions League gewinnt." Bei drei der bisherigen vier Siege war er ja noch selbst beteiligt gewesen: 1992 als Spieler, 2009 und 2011 als Trainer. Findige Statistiker fanden in Barcelona über Nacht heraus, dass dem fünften Triumph nichts mehr im Wege stehe, weil das schwierigste Hindernis nun beseitigt sei. Seit 2009 führte der Champions-League-Titel immer über Guardiola (nur 2013 war er im Sabbatical): Entweder er gewann selbst, oder er schied im Halbfinale gegen den späteren Sieger aus. 2010 gegen Inter Mailand, 2012 gegen den FC Chelsea, 2014 gegen Real Madrid.

Barcelona sieht sich nun auf dem Weg zur "triplete". In der Meisterschaft hat die Mannschaft zwei Spieltage vor Schluss vier Punkte Vorsprung auf den Rivalen Real Madrid. Im Endspiel der Copa del Rey (spanischer Pokal) trifft sie im heimischen Camp Nou auf Athletic Bilbao. Und im Finale der Champions League am 6. Juni in Berlin wird sie auf Real Madrid oder Juventus Turin treffen.

In beiden Fällen geht Barcelona auch in das europäische Finale als Favorit ins Spiel. Madrid hat nicht die beste Phase und ist in interne Querelen verstrickt. Juventus ist ohnehin der Überraschungsgast unter den letzten vier.

So erhält auch Trainer Luis Enrique zunehmend Ovationen für seine Arbeit. Im vergangenen Herbst wäre er noch fast über Differenzen mit Messi gefallen, inzwischen hallt auch sein Name lautstark durch das riesige Camp Nou bei Heimspielen. Nun hat er seinen großen Vorgänger, den verehrten Guardiola, aus dem Wettbewerb geworfen. Und könnte dessen Kunststück wiederholen, im ersten Trainerjahr in Barcelona alle drei Titel zu gewinnen.

Nach dem Finaleinzug in München sagte er: "Wir wissen, welche Eigenschaften unsere Spieler haben, und die haben wir genutzt." Bei Spielern wie Messi, Neymar, Luis Suárez und Iniesta ist das eine sehr gute Voraussetzung, um am Ende tatsächlich alles zu gewinnen.

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